
Mit versteinerter Mine gratulierte Hillary Clinton 2016 Donald Trump zum überraschenden Sieg. Aber sie tat es. Und blieb dabei fair.Bild: EPA/ABACA POOL
06.11.2020, 20:1407.11.2020, 19:39
Noch ist es nicht so weit. Noch verfügen weder Joe Biden noch Donald Trump über die zum Sieg nötigen 270 Elektorenstimmen. Doch es zeichnet sich bereits ab: Sollte Joe Biden die nötigen Stimmen holen, wird Trump seine Niederlage kaum mit einer «Concession-Speech» eingestehen.
Tatsächlich ist die sogenannte Concession-Speech, die sich nur leicht umständlich mit «Niederlageneingeständnis» übersetzen lässt, nicht verpflichtend. Aber sie hat Tradition. Und die Rede dient dazu, die beiden Lager, die sich zuvor mit harten Bandagen bekämpft haben, so gut wie möglich wieder zu vereinen.
Hillary Clinton 2016
Hillary Clinton verlor 2016 äusserst überraschend gegen Donald Trump. Noch am selben Abend musste sie ihr Niederlageneingeständnis abliefern. Auch wenn man ihr ansah, wie schwer es ihr fiel, wies sie ihre Wählerinnen an, Donald Trump als Präsidenten zu akzeptieren – und Proteste zu unterlassen.
«Donald Trump ist der Präsident. Wir schulden ihm Unvoreingenommenheit und die Möglichkeit zu führen. Unsere konstitutionelle Demokratie basiert auf einer friedlichen Machtübergabe. Wir respektieren das nicht nur, wir verehren das.»
Fairnessnote: 5
Mitt Romney 2012
Fast erleichtert wirkte Mitt Romney bei seinem Niederlagen-Eingeständnis. Scherzend wünschte er seinem Kontrahenten Glück – und man nahm es ihm sogar ab. Es war nicht das letzte Mal, dass Romney Rückgrat bewies. Er war später einer der wenigen Republikaner, die es wagten, Donald Trump öffentlich zu kritisieren.
«Ich habe soeben mit Präsident Obama telefoniert, um ihm zum Sieg zu gratulieren. Seine Wähler und seine Kampagne verdienen ebenfalls eine Gratulation. Ich wünsche ihnen allen alles Gute, aber speziell der First Lady und ihren Töchtern. Es sind schwierige Zeiten und ich bete dafür, dass unser Präsident dabei erfolgreich sein wird, unsere Nation zu führen.»
Fairnessnote: 6
John McCain 2008
John McCain musste die Menge beschwichtigen, als beim Namen Barack Obama im Publikum Buhrufe laut wurden. Doch ihm gelang mit einer eindrücklichen Rede, aus einer ablehnenden Haltung des Publikums eine Aufbruchstimmung zu generieren.
Ich mahne alle Amerikaner, die mich unterstützt haben, es mir gleichzutun und ihm [Barack Obama] nicht nur zu gratulieren, sondern unserem nächsten Präsidenten unser Wohlwollen und unsere echten Bemühungen anzubieten, Wege zu finden, um wieder zueinander zu finden. Die nötigen Kompromisse zu finden, unsere Differenzen zu überwinden und zu helfen, unseren Wohlstand wieder herzustellen, unsere Sicherheit in einer gefährlichen Welt zu verteidigen, um unseren Kindern und Grosskindern eine stärkere und bessere Nation zu hinterlassen, als wie wir sie vorfanden.
Fairnessnote: 6
John Kerry 2004
Auch John Kerry begann 2004 mit einem Witz: «I am sorry we got here a little bit late – and a little bit short.» Den Sprachwitz ins Deutsche zu transportieren, fällt schwer. Frei übersetzt bedeutet er: «Es tut uns leid, dass wir so spät eintrudeln – und erst noch nur als zweite.»
«Wir hatten eine gute Diskussion. Und wir sprachen über die Gefahren einer Spaltung in unserem Land. Und die Notwendigkeit, die dringende Notwendigkeit von Einheit ... Ich hoffe, dass wir heute mit dem Heilprozess beginnen können.»
Fairnessnote: 5-6
Al Gore 2000
Das Jahr 2000 bot eine denkwürdige Präsidentschaftswahl. Im entscheidenden Bundesstaat Florida war der Unterschied der beiden Kandidaten derart gering, dass es zu einer automatischen Neuauszählung kam. Zuvor hatten defekte Wahlmaschinen und andere Probleme im Rentnerparadies für Gespött gesorgt. Am Ende stoppte der Oberste Gerichtshof die Nachzählung und Al Gore akzeptierte seine Niederlage umgehend.
«Weder er noch ich wollten, dass es zu einem solch beschwerlichen Weg kommt. Doch er kam so – und fand ein Ende. Beendet wurde er durch die verehrten Mittel unserer Demokratie.»
Fairnessnote: 5
(tog)
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