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Russlands Energiekrieg in Karten

Russlands Energiekrieg in Karten

Diese vier Karten zeigen, wo die Ukraine ihre Energie produziert – und auf welche Standorte es die russische Armee abgesehen haben könnte.
04.03.2022, 20:17
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Von Atomstrom über Kohlekraftwerke bis hin zu Gaspipelines: Die militärische Strategie der russischen Armee zielt auch gezielt auf die Energieversorgung der Ukraine. Ein Überblick in vier Karten.

Strom

1: Saporischschja, 2: Süd-Ukraine, 3: Chmelnyzkyj, 4: Riwne, 5: Tschernobyl
1: Saporischschja, 2: Süd-Ukraine, 3: Chmelnyzkyj, 4: Riwne, 5: Tschernobyl

Atomstrom macht in der Ukraine 60 Prozent des Strommixes aus (Stand: 2021). Nach dem Wegfall von Tschernobyl wird er noch an vier verschiedenen Standorten produziert: in Chmelnyzkyj, Riwne, Saporischschja und Süd-Ukraine.

Die mit sechs Reaktoren grösste Anlage befindet sich in der Nähe von Saporischschja in Enerhodar. Gleich daneben befindet sich das grösste Kohlekraftwerk des Landes. In der 50 Kilometer entfernten namensgebenden Stadt befindet sich zusätzlich das grösste Wasserkraftwerk des Landes.

Nach den Gefechten von der Nacht auf Freitag brach im AKW Saporischschja ein Feuer aus. Es konnte mittlerweile gelöscht werden. Wichtige Infrastruktur wurde nicht beschädigt und die Strahlungswerte schlugen nicht aus. Russland hat nach eigenen Angaben die Anlage erobert.

Legende: 1: Saporischschja, 2: Süd-Ukraine, 3: Chmelnyzkyj, 4: Riwne, 5: Tschernobyl, Rot: Die von Russland kontrollierten Gebiete am 3.3.2021.
Legende: 1: Saporischschja, 2: Süd-Ukraine, 3: Chmelnyzkyj, 4: Riwne, 5: Tschernobyl, Rot: Die von Russland kontrollierten Gebiete am 3.3.2021. bild: watson.ch

Der Kampf um das grösste Atomkraftwerk von Europa zeigt, wie wichtig die Stromversorgung für beide Konfliktparteien ist. Auch das zweitgrösste AKW, die Anlage Süd-Ukraine, liegt für russische Truppen beinahe in Schlagdistanz. Von der Krim aus haben sich russische Einheiten nach Nordwesten den Fluss Südlicher Bug hochgearbeitet. Die Stossrichtung lässt wenig Interpretationsspielraum zu. Russland will auch dieses Kraftwerk in seine Gewalt bringen.

Die drei Kraftwerke produzieren zusammen über einen Fünftel des ukrainischen Stroms. Die Kontrolle darüber bietet ein entscheidender Vorteil – auch bei Verhandlungen.

Gaspipelines

Drei Gas-Trassees versorgen Westeuropa mit russischem Gas: Nord-Stream, Jamal und Transgas.

Bild

Transgas ist das Älteste der drei und entstand in den 70er-Jahren noch zu Sowjet-Zeiten. Es wird ausschliesslich von der Ukraine aus versorgt.

Erst nach dem Zerfall der UdSSR initiierte Russland Jamal (Europa) und Nord Stream, um sich von der Abhängigkeit der Ukraine zu lösen. Das gelang nur bedingt. Die grössten Mengen werden noch immer durch die Transgas-Pipelines befördert. Sie verfügt mit 120 Milliarden Kubikmeter pro Jahr über weit mehr Kapazität, als Nord Stream (55 Mrd. m³/a) und Jamal (33 Mrd. m³/a) vereint. Rund 40 Prozent des europäischen Gasbedarfs wird von Russland gedeckt.

Das Netzwerk der ukrainischen Gas-Trasses.
Das Netzwerk der ukrainischen Gas-Trasses.

Laut einer bisher unbestätigten Meldung von Reuters stoppte Russland am Freitagmorgen die Zulieferung über das Jamal-Trasse. Am Messpunkt Mallnow im brandenburgischen Lebus betrug der Durchfluss weniger als ein Zehntel der normalen Mengen. Stunden später kam gar kein Gas mehr. Bereits am Donnerstag war es zu einem kurzzeitigen Stopp gekommen.

Paradoxerweise fliesst seit Beginn der Invasion doppelt so viel Gas durch die Ukraine, wie vor dem Krieg. Der Grund: Russisches Gas ist derzeit günstiger, als das an der Börse gehandelte. Die Nachfrage in Europa ist weiterhin enorm. Dass Russland gewillt ist, diese Abhängigkeit zu seinen Gunsten zu verwenden, zeigt der Tweet des stellvertretenden Leiters des Sicherheitsrats (und Ex-Präsidenten) Dmitri Medwedew. Er reagierte sichtlich verärgert auf den Stopp von Nord Stream 2.

(tog)

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Ukraine-Krieg: die Akteure im Überblick
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Ukraine-Krieg: die Akteure im Überblick
Durch Russlands Angriff auf die Ukraine in der Nacht vom 23. auf den 24. Februar, ist die jahrelange Ukraine-Krise von einem blossen Konflikt zum Krieg geworden. Wer die wichtigsten Beteiligten sind, erfährst du hier:

Wladimir Putin ist seit 2000 (mit Unterbrechung von 2008 bis 2012) Präsident von Russland. Er sieht die Stabilität seines Systems seit den frühen Jahren seiner Präsidentschaft durch den Westen bedroht und will verhindern, dass die Ukraine Nato-Mitglied wird und eine westlich orientierte Demokratie aufbaut. Am 24. Februar befahl Putin schliesslich den Angriff auf die Ukraine. Offizielle Leitmotive für den Krieg sind die «Demilitarisierung und Entnazifizierung».
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TheLaenz
04.03.2022 21:23registriert März 2014
Hier geht etwas vergessen: Russland hatte letzten Sommer eine miserable Getreideernte, hervorgerufen durch Brände und mieses Wetter. Die Ukraine ist die Kornkammer Europas. Putins „Partnerstaaten“ wie Syrien sind auf Getreidelieferungen aus Russland angewiesen. Das letzte Mal als Russland eine solch schwache Ernte hatte ging der arabische Frühling los. Putin hat an Einfluss in diesen Staaten verloren. Dies möchte er nicht nochmal durchmachen. Er muss Getreide liefern können, denn nichts holt die Leute mehr auf die Strasse als Hunger.
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Bynaus
04.03.2022 21:34registriert März 2016
Komisch, dass dieses Artilleriefeuer "unabsichtlich" Kinderspielplätze, aber nie Gaspipelines trifft...
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