Es hätte auch anders ausgehen können: Laut einem bisher unter Verschluss gehaltenen Dokument des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums soll ein russischer Kampfjet im September 2022 beinahe ein britisches Aufklärungsflugzeug abgeschossen haben. Das berichtet die «Washington Post», der das Dokument vorliegt. Dem Artikel zufolge habe sich der Zwischenfall im Luftraum vor der Küste der von Russland annektierten Halbinsel Krim zugetragen haben.
Das Dokument ist Teil eines grösseren Leaks von Dokumenten aus dem Pentagon. Laut «Washington Post» soll der Zwischenfall über dem Schwarzen Meer dort als «Beinahe-Abschuss» aufgeführt sein. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace habe das Unterhaus des britischen Parlaments wenige Tage nach dem Zwischenfall, der am 29. September 2022 stattgefunden haben soll, dementsprechend informiert.
Wallace habe dem Unterhaus den Vorfall detailliert geschildert. Demzufolge sollen zwei russische Kampfflugzeuge vom Typ Su-27 ein britisches RC-135-Aufklärungsflugzeug im internationalen Luftraum über dem Schwarzen Meer abgefangen haben. Die russischen Jets sollen sich in der Luft aggressiv und gefährlich gegenüber dem britischen Flugzeug verhalten haben – einer der Kampfflieger soll bis auf viereinhalb Meter an die RC-135 herangeflogen sein.
Anschliessend soll einer der Kampfjets laut Wallace «aus grösserer Entfernung» eine Rakete auf das britische Flugzeug abgeschossen habe. Ranghohe russische Militärvertreter hätten ihm später versichert, es habe sich bei dem Raketenabschuss um eine technische Störung an einem der Kampfflugzeuge gehandelt und nicht um eine gezielte Attacke.
Brisant ist der Vorfall insbesondere aufgrund der Nato-Bestimmungen: Hätte die Rakete das britische Flugzeug getroffen, dann wäre der Vorfall möglicherweise Anlass zu einer Aktivierung der Nato-Artikel vier oder fünf gewesen. Ersterer tritt dann in Kraft, wenn ein Nato-Mitgliedsstaat seine territoriale Integrität oder die allgemeine Sicherheit für gefährdet hält. Artikel fünf wird aktiviert, sobald es einen bewaffneten Angriff gegen eines der Mitgliedsstaaten gibt. Der Angriff wird dann als eine Attacke gegen das gesamte Militärbündnis gewertet.
Auf Anfrage der «Washington Post» verweigerten sowohl das Pentagon, als auch die Botschaften Grossbritanniens und Russlands einen Kommentar zum «Beinahe-Abschuss» über dem Schwarzen Meer.
Verwendete Quellen:
Oder um einen gestörten Maverick.