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Ukraine

Wer hat die ukrainischen Gefangenen getötet?

Wer hat die ukrainischen Gefangenen getötet?

Bei Explosionen in einem Gefängnis bei Donezk sind zahlreiche ukrainische Kriegsgefangene getötet worden. Die russische und die ukrainische Seite machten sich gegenseitig für den Tod der Gefangenen verantwortlich.
30.07.2022, 14:1131.07.2022, 12:26
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In this handout photo taken from video and released by Russian Defense Ministry Press Service on Saturday, July 30, 2022, Tanks of the 2nd Army Corps of the People's Militia of the Luhansk People ...
Heftige Gefechte in der Region Donezk.Bild: keystone

Anzahl Todesopfer unklar

Einen Tag nach dem Angriff auf ein Lager mit ukrainischen Kriegsgefangenen hat Russlands Verteidigungsministerium eine Liste mit Namen von 50 Toten und 73 Verletzten veröffentlicht.

Bei dem Angriff mit einem Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars sei der Grossteil der 193 Kriegsgefangenen in Oleniwka im Gebiet Donezk getötet oder verletzt worden, teilte das Ministerium am Samstag mit. Zuvor war von mehr als 50 Toten die Rede.

Mit Stand Samstagmorgen seien 48 ukrainische Gefangene tot geborgen worden, zwei weitere seien auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben, hiess es. Den Verletzten werde medizinische Hilfe zuteil.

Die Schuldfrage

Während Russland das ukrainische Militär dafür verantwortlich macht, betont Kiew, dass das Kriegsverbrechen auf das Konto Moskaus gehe. Die Vorwürfe und Angaben der beiden Kriegsparteien konnten bislang nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

«Die gesamte politische, strafrechtliche und moralische Verantwortung für das Blutbad an den Ukrainern trägt persönlich Selenskyj, sein verbrecherisches Regime und Washington als Unterstützer», teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

epa10097084 A handout photo made available by the Ukrainian Presidential Press Service shows Ukrainian President Volodymyr Zelensky (C) and G7 countries' ambassadors visit to the port of Odesa, U ...
Selenskyj.Bild: keystone

Zuvor hatte Staatschef Wolodymyr Selenskyj Russland als «Terrorstaat» bezeichnet und dem Land die Schuld an dem Verbrechen gegeben. Es handele sich um ein «absichtliches Kriegsverbrechen», für das es «Vergeltung» geben werde, sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. «Die Vereinten Nationen (UN) und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die das Leben und die Gesundheit unserer Kriegsgefangenen garantieren sollten, müssen umgehend reagieren», forderte der Staatschef.

Kontroverse um Tweet der russischen Botschaft

Kurz nach den ersten Berichten über die zahlreichen Todesopfer setzte die russische Botschaft in London einen verstörenden Tweet ab:

Bild

Darin heisst es, dass die betroffenen gefangenen Asow-Soldaten «es verdienen, hingerichtet zu werden». Aber sie würden nicht eine normale Exekution verdienen, sondern einen «erniedrigenden Tod».

Die Nachricht sorgte international für Entsetzen und wurde einige Stunden später von Twitter entfernt.

Weitere Kämpfe im Osten

Unteressen gingen die Kämpfe in der Ukraine weiter. Der Generalstab in Kiew meldete eine Vielzahl von russischen Angriffen, darunter in den Gebieten Charkiw und Mykolajiw. Im Gebiet Donezk seien dem Feind schwere Verluste zugefügt worden, teilte der Generalstab mit. Es seien innerhalb von 24 Stunden «170 Okkupanten» vernichtet worden.

Die russischen Streitkräfte bestätigten in einem Lagebericht am Samstag, dass im Gebiet Charkiw mit «Iskander»-Raketen ein Stützpunkt mit ukrainischen Nationalisten bombardiert worden sei.

In Moskau berichtete des russische Verteidigungsministerin von zahlreichen Schlägen gegen die ukrainischen Streitkräfte, bei denen auch vom Westen gelieferte Haubitzen, Drohnen und andere Waffen zerstört worden seien. Bereits am 28. Juli sei auch ein «Bataillon der Präsidentenbrigade» vernichtet worden, mehr als 140 Angehörige der Eliteeinheit starben demnach. Bei dem Schlag gegen eine Basis an einer Bahnstation in Pokrowsk im Gebiet Donezk seien auch rund 250 ukrainische Soldaten verletzt worden, hiess es. (aeg/sda/dpa)

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Ukraine-Krieg: die Akteure im Überblick
Durch Russlands Angriff auf die Ukraine in der Nacht vom 23. auf den 24. Februar, ist die jahrelange Ukraine-Krise von einem blossen Konflikt zum Krieg geworden. Wer die wichtigsten Beteiligten sind, erfährst du hier:

Wladimir Putin ist seit 2000 (mit Unterbrechung von 2008 bis 2012) Präsident von Russland. Er sieht die Stabilität seines Systems seit den frühen Jahren seiner Präsidentschaft durch den Westen bedroht und will verhindern, dass die Ukraine Nato-Mitglied wird und eine westlich orientierte Demokratie aufbaut. Am 24. Februar befahl Putin schliesslich den Angriff auf die Ukraine. Offizielle Leitmotive für den Krieg sind die «Demilitarisierung und Entnazifizierung».
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90 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Daniel Pünter
30.07.2022 14:34registriert April 2021
Wer hat die ukrainischen Gefangenen getötet?

Die Russen. Terroristen, Mafia, Kriegsverbrecher.
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Hierundjetzt
30.07.2022 14:49registriert Mai 2015
ja klar. HIMARS.
Mit von Satelliten gelenkten Munition.
Treffsicherheit: 1m auf 80km

Und per Zufall hat die Ukraine keine Satelliten.

Und per Zufall müsste halb Westeuropa das ok für die Bombardierung des sehr bekannten Gefängnisses gegeben haben

Und per Zufall sagt seit dem 01.01.22 Russland immer die Wahrheit.

Nennen wir das Kind beim Namen: Die Russen hatten keine Nahrung für die Soldaten, weil die Ukraine alles zerschossen hat. Darum mussten Sie sterben.
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Firefly
30.07.2022 18:41registriert April 2016
Im Zweifel warens die Russen, sie sind bekannt für ihre Spezialoperationen.
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