Während eines Singapore-Airlines-Flugs von London nach Singapur kam es zu heftigen Turbulenzen. Die Maschine soll innert Sekunden gut 2000 Meter an Höhe verloren haben. Nach aktuellem Kenntnisstand (Mittwochmorgen, 4.30 Uhr, Schweizer Zeit) wurden 71 Menschen verletzt, 7 davon schwer. Ein 73-jähriger Mann ist während des Fluges verstorben, mutmasslich an einem Herzinfarkt. Insgesamt waren 211 Menschen und 18 Crew-Mitglieder an Bord der Maschine, die nach dem Vorfall in Bangkok notgelandet war.
Ein grosser Teil der Passagiere, 56 Menschen, an Bord stammt aus Australien, weitere 47 aus Grossbritannien, wie die BBC berichtet.
Die Szenen an Bord waren den Schilderungen von Passagieren zufolge dramatisch. Ein Mann sagt nach der Landung in Bangkok gegenüber CNN, dass das Flugzeug «plötzlich gefallen» sei. Das, unmittelbar nachdem die Symbole aufgeleuchtet hatten, die jeweils zum Anlegen der Sicherheitsgurte auffordern.
Sofort seien alle möglichen Gegenstände, Schuhe, Handys, iPads, Besteck durch die Luft geflogen. Die Turbulenzen seien «unglaublich heftig» gewesen. Er persönlich habe Glück gehabt und sei nur komplett mit Kaffee überschüttet worden.
Der plötzliche Fall der Maschine hat laut dem britischen Passagier nur wenige Sekunden gedauert. Die Szenen, nachdem sich das Flugzeug stabilisiert hatte, seien dann «surreal» gewesen. Zahlreiche Leute hätten vor Schmerzen geschrien. Als er sich umgedreht hat, habe er realisiert, wie heftig der plötzliche Höhenverlust tatsächlich war: Zahlreiche Menschen hätten Platzwunden davongetragen. Eine ältere Dame in seiner Nähe habe eine «schreckliche, blutüberströmte Wunde am Kopf» gehabt. «Das Blut lief ihr über das Gesicht», so der Mann. Ein anderer Passagier sei so schwer verletzt worden, dass er für den Rest des Fluges nur noch am Boden habe liegen können.
Er selbst sei in der Nähe des 73-jährigen Mannes gesessen, der während des Vorfalls verstorben sei, mutmasslich an einem Herzinfarkt. Er und andere Passagiere hätten sich um den leblosen Mann gekümmert, nachdem sich das Flugzeug stabilisiert hatte.
Etwa 20 Minuten lang hätten diese versucht, ihn mit einer Herz-Lungen-Massage zurückzuholen, erfolglos.
Gegenüber der BBC erzählt ein anderer Passagier, dass vor allem jene Fluggäste, die schliefen, «sehr gelitten» hätten. Diese seien völlig von den Turbulenzen überrascht worden und hätten keine Zeit zu reagieren – indem sie sich beispielsweise anschnallen – gehabt.
Der Vater eines singapurischen Passagiers schilderte zudem am Bangkoker Flughafen, wie sein Sohn die Situation erlebt hatte. Er sei gerade auf dem Weg zur Toilette gewesen, als es zu den Turbulenzen kam. Er habe grosses Glück gehabt. Obwohl er «überall herumgeschleudert» worden sei, sei er mit einigen Prellungen davongekommen.
Der Flughafen-Direktor von Bangkok, wo die Maschine notfallmässig zwischenlandete, erklärte, dass einige Menschen Knochenbrüche davongetragen hatten. Alle Verletzten wurden im Bangkoker Samitivej-Srinakarin-Krankenhaus behandelt. Die meisten der Unverletzten konnten mittlerweile nach Singapur weiterreisen.
