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Ukraine

Russischer IT-Spezialist flieht vor Mobilmachung – und lebt im Wald

epa10216475 A car in the forest in the town of Izyum, in Kharkiv region, Ukraine, 30 September 2022. The Ukrainian army pushed Russian troops from occupied territory in the northeast of the country in ...
Seit einem Monat lebt der IT-Experte im Wald. (Symbolbild)Bild: keystone

Er lebt seit einem Monat im Wald: Russischer IT-Spezialist flieht vor Mobilmachung

Er sieht keinen Sinn darin, an der russischen Front zu sterben. Ein IT-Spezialist aus Russland ist vor der Mobilmachung in den Wald geflohen.
24.10.2022, 05:4024.10.2022, 08:53
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Ein Artikel von
t-online

Ein russischer IT-Experte will der Mobilmachung entfliehen und lebt seit einem Monat im Wald, berichtet die vom Staat unabhängige russische Medienplattform Mediazona. Adam Kalinin, wie der Russe in dem Artikel genannt wird, protestierte gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und wurde deshalb sowohl zu einer Geldstrafe verurteilt als auch verhaftet.

Wie er so eine Hütte baut, lerne er über YouTube-Videos.

Die Nachricht der Mobilmachung sei für ihn ein Schock gewesen. Als sie begann, wartete Kalinin nicht auf eine Vorladung, sondern machte sich direkt auf den Weg in den Wald. «Das war keine leichte Entscheidung», sagt er Mediazona. Der Regierung zu trauen, dass sie keine IT-Fachkräfte einziehen und deshalb in der Stadt zu bleiben, war für Kalinin keine Option – Russland zu verlassen, wie zwei seiner Kollegen es taten, allerdings auch nicht.

Kalinin hatte schon etwas Ausrüstung und Erfahrung

In den letzten Jahren war er regelmässig mit dem Backpack auf Reisen. Mit seiner Frau war er oft campen. Etwas Ausrüstung und Erfahrung hatte Kalinin also bereits vor seiner Flucht in den Wald. Interesse für erneuerbare Energien und Technologie hatte er auch, sodass er auch das technische Verständnis hatte, um mit seinen Solarkollektoren und seiner Antenne umgehen zu können. Auch ein Büro hat er sich im Wald eingerichtet.

Kalinin arbeitet acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. In seiner Freizeit baut er sein Zeltlager weiter aus, denn sein Ziel ist es, eine Art Hütte zu bauen. Für diese sammelt er Baumaterialien. Wie er so eine Hütte baut, lerne er über YouTube-Videos. Unterstützung bekommt er auch von seiner Frau. Die bringt regelmässig Lebensmittel zu einem eigens dafür gekauften Müllcontainer. Der steht etwa eine Stunde von Kalinins Lager entfernt.

Mit dem Alleinsein habe er keine grossen Probleme, in der IT-Branche seien die Menschen sowieso eher introvertiert. Seine Frau und seine Freunde vermisse er dennoch. Durch die körperlichen Aktivitäten im Wald komme Kalinin besser mit den Nachrichten und den Sorgen klar: «Das ist irgendwie einfacher zu ertragen». Und er ist auch überzeugt, dass es ihm besser gehe als den eingezogenen Männern. Und er «sehe keinen Nutzen darin. Es ist offensichtlich, dass wir niemanden verteidigen, wir greifen an. Und das ist traurig.»

Verwendete Quellen:

((t-online,csi))

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pontifax
24.10.2022 07:35registriert Mai 2021
Und weiterhin ist es Putin egal, was er nicht nur anderen Völkern sondern auch dem eigenen Volk antut. Auf so ein "Staatsoberhaupt" kann die Welt verzichten. Für den würde ich auch nicht in den Krieg ziehen.
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el cóndor terminado
24.10.2022 07:44registriert Juni 2021
Offenbar wusste auch er was "sein" Staat und sein "Führer 2.0" so treibt. Offenbar wissen es doch sehr viele Russen und schweigen bis es sie selbst erwischt. Dann wird gejammert.
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