Bisher haben Geflüchtete aus der Ukraine mit dem Schutzstatus S von einigen Privilegien profitiert. So etwa beim Auto: Ihnen war es trotz Sozialhilfe erlaubt, ihr Auto zu behalten und frei zu nutzen.
Wie der Obwaldner Regierungsrat Christoph Amstad im November gegenüber SRF erklärte, habe dieses Privileg für sie zu Beginn Sinn ergeben:
Dann aber habe sich gezeigt, dass der Krieg länger dauere, so der Vizepräsident der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren SODK. Aus diesem Grund habe sich der Vorstand der SODK für die Streichung dieses Privilegs entschlossen: Wer nach zwölf Monaten noch in der Schweiz lebt und Sozialhilfe bezieht, der muss sein Auto verkaufen.
Ausnahmen machen die Kantone nur, wenn das Auto aus gesundheitlichen Gründen oder für den Job nötig ist.
Bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe hat man Verständnis für diesen Schritt. So sagte Sprecherin Eliane Engeler im vergangenen November zu SRF:
Je nach Kanton dürften einige Hundert Menschen von der neuen Regelung betroffen sein. Wie Recherchen von 20min zeigen, sind in Luzern aktuell 141 Geflüchtete aus der Ukraine mit einem Auto registriert, wobei davon im Februar 132 Sozialhilfe bezogen hätten.
Einer davon ist Viacheslab Bondarchuk. Er sei in der Ukraine Change Manager gewesen, habe jährlich 200'000 Euro verdient und ein Haus gebaut, erzählt er der Gratiszeitung. Er sei bei Kriegsbeginn mit seinen Kindern in die Schweiz geflüchtet. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich nur 20'000 Euro auf seinem Konto befunden, der Rest habe in Vermögenswerten gesteckt. Alles, was ihm geblieben sei, sei sein Tesla.
Zwar habe er im Juni letzten Jahres Arbeit gefunden, allerdings sei diese nur bis Februar befristet gewesen. Deshalb ist Bondarchuk seit Februar wieder auf die Sozialhilfe angewiesen. Wenn er in ein bis zwei Monaten keinen Job findet, muss er seinen Tesla verkaufen. Der 52-Jährige versteht das nicht: Er lebe mit seinen zwei Kindern und zwei Freunden zu fünft im zürcherischen Winkel. Die Kosten für den ÖV wären viel höher als die geringen Betriebskosten für das Auto.
Auch in Lettland werden Autos von ihren Besitzerinnen und Besitzern getrennt. Allerdings aus anderen Gründen. Am 13. Februar entschied die lettische Regierung, Autos von betrunkenen Lenkerinnen und Lenkern zu konfiszieren und an die ukrainische Armee zu übergeben.
🇱🇻 🇺🇦 Šodien ceļu uz Ukrainu uzsāka pirmās atomašīnas, kuras turpmāk pa Latvijas ceļiem vairs nestūrēs to bijušie īpašnieki – dzērājšoferi.
— VID (@vid_gov) March 8, 2023
8 auto šodien nodoti biedrības "Agendum" rokās, kas tos tālāk nogādās tur, kur tie nepieciešami visvairāk. #StandWithUkraine #KopāArUkrainu pic.twitter.com/OQEyHeYCF7
Zuvor traten im November 2022 neue Änderungen des Strafgesetzes in Kraft, die das Fahren unter Alkoholeinfluss mit über 1,5 Promille im Blut zum Straftatbestand machten. Zudem erlauben sie es der Regierung, die Autos der betrunkenen Lenkerinnen und Lenker zu beschlagnahmen und zu versteigern. Die Anzahl der beschlagnahmten Autos war aber so hoch, dass die Behörden mit den Auktionen nicht mehr nachkamen. Innerhalb von zwei Monaten wurden im baltischen Staat 200 Autos von Lenkerinnen und Lenkern mit über 1,5 Promille im Blut konfisziert.
