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Diese Sanktionen könnten Russland empfindlich treffen

Diese Sanktionen könnten Russland empfindlich treffen

Eine Studie macht Lücken im russischen Nachschub aus: Hier könnten westliche Sanktionen Moskau empfindlich treffen.
27.10.2024, 05:03
Thomas Wanhoff / t-online
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t-online

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sind immer wieder Sanktionen gegen Moskau und russische Unternehmen verhängt worden. Doch auch wenn es in manchen Wirtschaftsbereichen für Machthaber Wladimir Putin eng wird: Den Krieg gegen die Ukraine haben sie nicht beendet.

In this photo released by the Russian Defense Ministry Press Service on Tuesday, June 25, 2024, Russian soldiers fire the 152-mm howitzer "Msta-B" in an undisclosed location in Ukraine. (Rus ...
Russische Soldaten an einer Haubitze (Archivbild): Sanktionen könnten die Produktion dieser Waffen erschweren, so eine Studie.Bild: keystone

Das könnte auch daran liegen, dass wichtige Nachschubwege für Russland weiter offen sind. So können Bauteile für Drohnen überall auf der Welt gekauft werden, ebenso die darin enthaltene Mikroelektronik. Doch Russlands Armee hat eine Achillesferse, die mit gezielten Sanktionen empfindlich getroffen werden könnte.

Das britische Royal United Services Institute (RUSI) und das Open Source Centre (OSC) haben in einer Studie drei Bereiche ausfindig gemacht, in denen die Kampffähigkeit der russischen Truppen erheblich eingeschränkt werden könnte.

Nach Erhebungen der Studienautoren ist die russische Artillerie-Lieferkette komplex, wichtige Rohstoffe und Komponenten kommen aus dem Ausland. «Mehr als 70 Prozent der russischen computergesteuerten Maschinen kommen aus China, 55 Prozent des Chroms werden importiert, und die Einfuhren von Nitrozellulose [wichtig für die Munitionsproduktion, d. Red.] sind seit 2022 um 70 Prozent gestiegen», heisst es in dem Bericht.

Chrom wird für Kanonenrohre benötigt

Russland kann nur begrenzt Munition selbst produzieren, ist zum Beispiel auf Lieferungen aus Nordkorea angewiesen. Gleiches gilt für die Rüstungsproduktion, die bereits von westlichen Sanktionen betroffen ist. Die Studienautoren sehen aber noch Lücken: Die Partner der Ukraine sollten solche Güter sanktionieren, die Russland für seine Rüstung unbedingt importieren muss.

In einem Bereich sehen die Studienautoren eine besondere Verwundbarkeit: bei der Produktion von Haubitzen und deren Rohre sowie Munition für diese. Die russische Artillerie ist in der Ukraine gefürchtet, ein Grossteil der russischen Angriffe in Frontnähe wird durch Salven aus den Haubitzen unterstützt.

Für die Produktion von Kanonenrohren wird Chrom benutzt, und das muss die Regierung von Machthaber Wladimir Putin importieren. Ein Grossteil kommt aus Kasachstan. Und für die Produktion von Munition braucht es Baumwollfasern, ein wichtiger Bestandteil von Nitrozellulose. Diese wird für Treibladungen der Granaten verwendet.

Hauptlieferanten nach Russland sind Kasachstan und Usbekistan. Beide Güter, so die Studie, sollten vom Westen auf eine Sanktionsliste kommen. Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken haben sich in den vergangenen Jahren vorsichtig dem Westen genähert. Das könnte, so die Studie, ein Ansatz sein, um bei Sanktionen mit der pro-ukrainischen Allianz zusammenzuarbeiten

Ebenfalls auf die Liste sollten computergesteuerte Maschinen kommen. Auch diese werden bei der Produktion von Haubitzen verwendet, so die Autoren. Die meisten dieser Maschinen kommen allerdings aus China, das sich bislang westlichen Sanktionen nicht angeschlossen hat. Hinzu kommt: Im Westen produzierte Maschinen werden oft von China erworben und dann weiter nach Russland verkauft, so die Untersuchung.

«Es gibt 36 chinesische Unternehmen unter den wichtigsten Lieferanten westlicher Maschinen für Russland im Jahr 2023 und im ersten Quartal 2024.»

«Die Belege, die für dieses Papier gesammelt wurden, deuten darauf hin, dass die westlichen Partner der Ukraine Russland besser daran hindern könnten, seine Artillerieversorgungskette aufrechtzuerhalten, wenn sie ihre Bemühungen koordiniert auf Rohstoffe und Komponenten konzentrieren, die ausserhalb Russlands beschafft werden», heisst es in der Zusammenfassung. Dies würde Sanktionen und diplomatischen Druck umfassen.

«Ein abgestimmtes Vorgehen mit zusätzlichen Ressourcen für Durchsetzung und Unterbrechung [der Lieferungen] hätte eine grössere Erfolgschance. Die Störung der Artillerieversorgungskette sollte Priorität haben, und wenn die in diesem Bericht identifizierten Schwachstellen über längere Zeit erfolgreich gestört werden können, wird es Russland schwerfallen, seinen Bedarf an Artilleriemunition und Geschützrohren zu decken – dies wird entscheidend für das Überleben der Ukraine sein», sagen die Autoren voraus.

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60 Kommentare
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stronghelga
27.10.2024 05:39registriert März 2021
Interessant, dass es für diese Erkenntnisse erst eine Studie brauchte. Die beschriebenen Massnahmen erscheinen so selbstverständlich und als logisch um überhaupt eine gezielte Sanktionierung umzusetzen. Und die Uhr tickt.
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N. Y. P.
27.10.2024 06:19registriert August 2018
Kasachstan und Usbekistan also.

Naatürlich werden diese beiden Länder mit dem Westen zusammenarbeiten.

Der Ansatz der Studie, wo man ansetzen muss, ist richtig, aber obengenannte Länder machen da nicht mit.
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ImmerMitderRuhe
27.10.2024 07:39registriert Februar 2023
Solange bezahlt wird, wird immer einer liefern. Hört jetzt endlich auf Öl und Gas zu verbrennen. Eine andere Einnahmequelle hat Russland nicht.
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