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Ukraine: Der russische Drohnenkrieg erreicht eine neue Eskalationsstufe

epaselect epa12161785 Rescuers work at the site of a drone strike in Kharkiv, northeastern Ukraine, 07 June 2025, amid the Russian invasion. At least three people were killed and 21 others injured, in ...
Ein Drohnenangriff in Charkiw.Bild: keystone

Der russische Drohnenkrieg erreicht eine neue Eskalationsstufe

09.06.2025, 15:3409.06.2025, 15:54
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Russland und die Ukraine haben mit einem weiteren Gefangenenaustausch begonnen. Die erste Gruppe russischer Soldaten unter 25 Jahren sei aus ukrainischer Gefangenschaft entlassen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Der Ukraine sei eine ähnliche Zahl Gefangener übergeben worden. Eine genaue Zahl nannte das Ministerium nicht. Kiew bestätigte den Austausch, der zu Monatsbeginn in Istanbul bei direkten Verhandlungen beider Kriegsparteien vereinbart worden war.

Der Krieg geht derweil mit verschärfter Intensität weiter, russische Drohnenangriffe erreichen eine neue Eskalationsstufe.

Das sind die neusten Entwicklungen im Ukraine-Krieg.

Junge und schwer verletzte Soldaten kehren zurück

«Unsere Leute sind zu Hause», schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X. Unter den Heimkehrern seien neben jungen Soldaten auch Schwerverletzte. Auch Selenskyj nannte keine konkrete Zahl. Seinen Angaben nach ist der Austauschprozess mit Schwierigkeiten verbunden. Er rechne aber damit, dass die in Istanbul ausgehandelte Einigung vollständig umgesetzt werde. Zuletzt hatte es zwischen Moskau und Kiew Streitigkeiten über den Zeitpunkt des Austauschs gegeben.

Bei der zweiten Verhandlungsrunde zwischen russischen und ukrainischen Vertretern in Istanbul vor einer Woche hatten beide Seiten den Austausch von Gefangenen und Leichen gefallener Soldaten vereinbart. Bei den Gesprächen waren beide Seiten übereingekommen, vor allem junge Soldaten zwischen 18 und 25 Jahren, schwer verletzte oder kranke Kriegsgefangene auszutauschen. Dies könnte mehr als 1000 Personen von jeder Seite betreffen. Erwartet worden war der Austausch ursprünglich bereits am Wochenende.

Drohnenkrieg erreicht neue Eskalationsstufe

Der Krieg geht derweil mit verschärfter Intensität weiter. So hat Moskau nach Angaben aus Kiew bei den nächtlichen Luftangriffen eine Rekordzahl an Drohnen eingesetzt. Der Zählung der ukrainischen Flugabwehr nach waren es 479 Kampfdrohnen vom Typ Schahed beziehungsweise deren Attrappen. Daneben beschoss Russland das Nachbarland auch mit 20 Raketen und Marschflugkörpern, darunter auch 4 moderne Hyperschallraketen vom Typ Kinschal.

Die Zahl der von Russland eingesetzten Drohnen ist zuletzt immer wieder auf neue Rekordhochs gestiegen. Hintergrund ist laut Militärexperten der drastisch angestiegene Ausstoss solcher Flugapparate durch Russlands Rüstungswirtschaft. Angriffe mit 500 oder mehr Drohnen könnten demnach bald zum Alltag in der Ukraine gehören.

Mehrere Verletzte in Riwne und Saporischschja

Während die ukrainische Luftwaffe den Abschuss von 479 Angriffsobjekten meldete, wurden in verschiedenen Regionen bis tief in den Westen des Landes auch Einschläge registriert. So gab es in der westukrainischen Region Riwne laut Militärgouverneur Olexander Kowal einen Verletzten. Im südostukrainischen Gebiet Saporischschja, das seit Kriegsbeginn schwer umkämpft ist, wurden nach Angaben des Gouverneurs Iwan Fedorow sogar drei Zivilisten verletzt, wobei sich hier die Luftangriffe bis in den Vormittag zogen.

