International
Ukraine

Opfer von Butscha wurden durch Artilleriewaffe von 1. Weltkrieg getötet

Viele Opfer von Butscha wurden durch Artilleriewaffe aus Zeit des 1. Weltkriegs getötet

In den Leichen Dutzender Zivilisten bei Kiew haben Ermittler kleine Metallpfeile gefunden, sogenannte Fléchettes. Diese werden mit Artilleriegranaten verschossen und töten wahllos auf grosser Fläche. 
25.04.2022, 14:2625.04.2022, 14:26
Ein Artikel von
t-online

Das schreibt die Presse zu Butscha

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Das schreibt die Presse zu Butscha
«La Repubblica», Italien: «Der Horror von Butscha».
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In den Vororten nördlich von Kiew haben Ermittler neue Hinweise auf Grausamkeiten der russischen Armee gefunden. In den Leichen Dutzender getöteter Zivilisten in Butscha und Irpin seien kleine Metallpfeile entdeckt worden, sogenannte Fléchettes – auf Deutsch: «Pfeilchen». Das berichtet der «Guardian» unter Berufung auf ukrainische Ermittler und bestätigt damit Recherchen der «Washington Post». 

«Wir haben viele, sehr dünne, nagelförmige Objekte in den Körpern von Frauen und Männern gefunden», sagte der Pathologe Wladyslaw Pirowski der Zeitung. Diese seien im Körper kaum zu entdecken, weil sie so klein sind. Unabhängige Waffenexperten hätten der Zeitung bestätigt, dass es sich bei den gefunden Pfeilen tatsächlich um Fléchettes handelt – einer besonders grausamen Artilleriewaffe aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Fléchettes der Schweizer Armee von 1915: Eine Granate enthält bis zu 8.000 der Minigeschosse, die furchtbare Verletzungen auslösen.
Fléchettes der Schweizer Armee von 1915: Eine Granate enthält bis zu 8.000 der Minigeschosse, die furchtbare Verletzungen auslösen.Bild: Flieger Flab Museum/CreativeCommons

Fléchettes sind international nicht geächtet

Fléchettes werden in Artillerie- oder Panzergranaten verschossen. Eine einzelne enthält bis zu 8'000 der Minigeschosse, die sich bei der Detonation über dem Boden auf einer Fläche von 100 mal 300 Metern verteilen – und furchtbare Verletzungen auslösen. Beim Eintritt in den menschlichen Körper verformen sich die Pfeile zu Haken, während der hintere Teil häufig abbricht und weitere Wunden verursacht. 

Zuvor hatte die «Washington Post» berichtet, dass viele Einwohner von Butscha und Irpin nach russischem Beschuss Fléchettes auf ihren Höfen und in den Strassen entdeckten. Menschenrechtsorganisationen drängen schon lange auf eine Ächtung der Waffen, doch nach internationalem Recht ist nur ihr Einsatz in dicht besiedelten Gebieten verboten. Laut «Guardian» setzten die USA Fléchettes-Geschosse zuletzt im Vietnam-Krieg ein, die israelische Armee soll die Waffe im Gaza-Krieg 2008 benutzt haben, so Amnesty International. 

Quellen:

(t-online,mk )

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Unicron
25.04.2022 15:33registriert November 2016
Wir sind schon verdammt kreativ wenn es darum geht uns gegenseitig umzubringen.
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Alfadas
25.04.2022 15:44registriert Januar 2017
Kleine Korrektur zum Inhalt:
Die abgebildete Munition sind sogenannte "Fliegerpfeile" und kein Fléchette. Fliegerpfeile wurden zu Beginn des ersten Weltkrieges über feindlichen Stellungen und Gräben abgeworfen. Infolge Ungenauigkeit wechselte man allerdings rasch auf Maschinengewehre. Fléchettes sind zudem deutlich kleiner und deswegen noch viel "Wirkungsvoller" (übergrosse Schrottflinte als Vergleich).
Zudem ist der Titel ziemlich Ungenau. Ist der Kampfpanzer ebenso eine Erfindung des 1. Weltkrieg und viele andere Waffensysteme noch älter...

Grüessli
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Leckerbissen
25.04.2022 16:08registriert März 2018
Was mich immer wieder wütend und traurig macht, sind Aussagen, dass der Einsatz einiger Waffen als "legal" betrachtet wird und andere "geächtet" sind. Weshalb sind nicht alle "geächtet"?
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