Kleine Parteien wie die freiheitsliebenden Libertären oder die Grünen fristen in Amerika ein Schattendasein. Ihnen bei Präsidentschaftswahlen die Stimme zu schenken, ist nicht viel mehr als vergebene Liebesmüh. Seit dem Ende des Bürgerkrieges 1865 haben die Republikaner und die Demokraten das höchste Amt des Landes stets unter sich ausgemacht.
Das wird auch am 3. November wieder so sein. Dabei würde es den rund 250 Millionen wahlberechtigten Amerikanern nicht an Alternativen mangeln. Mehrere dutzend Splitterparteien haben ihre eigenen Kandidaten ins Rennen um das Weisse Haus geschickt. Neben ernst zu nehmenden politischen Organisationen wie den Libertären (sie sind die Einzigen, die in allen 50 Bundesstaaten antreten und kommen laut Umfragen auf 2 Prozent) oder den Grünen (1 Prozent) finden sich auf den Wahllisten der einzelnen Bundesstaaten aber auch zahlreiche Protestbewegungen wie die «Grumpy Old Patriots» («Griesgrämige Alte Patrioten»), «Bread and Roses» («Brot und Rosen»), «Boiling Frog» («Kochender Frosch») oder «Bull Moose» («Stier Elch»).
Die Regeln verhindern, dass solche Parteien überhaupt eine Chance haben. Nur schon, weil sie nicht an den wichtigen Fernseh-Debatten teilnehmen dürfen, solange sie in Umfragen unter 15 Prozent Wähleranteil bleiben. Der letzte alternative Kandidat, der diese Hürde genommen hatte, war der fiskalkonservative Ross Perot, der als Vertreter der «Reform Partei» 1992 gegen Bill Clinton und George Bush senior antrat. Perot holte immerhin 19 Prozent der Wählerstimmen, gewann aber keinen einzigen Bundesstaat für sich.
Die Anhänger der Splittergruppierungen sagen, die sogenannten «Dritten Parteien» seien trotzdem wichtig, damit die Wählerinteressen des gesamten politischen Spektrums abgebildet werden können. Die allermeisten Republikaner und Demokraten aber empfinden die Konkurrenz aus den Schattenwinkeln der amerikanischen Gesellschaft als gefährlich. Michelle Obama höchstpersönlich ermahnte ihre Mitbürgerinnen am Parteitag im August:
Welche Konsequenzen solche «Spielchen» haben können, zeigte sich etwa im Jahr 2000. Damals verlor der Demokrat Al Gore gegen George W. Bush. Den Unterschied machten mickrige 537 Stimmen im entscheidenden Bundesstaat Florida. Ebenda holte der grüne Kandidat Ralph Nader ganze 97488 Stimmen – und ebnete damit den Republikanern den Weg ins Weisse Haus. Anders gesagt: ohne Drittparteien kein Bush-Sieg im Jahr 2000 und wahrscheinlich kein Irakkrieg. Die Welt wäre heute eine andere.
Es ist durchaus denkbar, dass die libertäre Kandidatin Jo Jorgensen in zwei Wochen eine ähnliche Rolle spielen wird wie Ralph Nader vor 20 Jahren. Denn das Rennen zwischen Trump und Biden ist in mehreren Wackelstaaten sehr eng. In Florida etwa führt der Demokrat mit gerade mal einem Prozentpunkt vor dem Republikaner. (aargauerzeitung.ch)
Durch das veraltete System und das Gerrymandering auf Staatenstufe, ist nur ein enges Zweiparteiensystem möglich. Spannend ist, dass Bevölkerungsmässig fast mehr Wähler alternativ eingestellt sind als Rechts Konservativ. Trotz Minderheit stellen die Republikaner aber eine Senatoren und Richter Mehrheit.
Bei einer Auswahl zwischen Gössi und Glarner gehe ich auch nicht mehr wählen