Einschläge gab es auch in den Regionen Dnipropetrowsk und Charkiw. Die letztgenannte Region – bereits am Wochenende das Ziel schwerer Angriffe – wurde den Angaben zufolge vor allem mit gelenkten Gleitbomben attackiert.

Russische Angriffe auf die Ukraine versetzen Polen in Alarm

Polen hat wegen des intensiven russischen Luftangriffs auf Ziele in der Ukraine Abfangjäger aufsteigen lassen. Am frühen Montagmorgen seien polnische und verbündete Kampfjets aktiviert worden, teilte das Operative Führungskommando in Warschau bei X mit.

Auch die Luftabwehr- und Radaraufklärungssysteme am Boden seien gemäss den geltenden Verfahren in höchste Bereitschaft versetzt worden. Diese Massnahmen hätten präventiven Charakter und dienten der Überwachung der Lage im unmittelbaren Grenzgebiet.

Ukraine berichtet über eigene Treffer in Russland

Die Ukraine richtete ihrerseits mit eigenen Drohnenangriffen Schäden in Russland an. So wurde in der an der Wolga gelegenen russischen Teilrepublik Tschuwaschien eine Elektronikfabrik attackiert. Laut dem ukrainischen Generalstab wurde das Unternehmen wegen seiner Antennenproduktion für russische Waffen zum Ziel.

Der Gouverneur der etwa 650 Kilometer von Moskau entfernten Region, Oleg Nikolajew, bestätigte den Angriff. Zwei Drohnen seien auf das Gelände der Fabrik WNIIR in der Stadt Tscheboksary gestürzt, zwei weitere Drohnen auf Felder, schrieb er bei Telegram. Verletzte gebe es nicht.

Der Generalstab in Kiew teilte ausserdem mit, einen Militärflugplatz in der Region Nischni Nowgorod angegriffen zu haben. Nach vorläufigen Informationen seien zwei Kampfflugzeuge getroffen worden, hiess es in der Mitteilung des Generalstabs. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht bestätigen. (sda/dpa/ome)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
09.06.2025 15:45registriert Oktober 2020
Ukrainische Drohnen greifen Antennenfabrik in der Russichen Stadt Tscheboksary an.

Tscheboksary liegt 600km *östlich* von Moskau!

Was noch vor 6 Monaten als a) weltpolitisch heikel, b) technoloisch unmöglich und c) verteidigungstechnisch aus Russischer Sicht banal erachtet wurde, ist nun tagtägliche Realität:

Russische militärische Infrastruktur weit im Landesinneren kann von der Ukraine offensichtlich problemlos und zielgenau attackiert und zerstört werden.

Russland ist verwundbar - und kann aufgehalten werden.

Die Ukraine muss aber dabei unterstützt werden.
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Psychohirngrütze
09.06.2025 16:36registriert Mai 2025
Diese Drohnen können unberechenbar sein. Darum muss man dringend, eine neue Drohnen-Bodenabwehr erfinden. Wohl möglich, dass der moderne Krieg nun seinen unbemannten Weg geht, der nur mit Cyber Abwehr gestoppt werden kann. Bei 100 Drohnen, wird immer eine, sein Ziel treffen. Wir wissen gar nicht, wie gut es uns hier noch geht! Darum sollte man schnellstens der Ukraine unter die Arme greifen. Früher oder später trifft es vielleicht auch uns, so brutal. Und dann reden die CH-Politiker, hätten wir doch reagiert, als es noch möglich war. Wart`s ab, so wird es kommen....
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banda69
09.06.2025 17:31registriert Januar 2020
Die Produktionskapazitäten plus höhere Reichweite der Raketen/Drohnen nimmt bei der Ukraine zu. Im Gegensatz zur stumpfen und mörderischen Gewalt der Terror-Russen gegen Zivilisten, visiert die Ukraine militärische Einrichtungen an. Welche Strategie aufgehen wird, werden wir sehen.
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