IS-Massaker in Palmyra: 400 Tote, die meisten von ihnen Frauen und Kinder
Die Extremistenmiliz IS hat im syrischen Palmyra offenbar ein Massaker angerichtet. Die Islamisten töteten seit Eroberung der antiken Stadt vor wenigen Tagen mehr als 400 Menschen, wie sowohl das syrische Regime als auch Oppositionelle am Sonntag berichteten.
Die meisten der Opfer seien Frauen und Kinder gewesen, meldete das Staatsfernsehen unter Berufung auf Bewohner. Die Leichen seien geschändet worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Sie deckten sich jedoch teilweise mit Berichten syrischer Oppositioneller. Diese erklärten in Online-Netzwerken, Hunderte Leichen säumten die Strassen der Weltkulturerbestadt. Bei den Toten handle es sich vermutlich um Anhänger der Regierung in Damaskus.
Unterstützer der Extremisten stellten Videos ins Internet, die angeblich zeigen, wie IS-Kämpfer Regierungsgebäude durchsuchen und Bilder von Präsident Baschar al-Assad und dessen Vater von den Wänden reissen.
Die Miliz Islamischer Staat (IS) hat in Syrien und im Irak grosse Landesteile erobert und ein Kalifat ausgerufen. Sie ist berüchtigt dafür, brutal gegen Andersdenkende vorzugehen.
Zwei Grosserfolge
In den vergangenen Tagen feierte sie mit der Erstürmung der irakischen Provinzhauptstadt Ramadi und kurz darauf der Einnahme Palmyras zwei ihrer bislang grössten Erfolge, nachdem sie zwischenzeitlich auch wegen der Luftangriffe einer von den US-geführten Allianz in die Defensive gedrängt schien.
Im Irak meldeten die Sicherheitskräfte eine Woche nach dem Fall Ramadis Erfolge beim Versuch, die Stadt zurückzuerobern. Der Ort Husaiba Al-Scharkija rund zehn Kilometer östlich von Ramadi sei mit Hilfe schiitische Milizionäre eingenommen worden, sagten ein Polizeimajor und ein regierungstreuer Stammesvertreter. Nun werde geplant, wie die Islamisten zurückgedrängt werden sollen.
Offene Kritik aus USA
US-Verteidigungsminister Ash Carter warf den irakischen Soldaten unterdessen vor, keinen Kampfeswillen zu besitzen. Beim Kampf um Ramadi seien die Iraker dem IS zahlenmässig weit überlegen gewesen, dennoch hätten sie sich zurückgezogen, sagte Carter in einem Interview des TV-Senders CNN.
«Die irakischen Truppen haben einfach keinen Willen zum Kampf gezeigt», sagte er am Sonntag. Dies sei ein Problem.
Kommentatoren in Washington bezeichnen die Äusserungen Carters als die bisher härteste öffentliche Kritik an den irakischen Truppen. Zwar kritisieren US-Regierungsvertreter immer wieder den Zustand der irakischen Armee, doch meist hinter vorgehaltener Hand. (sda/reu/dpa)
