International
Ungarn

Keine Ermittlungen gegen Pride-Teilnehmer in Ungarn

Participants in the Pride march cross the Elisabeth Bridge in Budapest, Hungary, Saturday, June 28, 2025. (AP Photo/Rudolf Karancsi)
APTOPIX Hungary Pride March
An der Pride in Budapest nahmen bis zu 200'000 Leute teil, so viele wie noch nie.Bild: keystone

Keine Ermittlungen gegen Pride-Teilnehmer in Ungarn

07.07.2025, 21:3107.07.2025, 21:32
Mehr «International»

Die Budapester Polizei leitet keine Ermittlungen gegen die Teilnehmer der Pride-Parade in Ungarns Hauptstadt vom 28. Juni ein. Das teilte das zuständige Polizeipräsidium überraschend mit.

Oppositionspolitiker hatten befürchtet, dass massenhaft Bussgelder verhängt werden, weil die Versammlung auf Betreiben der Regierung offiziell verboten war. Pride-Paraden treten weltweit für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, Trans- und queeren Menschen (LGBTQ) ein.

Zur Begründung, dass auf Ermittlungen verzichtet wird, teilte die Polizei mit, die Organisatoren hätten die Bürger hinsichtlich der Rechtslage verunsichert. Darunter war auch Bürgermeister Gergely Karacsony. Der links-grün-liberale Politiker hatte die Pride zu einer offiziellen Feier der Stadt Budapest erklärt, um das Verbot zu umgehen. Nach ungarischem Recht fallen kommunale und staatliche Feiern nicht unter das Versammlungsgesetz.

KEYPIX - Participants in the Pride march wear masks depicting Hungarian Prime Minister Viktor Orban in Budapest, Hungary, Saturday, June 28, 2025. (KEYSTONE/AP Photo/Rudolf Karancsi)
Bild: keystone

Seit vier Tagen laufen gegen Karacsony polizeiliche Ermittlungen. Laut Gesetz drohen dem Veranstalter bis zu ein Jahr Haft.

Trotz Verbot eine Rekordbeteiligung

Der rechtspopulistische Ministerpräsident Viktor Orban hatte im Zuge einer homophoben Kampagne Gesetze und die Verfassung geändert und auf dieser Grundlage ein polizeiliches Verbot der Veranstaltung erwirkt. Die Teilnahme an verbotenen Veranstaltungen gilt als Ordnungswidrigkeit und kann mit Bussgeldern von bis zu 500 Euro bestraft werden. Zur Identifizierung einzelner Teilnehmer war der Polizei im Vorfeld erlaubt worden, Gesichtserkennungs-Software einzusetzen.

A participant in the Pride march cheers in Budapest, Hungary, Saturday, June 28, 2025. (AP Photo/Rudolf Karancsi)
APTOPIX Hungary Pride March
Bild: keystone

Trotz des Verbots waren so viele Menschen wie noch nie bei der diesjährigen Budapester Pride-Parade: Die Veranstalter sprachen von mehr als 200'000 Teilnehmern. Dies bewerten Beobachter als Dämpfer für den machtbewussten Regierungschef Orban. Er selbst äusserte sich danach «überrascht», dass das Thema Pride trotz des Verbots immer noch nicht vom Tisch sei. (sda/dpa)

Video: watson
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Übertourismus in Italien: Rimini, Venedig und Bozen besonders betroffen
Italien erlebt diesen Sommer einen Touristenansturm. Doch die Massen sind ungleich verteilt. Wo zu viele Gäste sind, zeigt jetzt ein Index.
Italien ist das Sehnsuchtsziel von Menschen aus aller Welt: Kultur, Küche und Klima locken jedes Jahr mehrere Millionen Touristen in das Land. Doch die Faszination hat eine Kehrseite: Massentourismus und sogar Übertourismus.
Zur Story