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Syrien

Autopsie bestätigt Chemiewaffen-Einsatz in Syrien – Erdogan beschimpft Assad als «Mörder»

Autopsie bestätigt Chemiewaffen-Einsatz in Syrien – Erdogan beschimpft Assad als «Mörder»

06.04.2017, 11:1906.04.2017, 12:10
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In this photo taken on Tuesday, April 4, 2017 and made available Wednesday, April 5, Turkish experts carry a victim of alleged chemical weapons attacks in Syrian city of Idlib, at a local hospital in  ...
Dutzende Menschen starben beim Giftgasangriff im Nordwesten Syriens.Bild: /AP/KEYSTONE

Autopsien von Opfern des mutmasslichen Giftgasangriffs in Syrien haben laut der türkischen Regierung den Einsatz von Chemiewaffen bestätigt. Der Einsatz von Chemiewaffen am 4. April in der nordsyrischen Provinz Idlib sei anhand von Autopsien nachgewiesen worden.

Die medizinischen Untersuchungen seien im südtürkischen Adana an drei Leichen aus Idlib ausgeführt worden, sagte Justizminister Bekir Bozdag am Donnerstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Nach dem mutmasslichen Giftgasangriff waren rund 30 Verletzte in die Türkei gebracht worden, von denen drei starben. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte bereits am Mittwoch den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad für den Angriff verantwortlich gemacht. Erdogan hatte Assad als «Mörder» bezeichnet.

Paris für diplomatische Lösung

Frankreich zieht eine diplomatische Lösung für den Syrien-Konflikt einem militärischen Eingreifen vor. Die Regierung in Paris suche weiterhin das Gespräch mit den anderen Mitgliedern im UNO-Sicherheitsrat, vor allem Russland, sagte Frankreichs Aussenminister Jean-Marc Ayrault dem Sender CNews am Donnerstag.

Auf die Frage, ob sich Frankreich an einem Militäreinsatz beteiligen würde, sagte er, eine diplomatische Lösung habe Priorität. Ein Wutanfall des US-Präsidenten Donald Trump solle nicht als Vorwand dafür dienen, auf den Kriegspfad zu gehen.

Trump sagte zuvor, dass mit dem Einsatz von Giftgas in Syrien rote Linien überschritten worden seien. Zudem habe sich seine Einstellung gegenüber Syrien und Assad geändert. Der jüngste Giftgasvorfall war auch Thema im UNO-Sicherheitsrat. Russland lehnte aber eine UNO-Resolution ab.

Luxemburgs Aussenminister Jean Asselborn setzt im Syrien-Konflikt auf ein gemeinsames Vorgehen der USA und Russlands. Es wäre sehr nützlich, wenn die beiden Länder einen Konsens finden könnten, sagte Asselborn am Donnerstag im Deutschlandfunk. Dies könnte eine Kehrtwende in dem seit sechs Jahren andauernden Bürgerkrieg bringen. Sonst könne die Waffe des Veto im UNO-Sicherheitsrat immer wieder gezogen werden. (sda/dpa/reu)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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LeChef
06.04.2017 11:35registriert Januar 2016
Ich bin sonst gar nicht der Typ, der Assad oder Putin verteidigen würde. Aber in diesem Fall muss ich sagen, die Theorie, dass das Regime hinter dem Angriff steckt, ist nicht plausibel. Der militärische Nutzen dieser Waffen ist zwar grösser, als der konventioneller Bombardements, aber nicht so gross, dass er den Imageschaden rechtfertigen würde. Die Lage ist heute völlig anders als vor zwei, drei Jahren. Assad ist nicht mehr in der Defensive und hat sich verpflichtet, die Chemiewaffen zu zerstören. Wieso sollte er ohne Not die Wut des Westens auf sich ziehen? Macht für mich keinen Sinn.
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Vanish Oxi Action
06.04.2017 11:37registriert September 2015
Eine Frage, die ich den Medienberichten nicht entnehmen konnte:
Folgte auf den Giftgasangriff von letztem Dienstag eine Bodenoffensive der Syrischen Armee? Wenn dem nämlich nicht so ist, macht der Einsatz von Giftgas in bewohntem Gebiet aus militärischer Sicht keinen Sinn. Dann würde sich definitiv die Frage stellen, welchen Vorteil sich das Assad Regime daraus erhofft. Sind nicht die Vorteile der Rebellen viel grösser, wenn sie einen Giftgasangriff inszenieren?
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NWO Schwanzus Longus
06.04.2017 11:40registriert November 2015
Für was sollte Assad einen Giftgasangriff gemacht haben wenn er so oder so auf der Gewinnerseite ist? Ein Versuch der Medien wieder die Leute im Westen für einen gröberen Syrieneinsatz gegen Assad zu begeistern um die Terroristen zu unterstützen.
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