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Thailand

Reisen: Maya Bay schliesst, um dem Traumstrand eine Pause zu gönnen

«The Beach» legt eine Pause ein: Der Traumstrand Maya Bay schliesst erneut

Maya Bay kennt zwar keinen Massentourismus mehr – trotzdem schliesst die Bucht nun erneut, um die Infrastruktur der Insel weiter zu verbessern.
02.08.2022, 20:1803.08.2022, 13:42
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Die 250 Meter lange Bucht auf der unbewohnten Insel Koh Phi Phi mit weissem Sandstrand und klarem Wasser war schon vor rund 40 Jahren ein beliebter Touristenort – für Einheimische.

Das änderte sich, als der Hollywood-Film «The Beach» mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle die Bucht im Jahr 2000 weltbekannt machte – und Tausende von Touristen an den Traumstrand lockte.

Die Zahl an Touristen stieg innert weniger Jahre von 1000 bis auf 8000 Besucher pro Tag (!).

Überfüllter Maya Beach am 19. August 2017 – ein Jahr vor der Schliessung der Bucht.
Überfüllter Maya Beach am 19. August 2017 – ein Jahr vor der Schliessung der Bucht.bild: shutterstock

Wie sich der Tourismus der Insel in weniger als zehn Jahren veränderte:

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grafik: bbc

Meeresbiologe und Professor Dr. Thon Thamrongnawasawat erinnert sich zurück, als jeden Tag im Schnitt 5000 Tagesausflügler vom nahe gelegenen Phuket die Bucht besuchten. Wenn Touristen versucht hätten, ein Bild der Bucht zu schiessen, habe man vor lauter Booten das Meer fast nicht sehen können, sagt er zu CNN. Zu Spitzenzeiten seien fast 100 Boote gleichzeitig angekommen.

Der Traumstrand Maya Bay liegt auf der thailändischen Insel Ko Phi Phi.
Der Traumstrand Maya Bay liegt auf der thailändischen Insel Ko Phi Phi.bild: shutterstock

Das Paradies mutierte zur Tourismus-Hölle

Der Massenansturm hatte fatale Folgen für das Ökosystem rund um die Maya Bay: Der Strand vermüllte, Tiere wurden vertrieben und Korallenriffe verschwanden. 2018 waren nur noch 8 Prozent der Korallen übrig.

Der Massentourismus zwang die Behörden dazu, den Strand 2018 abzuriegeln, um die Natur zu schützen.

Ursprünglich plante man eine viermonatige Sperrung. Danach kündigte die Regierung an, dass die Bucht für mindestens zwei Jahre geschlossen bleibt. Geöffnet wurde der Traumstrand dann erst wieder 2021.

In den drei Jahren dazwischen ist viel passiert. Ein Team von Meeresexperten und Freiwilligen pflanzte über 30'000 neue Korallen. Der Grossteil davon wuchs in eine nahe gelegene Insel. Ungefähr 50 Prozent der Korallen überlebten. Diese beginnen nun, selbst zu wachsen und sich auszubreiten. «Mutter Natur macht jetzt den Job», sagt Thamrongnawasawat. Ohne den Umpflanzungsprozess würde es 30 bis 50 Jahre dauern, bis die Riffe natürlich regenerieren.

Inzwischen sei auch die Tierwelt zurückkehrt: Clownfische, Hummer und Schwarzspitzenhaie kreisen um die Bucht.

Touristenbeschränkung und Badeverbot

Um die Natur weiter zu schützen, lässt die Regierung keinen Massentourismus mehr zu. Täglich ist die Bucht von 7.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Touristen können sie nur während 60 Minuten besuchen. Die Gästezahl ist pro Tag auf rund 4000 Personen begrenzt.

Die Boote dürfen ausserdem nicht mehr direkt in die Bucht einfahren. Für die Anreise wurde eine neue Anlegestelle im hinteren Teil der Insel errichtet. Schwimmen ist nicht erlaubt, nur die Füsse dürfen im türkisblauen Wasser kurz abgekühlt werden. Wer sich nicht ans Badeverbot hält, muss eine Geldstrafe von 5000 Baht bezahlen (rund 130 Schweizer Franken).

Gründe für das Badeverbot gibt es einige: Einerseits sollen die Haie nicht gestört werden, andererseits könnten Touristen möglicherweise auf die Korallen treten, die mit viel Aufwand angepflanzt wurden.

Geschlossen während Monsunzeit

Jetzt – sieben Monate nach der Wiedereröffnung – schliessen die thailändischen Behörden den Traumstrand erneut. Diesmal allerdings nur für kurze Zeit: vom 1. August bis zum 30. September – während der Monsunzeit.

Man wolle dem Schutzgebiet ab und an eine Pause gönnen. Die Regenzeit eignet sich daher gut. Die Schliessung solle zudem daran erinnern, dass grosse Anstrengungen unternommen wurden, um die Touristenattraktion zu rehabilitieren.

Für die Regierung sind die Einschränkungen Teil der Herausforderung, Natur und Tourismus in Einklang zubringen. Der Tourismus trug vor der Pandemie rund 20 Prozent zum BIP bei. Und das Niveau ist noch lange nicht erreicht. Die Weltbank rechnet damit, dass bis 2024 voraussichtlich 24 Millionen Menschen nach Thailand reisen, was etwa 60 Prozent des Niveaus vor der Pandemie entspricht. Der grösste Teil an fehlenden Touristen kommt aus China.

Die Wissenschaftler mussten bei den Besucherbeschränkungen und der zweimonatigen Schliessung einige Kompromisse mit den Behörden eingehen. Trotzdem spricht Meeresbiologe Thon Thamrongnawasawat in den höchsten Tönen über seine Heimat: «Dieses Modell wird das Image des thailändischen Tourismus verändern, denn es zeigt, dass wir nicht nur ein Land sind, das verrückt nach Geld ist.»

(cst)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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schneeglöggli
02.08.2022 21:35registriert Februar 2016
Ein guter Anfang. Da sollten sich viele andere Destinationen (auch Schweizer) eine Scheibe davon abschneiden.
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Jakob Meier
02.08.2022 21:42registriert November 2020
Wieso tut man sich das an. 4000 sind imho immer noch zuviel. Aber wenn sich Leute so erholen möchten. Da ist mir die Silbern 1000× lieber
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