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Ukraine

Ukrainische Soldaten schildern, wie sie einen Rückzug im Krieg erleben

epa11964831 A handout photo made available by the Russian Defence Ministry's press-service shows Russian servicemen walking along at an area in the Kursk region, Russia, 14 March 2025. The Russia ...
Russische Soldaten bei der Rückeroberung von Kursk.Bild: keystone

«Wir kämpften wie Löwen» – wie ukrainische Soldaten den Rückzug aus Kursk erlebten

Der Rückzug aus der russischen Region Kursk wurde von ukrainischen Soldaten wie eine Szene aus einem Horrorfilm beschrieben. Fünf Soldaten geben gegenüber der BBC einen Einblick, wie sie den Rückzug erlebt haben.
18.03.2025, 14:1218.03.2025, 14:56
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Anton

Anton diente zur Zeit des Rückzugs im Hauptsitz an der Kursker Front. Er erzählt BBC:

«Die Logistik funktioniert nicht mehr – organisierte Lieferungen von Waffen, Munition, Lebensmitteln und Wasser sind nicht mehr möglich.»

Laut BBC schätzen westliche Beamte, dass an der Kursk-Offensive etwa 12'000 ukrainische Soldaten beteiligt waren. Unter ihnen einige der am besten ausgebildeten Soldaten, mit Waffen, die aus dem Westen geliefert wurden und gepanzerten Fahrzeugen.

In this photo taken from video distributed by Russian Defense Ministry Press Service on Thursday, March 13, 2025, a view of Sudzha, the biggest town in the Kursk region of Russia after it was taken ov ...
Sudscha, die grösste Stadt in Kursk, ist verlassen.Bild: keystone
«Wir wären mehrere Male fast gestorben. Drohnen sind die ganze Zeit am Himmel.»

Anton sagt, dass sie einst überlegen waren, was die Drohnentechnik angeht. Dies sei nun nicht mehr so.

Transparenzhinweis
Die Namen der Soldaten wurden von BBC geändert, um deren Identitäten zu schützen. Wir haben die Namen von BBC so übernommen.

Dmytro

Dmytro vergleicht den Rückzug aus Kursk mit Szenen aus einem Horrorfilm. Fahrzeuge wurden oft von mehreren Drohnen gleichzeitig verfolgt. Auch er war beim Rückzug vor Ort.

«Die Strassen sind mit Hunderten von zerstörten Autos und gepanzerten Fahrzeugen übersät.»

Dmytro beschrieb sein eigenes, knappes Entkommen. Das Auto von seinen Kameraden und ihm blieb auf der Flucht vor den Drohnen stecken. Als sie versuchten, das Auto wegzuschieben, wurden sie von einer anderen Drohne anvisiert. Einer seiner Kameraden wurde verletzt und sie mussten in einem Waldstück Schutz suchen, wo sie sich zwei Stunden versteckten, bevor sie gerettet wurden.

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Ein russischer Hexakopter wirft eine Drohne ab. Der genaue Ort der Aufnahme ist unbekannt.Bild: keystone

Wolodymyr

Der Soldat Wolodymyr wollte sich von der Stadt Sudscha in die ukrainische Stadt Sumy zurückziehen.
Der Rückzug und der Transport der Materialien waren von einer Hauptroute abhängig.
Wolodymyr erzählt, noch vor einigen Monaten sei die Reise von Sudscha nach Sumy einigermassen sicher gewesen. Das habe sich jedoch geändert. Wolodymyr sagt über die Rückzugsroute:

«Es ist alles unter der Feuerkontrolle des Feindes – Drohnen rund um die Uhr. In einer Minute kann man zwei bis drei Drohnen sehen. Das ist eine Menge.»

Maksym

Maksym berichtet, sie hätten versucht zu verhindern, dass ihre Route von den russischen Soldaten abgeschnitten wird. Russland habe eine Streitmacht zur Rückeroberung der Stadt zusammengezogen.
Die Russen hätten unter anderem ihre besten Drohneneinheiten geschickt, um die Rückzugsroute zu übernehmen.

«Dazu gehörten auch Drohnen, die über Glasfaserkabel mit den Betreibern verbunden sind. Diese sind mit elektronischen Gegenmassnahmen nicht zu zerstören.»

Artem

«Wir haben wie Löwen gekämpft.»

Artem meldet sich aus einem Militärspital bei BBC. Er wird dort für eine Wunde behandelt, die er bei einem Drohnenangriff erlitten hat.
Artem hat zum Zeitpunkt des Rückzugs aus Kursk weiter westlich gekämpft. Er ist überzeugt davon, dass sie einen heftigen Widerstand leisteten. Und dass die Kursk-Operation einen gewissen Erfolg hatte.

In der vergangenen Woche erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass die Kursk-Operation ihre Aufgabe erfüllt hätte. Kritiker bemängeln jedoch, dass man die Truppen auch im Osten der Ukraine hätte gebrauchen können. (nib)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
18.03.2025 15:44registriert März 2021
Trump hätte die Möglichkeit gehabt, als Befreier der Ukraine in die Geschichte einzugehen.

Jetzt wird er als Verräter eines um seine Existenz kämpfendes Volk in Erinnerung bleiben.
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WHK
18.03.2025 16:21registriert März 2019
Wer da noch an Zufälle glaubt, die Russen konnten diese Aktion in Ruhe vorbereiten, da sie wussten, wann die Material- und Informationslieferungen der USA eingestellt werden.
Trump und Co gehören dafür angeklagt.
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