Als den Beschlagnahmungsstellen der Platz auszugehen drohte, kam dem lettischen Finanzminister Arvils Aseradens die zündende Idee: Man könnte die Autos ja einfach in die Ukraine schicken! Inspiriert wurde er durch die lettische wohltätige Organisation Twitter Convoy, die bereits 1200 Autos in die Ukraine transportiert hatte. Mit ebendieser Organisation schloss Aseradens einen Deal ab: Jede Woche würde er ihr 24 Autos übergeben, um diese an die Ukraine zu spenden.
Im Rahmen der neuen Initiative hat am vergangenen Mittwoch der erste Konvoi aus acht Personenwagen die lettische Hauptstadt Riga verlassen.
Im Juni letzten Jahres hatte der russische Automobilbauer Avtovaz angekündigt, die Lada-Produktion nach dreimonatiger Pause wieder aufzunehmen. In einer Pressemitteilung hiess es:
Gleichzeitig räumte Avtovaz ein, dass das Sortiment aufgrund der Sanktionen beschränkt sei. Beschränkt war auch die Ausstattung der neu produzierten Fahrzeuge. Aufgrund des Angriffskrieges in der Ukraine wurde Russland mit diversen Sanktionen belegt, welche sich unter anderem in Komponentenmangel niederschlugen.
Im Modell des Lada Granta Classic 2022 fehlten etwa ABS, ESP, GPS, Gurtstraffer und Airbags.
Lange wurde dieses Modell allerdings nicht produziert. Bereits 4 Monate später soll die Produktion des Lada Granta Classic 2022 wieder eingestellt worden sein, berichtete die führende Autowebsite motor.ru im vergangenen Oktober. Stattdessen wurde mit der Produktion der Version Lada Granta Classic 22 Advance begonnen. Diese besitzt nicht nur wieder Airbags, sondern auch Era Glonass (ein elektrisches Notrufsystem) und ein Audiosystem mit USB-, SD-Karten- und Bluetoothunterstützung. Eine Klimaanlage ist in diesem Modell nicht eingebaut. Diese gibt es nur beim Modell Classic 22 Air Conditioner – allerdings auf Kosten des Airbags und des Audiosystems.
Wer sich in Russland einen Lada zulegen will, muss mittlerweile tiefer in die Tasche greifen. Wie die russische Zeitung 74.ru am 1. März berichtet, sind die Preise der Lada-Modelle gestiegen. Alexander Rulevsky, Experte für den Automobilmarkt und Leiter des Lehrstuhls für Automobile und Automobilservice an der Staatlichen Universität Süd-Ural, vermutet, dass die Werksleitung die mit der Logistik verbundenen Kosten kompensiert. Gegenüber 74.ru erklärt er:
Aufgrund der gestiegenen Autopreise sehen sich Russinnen und Russen nach günstigeren Alternativen um. So auch ein verdeckter Journalist der russischen Seite Autonews.ru. Er reiste Ende Januar nach Kasachstan und klapperte mehrere Autohäuser ab, um zu testen, ob ein Fahrzeugkauf im Nachbarland möglich wäre.
Ohne Erfolg: Ein Autohaus von Hyundai weigerte sich, dem Russen ein Auto zu verkaufen. Einen richtigen Grund habe der Verkäufer aber nicht nennen können, so Autonews.ru. In einem anderen Hyundai-Autohaus sei auf Schwierigkeiten mit dem Papierkram hingewiesen worden. Kia dagegen war direkter und sagte ihm, dass sie ihm das Auto nur mit einer gültigen Aufenthaltsgenehmigung in Kasachstan hätten verkaufen können. Der Journalist scheiterte ebenfalls bei Toyota, Volkswagen, der chinesischen Marke Chery und sogar bei Lada.
Anton Shaparin, Vizepräsident der National Autombil-Union (NAS) Russlands, erklärte gegenüber Autonews.ru, dass der Entscheid, den Autoverkauf gegenüber Russen einzuschränken, «politisch» sei:
Der russischen Bevölkerung bleibt also in den meisten Fällen nichts anderes übrig, als das Auto im eigenen Land zu kaufen. Dieses dürfte dann entweder teuer oder – bei günstigeren Modellen – gefährlich werden.
Aber das ist bei Heineken und Co. Immer noch nicht angekommen