Selenskyj wandte sich am Mittwoch per aufgezeichneter Videobotschaft an die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Nach Abschluss der Botschaft erhielt er enthusiastischen Applaus. Die meisten Vertreter der 193 Mitgliedstaaten standen im Saal des UN-Hauptquartiers in New York auf und klatschten knapp eine Minute lang - dies kommt in der Vollversammlung selten vor. Die Vertreter Russlands blieben derweil sitzen.
Standing ovation at UN after @ZelenskyyUa speech. Check a smilw of @ZelenskaUA pic.twitter.com/rxcibrLyFM
— Nika Melkozerova (@NikaMelkozerova) September 21, 2022
Folgende Punkte sprach Selenskyi an:
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor den Vereinten Nationen eine Bestrafung Russlands für den Angriffskrieg gegen sein Land verlangt. «Es wurde ein Verbrechen gegen die Ukraine begangen, und wir fordern eine Bestrafung», sagte Selenskyj am Mittwoch in einer Videobotschaft vor der UN-Vollversammlung in New York. Russland müsse bestraft werden für das Morden, die Folter, die Erniedrigungen und die desaströsen Turbulenzen, in die es die Ukraine gestürzt habe. In dem Konflikt könne es keine neutrale Haltung geben: Wer von Neutralität spreche, wenn menschliche Werte und Frieden angegriffen werden, sei in Wirklichkeit gleichgültig.
President @ZelenskyyUA 🇺🇦 addressing @UN General Assembly today via video, on basis of #UNGA77 decision supported & co-sponsored by #Iceland because we must #StandForFreedom #StandWithUkraine pic.twitter.com/JW4nEsjVbn
— Iceland at UN 🇮🇸 (@IcelandUN) September 21, 2022
Der russische Angriffskrieg dominiert die diesjährige Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Selenskyj war der einzige von insgesamt mehr als 140 Staats- und Regierungschefs, der sich dort per Videobotschaft äusserte. Er hatte wegen des russischen Angriffskriegs eine Ausnahmegenehmigung von dem Gremium dafür erhalten. Für seine Rede bekam er enthusiastischen Applaus - dies kommt in der Vollversammlung selten vor. Die Vertreter Russlands blieben anders als die meisten Vertreter der 193 Mitgliedstaaten sitzen.
Der Präsident nutzte seine Ansprache, um von der Weltgemeinschaft weitere militärische Unterstützung für sein Land zu fordern. «Wir können die ukrainische Flagge auf unser gesamtes Territorium zurückbringen, wir können das mit Waffen schaffen, aber wir brauchen Zeit», sagte Selenskyj. Sowohl für die Verteidigung als auch für den Angriff sei mehr Unterstützung nötig, auch weitere finanzielle Hilfen brauche es. Die Ukraine wehrt sich seit dem 24. Februar gegen die russische Invasion und hatte zuletzt grosse Gebiete von den Besatzern zurückerobern können.
Selenskyj forderte auch weitere Visa-Restriktionen für russische Bürger. Sie sollten nicht die Möglichkeit haben, zum Einkaufen und Urlauben in andere Länder zu reisen, verlangte er. Die Ukraine wolle auch einen internationalen Entschädigungsmechanismus durchsetzen und hoffe hier auf die Unterstützung der Vereinten Nationen. «Russland sollte für diesen Krieg mit seinem Vermögen bezahlen», sagte er.
Dass der Krieg nicht nur eine Gefahr für sein eigenes Land darstelle, machte Selenskyj mit einer eindringlichen Warnung angesichts der Lage am umkämpften ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja deutlich. Das russische Vorgehen dort «macht Sie alle zu einem Ziel», sagte Selenskyj. Die «russische Strahlenerpressung ist etwas, das jeden Einzelnen von Ihnen betreffen sollte», denn niemand werde einen Impfstoff gegen die Strahlenkrankheit haben.
Das Kernkraftwerk Saporischschja steht seit Anfang März unter russischer Kontrolle. Mit seinen sechs Reaktoren und einer Nettoleistung von 5700 Megawatt ist es das grösste Atomkraftwerk in Europa. Moskau und Kiew lasten sich den Beschuss der Anlage gegenseitig an. Eine Häufung von Vorfällen, die zur Abschaltung von Reaktoren und Stromausfällen führten, hatte international die Sorge vor einer Atomkatastrophe erhöht.
An Friedensgesprächen ist Russland nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten nicht ernsthaft interessiert. «Sie reden über die Gespräche, aber sie kündigen eine militärische Mobilisierung an. Sie reden über die Gespräche, aber sie kündigen Scheinreferenden an», sagte Selenskyj mit Blick auf die jüngsten Ankündigungen der russischen Führung um Präsident Wladimir Putin. Sein Fazit: «Russland will Krieg.»
Selenskyj fordert vor den Vereinten Nationen weitere Bestrafungen für Russlands Angriffskrieg: «Es wurde ein Verbrechen gegen die Ukraine begangen, und wir fordern ein Bestrafung». Russland müsse bestraft werden für das Morden, die Folter, die Erniedrigungen und die desaströsen Turbulenzen, in die es die Ukraine gestürzt habe.
Dazu gehörten internationale Sanktionen. Moskau müsse aber auch in internationalen Organisationen isoliert werden und etwa im UN-Sicherheitsrat sein Veto-Recht verlieren, solange es Krieg führe, verlangte Selenskyj. Er wiederholte damit eine alte Forderung - faktisch ist es allerdings nicht möglich, Russland in dem mächtigsten UN-Gremium gegen seinen Willen das Veto-Recht zu entziehen. (saw/sda/dpa)