In Mexiko sind in einem Reservoir in der Gemeinde Ayotlan im Bundesstaat Jalisco zehntausende Fische verendet. Das Massensterben bedroht nun das Gleichgewicht im Ökosystem und Forscher befürchten, dass das Becken noch jahrelang mit Folgeschäden zu kämpfen hat. Warum die Fische starben, ist zumindest von offizieller Seite her noch unklar.
Der Bürgermeister des Bezirks bezichtigt die Wasseraufbereitungsanlage und die Tequila-Hersteller in der Umgebung. Diese sollen – unabsichtlich oder nicht – Millionen von Litern Vinasse in das Gewässer geleitet haben. Vinasse ist eine Masse, die bei der Produktion von Alkohol zurückbleibt.
Eigentlich liesse sich dieser Rückstand gut für Dünger benutzen. Deshalb bemühen sich die Tequila-Hersteller um Lizenzen. «Die Wahrheit ist jedoch, dass viele von ihnen nichts anderes tun, als die Masse zu kühlen und absetzen zu lassen, um sie dann in Flüsse, Stauseen oder ins Meer zu leiten», sagt Forscher Aldo Castañeda Villanueva gegenüber newsweek.com.
Mit verheerenden Folgen, wie der Fall in Ayotlan zeigt. Die Fischer vor Ort verbrachten den November nun damit, ihr wertvolles Gut mit Baggern aufzusammeln und zu vergraben. Durch die Zugabe von Zitronen verhindern sie, dass sich der Verwesungsgeruch im gesamten Ort ausbreitet.
Ihrer Lebensgrundlage beraubt, stehen die Fischer vor dem Nichts. «Es war ein wirklich schwieriger Moment zu sehen, wie all unsere Ersparnisse, unser ganzes Leben in diese Gruben fielen», sagte Solís, ein Fischer vor Ort der Zeitung. «Ich fühlte mich so traurig, so machtlos, so wütend.» Wovon er und seine Familie nun leben sollen, weiss Solís nicht.
Das mexikanische Departement für Umwelt hat inzwischen eine Untersuchung zur Ursache für die Umwelt-Katastrophe eröffnet. Für die Fischer kommt diese Hilfe aber zu spät.
Es ist nicht das erste Mal, dass Gewässer in Mexiko durch Vinasse verschmutzt wurden. Castañeda Villanueva, Professor für Gewässerbiologie an der University of Guadalajara, sieht darin ein schwerwiegendes Problem: «Es dauert Jahre, bis sich Gewässer von einem solchen Schock erholen.»
Immer wieder würden Gewässer-Forscher darauf hinweisen, dass durch die Ableitung von Vinasse komplette Ökosysteme zerstört würden. Bisher seien sie bei den lokalen Tequila-Produzenten und der Regierung stets auf taube Ohren gestossen. (leo)