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Warum der Brics-Auftritt von UN-Chef Guterres ein Geschenk für Putin ist

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Guterres am BRICS-Gipfel in Kasan: Dieser Auftritt war ein Geschenk der UNO für Putin

Der UNO-Chefdiplomat spielte kleinlaut das Spiel der Diktatoren mit und diskreditiert dadurch die Vereinten Nationen.
25.10.2024, 10:5525.10.2024, 12:09
Inna Hartwich, Moskau / ch media
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Ob in Kasan die Häppchen besser schmecken als woanders? Süsser und fettiger als in der Schweiz? Denn dorthin, als auf dem Bürgenstock im Juni knapp 60 Staaten zusammenkamen, um über die Wege aus dem Krieg in der Ukraine zu beraten, hat sich UNO-Generalsekretär Antonio Guterres nicht begeben. Genauso wenig wie Russlands Präsident Wladimir Putin, der diesen Krieg überhaupt in Gang gesetzt hat und seit fast 980 Tagen sein Nachbarland zerstören lässt.

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Bückling vor Putin: Antonio Guterres wird vom russischen Präsidenten in Kasan willkommen geheissen.Bild: keystone

Nun haben sich Guterres und Putin in Kasan getroffen. Der höchste Repräsentant des Völkerrechts kostet Brot und Salz und tatarisches Süssgebäck beim Verächter des Völkerrechts. «Ja, schmeckt», nickt der UNO-Chefdiplomat zustimmend. Was für ein Geschenk für Putin! Zumal Guterres vertrauensselig in die Kameras blickt und seinen Sprecher ausrichten lässt: Es sei eben «Standardpraxis», zu BRICS-Gipfeln zu reisen. Schliesslich kämen in Kasan wichtige Staaten zusammen.

Standardpraxis, das Völkerrecht ad absurdum zu führen und den völkerrechtswidrigen Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt, mit seinem Besuch am runden Tisch der BRICS-Gruppe in Russland zu normalisieren? Damit hat Guterres die UNO diskreditiert; und er findet nichts dabei.

epa11676617 A handout photo made available by photo host brics-russia2024.ru shows UN Secretary-General Antonio Guterres (L) attending a welcoming ceremony upon his arrival at Kazan International Airp ...
Warmer Empfang für den UNO-Chefdiplomaten: Und noch ein süsses Häppchen gefällig?Bild: keystone

Er findet nichts dabei, wenn Staaten wie Iran, China und Russland auf offener Bühne vom «diktatorischen Westen» reden; wenn sie verlogen vom «demokratischen wie transparenten System» sprechen, das sie innerhalb der BRICS-Gruppe aufgebaut hätten und das «Menschenrechte fördert». Er findet offenbar nichts dabei, dass die Ukraine in der Abschlusserklärung noch weit hinter dem Schutz von Grosskatzen auftaucht.

Er sitzt da und sagt dann bloss: «Wir brauchen Frieden.» Kein Staatenlenker, der am Tisch in Kasan Platz nimmt und fröhlich mit dem Fuss wippend den Klängen von «Kalinka» im Kasaner Kreml zuhört, verurteilt Putin für das, was er der Ukraine und auch seinem eigenen Land antut.

Auch Guterres tut das nicht, mag er noch so oft auf die UN-Charta samt territorialer Integrität aller Länder hinweisen. So spielt er das Propaganda-Spiel Putins mit und lässt sich von staatstreuen russischen Medien vorführen.

Antonio Guterres liefert autoritären Staaten, die sich in Tatarstan in der Putin-Show sonnen, die Bestätigung für all das, was diese Staaten ohnehin genüsslich von sich geben: Der Westen ist am Ende, die Zukunft gehört uns. In Kasan wird dem Westen demonstrativ die Tür gewiesen – und der einzige anwesende Vertreter des Westens lässt sich das gefallen. (aargauerzeitung.ch)

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raki
25.10.2024 11:35registriert Januar 2024
Guterres sollte eigentlich schon lange zurücktreten. Er ist massiv überfordert. Spielt auf seiner einsaitigen Gitarre die ewiggleiche Melodie und möchte am Lagerfeuer mit den Diktatoren kuscheln, welche ihn offen auslachen. Der Mann hat die UNO nun komplett zur Witzveranstaltung gemacht. Die Diktatoren nehmen die UNO nicht mehr ernst; die Frage ist, warum die westlichen, demokratischen Staaten und Bündnisse die UNO noch ernstnehmen sollten, vA da diese zunehmend zum Lakai und Gehilfen der Diktatoren verkommt. "Danke", Guterres, für das Abnicken des Faustrechts. Danke für nichts. Abtreten!
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TommyGun
25.10.2024 12:20registriert Oktober 2020
BRICS repräsentieren inzwischen den Grossteil der Menschheit, insofern ist grundsätzlich verständlich, wenn der UN SecGen dabei sein will. Der peinliche, feige Auftritt selbst war aber desaströs. Allein schon das Photo mit dem Bückling. Hat der Mann denn gar keine Selbstachtung? Ich war mal ein grosser Fan des Konzepts der UN, die ja aus der Katastrophe zweier Weltkriege geboren wurde um zu verhindern dass so etwas wieder passieren kann. Allerdings sind die UN seit gut 2 Jahrzehnten institutionell komplett blockiert und von Despoten unterwandert (China, Saudi, RU).
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