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Darum schützt Israel seine Panzer nach Ukraine-Vorbild

Israelische Panzer mit Metallkäfig als Schutz vor Drohnenangriffen.
Israelische Panzer mit auffälligem Metallkäfig-Aufbau. Er soll die Auswirkungen von Drohnen-Angriffen vermindern.Screenshot: Twitter

Darum schützt Israel seine Panzer nach Ukraine-Vorbild

Israelische Panzer werden offenbar umgebaut: Ein Käfig soll sie besser gegen Angriffe aus der Luft schützen.
21.10.2023, 19:5621.10.2023, 20:57
Thomas Wanhoff / t-online
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Israel versucht offenbar seine Panzer von Drohnen-Attacken zu schützen und bedient sich einer Methode, die in der Ukraine bereits Erfolg hatte. Bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober waren israelische Panzer schwer beschädigt worden, nachdem Drohnen Sprengsätze auf sie abgeworfen hatte. Dabei gerieten zwei Merkava-Panzer in Brand, die vor allem im Grenzbereich eingesetzt werden. Solche Angriffe will man wohl verhindern, wie Fotos aus Aschkelon zeigen.

Dort hat die israelische Armee bereits mehrere Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zusammengezogen, als Vorbereitung für eine Bodenoffensive. Auf einigen Fahrzeugen sind Aufbauten zu sehen: über dem Geschützturm ist eine Dachkonstruktion angebracht worden.

Nach Recherchen der «Washington Post» sollen diese Metallkäfige einen abgeworfenen Sprengsatz zur Explosion bringen, bevor dieser den eigentlich Panzer trifft. Damit werde der Schaden minimiert.

Käfig schützt Schwachstellen nicht

«Ich gehe davon aus, dass die Hamas-Angriffe Israel den Anstoss gegeben haben, die Käfige in grösserem Umfang zu installieren», sagte Mark Cancian, ein leitender Berater des «Center for Strategic and International Studies». «Das war wahrscheinlich etwas, worüber sie schon einmal nachgedacht hatten, da alle den Krieg in der Ukraine genau beobachten.»

Das Problem für die Israelis besteht jedoch darin, dass der neue Käfig der Merkava-Modelle bescheiden ausfällt, schreibt das US-Magazin «Forbes»: Er bedecke nur den Turm einer Merkava und lasse die Vorderseite des Rumpfes und des Turms frei. An der Vorderseite des Rumpfes befindet sich der Motor. Die Behälter, die an der Rückseite des Turms hängen, enthalten Ersatzmunition für das Hauptgeschütz. Vor wenigen Tagen erst war bekannt geworden, dass sich die Hamas die Schwachstellen der Merkava-Panzer genau angeschaut und ein Handbuch für Angriffe geschrieben hatte.

Schutz gegen kleinere Sprengladungen

In der Ukraine hat sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs gezeigt, dass Panzer nicht mehr nur gegen Truppen und andere Panzer kämpfen. Sie werden zunehmend von kleinen, billigen Drohnen bedroht. Diese sind ferngesteuert, senden ein Kamerabild an den Soldaten, der sie steuert. Entdeckt er einen Panzer, kann er gezielt eine Sprengladung abwerfen. Die Ukraine wie auch Russland haben mittlerweile Spezialkäfige auf ihre Panzer aufgebaut, wie Videoaufnahmen aus dem Kriegsgebiet zeigen.

Samuel Bendett, ein Drohnenexperte vom amerikanischen Center for Naval Analyses, warnt aber vor zu viel Sicherheitsgefühl. Letztlich könnten die Schutzschilde nur eine gewisse Sprengkraft abhalten, sagte er der «Washington Post».

Bilder aus der Ukraine zeigen Panzer, die trotz Dachkonstruktion zerstört wurden. Sie seien vor allem gegen kleine Drohnen mit geringer Sprengladung geeignet, wie sie die Hamas-Terroristen in ihrer Attacke eingesetzt haben. Werden hingegen sogenannte Racing-Drohnen verwendet, die besonders schnell und manövrierfähig sind, würden auch die Dächer nicht helfen. Solche Drohnen seien bereits im Sudan gegen Wagner-Soldaten eingesetzt worden.

Fotos von zerstörten russischen Panzern.
Screenshot: Twitter

Bei einer Bodenoffensive dürfte Israel auf heftigen Widerstand stossen. Die Hamas hat in den vergangenen Jahren ein weitreichendes Tunnelsystem errichtet. Ausserdem verfügen die Terroristen über Panzerfäuste und selbstgebaute Raketen. Bei ihrem Angriff am 7. Oktober überraschten die Terrorkommandos die israelischen Grenzschützer aber auch mit moderner Technik. So wurden Drohnen nicht nur gegen Panzer eingesetzt, sie zerstörten auch Überwachungskameras und Kommunikationseinrichtungen.

Quellen

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