Laut den Daten der Flugverfolgungsseite FlightRadar24 ereigneten sich die Turbulenzen, als das Flugzeug sich über Myanmar befand. Das stimmt laut CNN mit der Stellungnahme von Singapore Airlines überein, die angab, dass es rund zehn Stunden nach dem Start der Maschine in London zum Vorfall kam. Das Flugzeug habe sich zu diesem Zeitpunkt über dem Irrawaddy-Becken, einem Fluss in Myanmar, befunden.
Die FlightRadar-Daten zeichneten auf, wie das Flugzeug innert kurzer Zeit «eine schnelle Änderung der Vertikalgeschwindigkeit erlebte». Insgesamt dürfte der ganze Vorfall nur etwa 90 Sekunden angedauert haben. Rund 14 Minuten später habe das Flugzeug den Kurs geändert – der Pilot habe einen medizinischen Notfall ausgerufen und die Notlandung in Thailand veranlasst.
Weshalb es zum schnellen Höhenverlust kam, ist nicht abschliessend geklärt, die Ermittlungen laufen (siehe nächster Punkt). Am wahrscheinlichsten gilt die Erklärung, dass ein rasch aufziehendes Gewitter verantwortlich war. Wetterdaten aus der Region legen diese Erklärung nahe. In Myanmar setzt zurzeit die Regenzeit ein, insbesondere in der Nähe von Gewässern und der Küste können sich in dieser Zeit extrem schnell Gewitter bilden.
Von Turbulenzen spricht man, wenn es zu plötzlichen Höhen- oder Richtungsänderungen eines Flugzeuges aufgrund von Luftströmungen kommt. Sie entstehen zumeist durch Auf- und Abwinde in Wolken und können ein Flugzeug plötzlich erschüttern.
Tim Atkinson, ein britischer Luftfahrtexperte und Spezialist für die Untersuchung von Flugzeugunfällen, erklärte gegenüber der BBC, dass die Intensität der Turbulenzen auch von der Grösse des Flugzeuges abhängt. Kleinere Flugzeuge seien wesentlich anfälliger für heftige Erschütterungen. Im vorliegenden Fall von Flug SQ321 ist eine Boeing 777-300ER im Einsatz gewesen, mit knapp 74 Metern Länge ein grosses Flugzeug. Dementsprechend müssten die Turbulenzen «extrem schwerwiegend» gewesen sein, so Atkinson. Laut dem Experten kommen Turbulenzen aufgrund des Klimawandels immer häufiger und ausgeprägter vor.
Die plötzlichen Höhenveränderungen sorgen zwar immer wieder für Verletzte auf Flügen. Allerdings sind solch schwere Vorfälle, die sogar einen Todesfall auslösen, höchst selten. Es gibt zahlreiche Sicherheitsmassnahmen – insbesondere das simple Anlegen des Sicherheitsgurtes kann Verletzungen mit grosser Wahrscheinlichkeit verhindern. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte den Gurt während des ganzen Fluges angelegt behalten.
Da die Turbulenzen im aktuellen Fall derart stark waren, ist die Frage offen, weshalb die Piloten das Gebiet nicht umflogen hatten. Womöglich haben sie die Gefahr nicht erkannt – aus welchen Gründen ist unklar. Der singapurische Premierminister Lawrence Wong hat auf Instagram eine «umfassende Untersuchung» des Vorfalls angekündigt.
Er sprach den Angehörigen des Verstorbenen zudem sein «tiefstes Beileid» aus. Zudem hoffe er und bete dafür, dass die Verletzten sich rasch erholen und bald nach Hause zurückkehren können.
Singapore Airlines gilt als eine der besten und sichersten Fluggesellschaften der Welt. Laut der BBC kam es zuletzt vor 24 Jahren zu einem tödlichen Vorfall an Bord einer Singapore-Maschine.
Ich fliege hin und wieder und die meisten Leute sind immer angeschnallt, kein Grund hier die Zeigefinger auszufahren. Evtl sind die Party Malle, Ibiza, Canaria Flieger anders, die kenn ich nicht.