Das sagt Ghislaine Maxwell über Donald Trump, Bill Clinton und Prinz Andrew
Das amerikanische Justizministerium hat am Freitag das Protokoll eines Gesprächs mit Ghislaine Maxwell veröffentlicht, der langjährigen Bekannten des verstorbenen Sexualverbrechers Jeffrey Epstein. Vor einem Monat interviewte Todd Blanche, der Stellvertreter von Justizministerin Pam Bondi, Maxwell in Florida, wo sie eine langjährige Gefängnisstrafe verbüsste. (Nach dem Gespräch wurde sie nach Texas verlegt.)
Hier fünf wichtige Punkte aus dem Protokoll, das mehr als 300 Seiten umfasst:
Maxwell entlastet den Präsidenten
Jeffrey Epstein war in den Achtziger- und Neunzigerjahren mit Donald Trump befreundet. Dies sorgte immer wieder für Spekulationen, dass der heute 79 Jahre alte amerikanische Präsident von den Machenschaften Epsteins Bescheid gewusst haben musste – oder gar daran teilgenommen habe.
Maxwell weist diese Gerüchte nun zurück. Sie sagt, Epstein und Trump seien gar nicht eng befreundet gewesen, obwohl selbst Trump diese Freundschaft nicht dementiert.
Auf die Frage, ob sie jemals gesehen habe, wie Trump eine Massage bekommen habe, wobei «Massage» wohl ein Codewort für sexueller Missbrauch ist, antwortete sie: «Nein.» Der heutige Präsident habe sich nie «unangemessen» verhalten und Trump sei stets ein wahrer Gentleman gewesen. Auch «bewundere» sie seine Leistung, zum Präsidenten gewählt zu werden, sagte Maxwell zu Blanche.
Laut Maxwell gibt es keine Epstein-Liste
Im rechten Amerika ist man immer noch der Meinung, dass Epstein eine Liste über reiche Bekannte angefertigt hat, die in seiner Anwesenheit sexuelle Verbrechen an Mädchen oder jungen Frauen begangen hätten. Maxwell sagte nun:
Man kann von Maxwell halten, was man will, aber diese Aussage kommt nicht überraschend. Kenner der Materie haben schon lange darauf hingewiesen, dass eine solche Liste schlicht nicht existiere. Hinzu kommt: Maxwell war 2021 vor einem New Yorker Bundesgericht der Prozess gemacht worden und in diesem Verfahren hätte ein solches Dokument sicherlich eine zentrale Rolle gespielt – falls es denn existiert hätte.
Maxwell heizt Spekulationen über Tod von Epstein an
Jeffrey Epstein starb am 10. August 2019 in einer New Yorker Haftanstalt. Offizielle Todesursache: Selbstmord. Ghislaine Maxwell sagt nun, sie sei anderer Meinung:
Auf die Nachfrage, ob sie verraten könne, wer Epstein denn gemäss ihrer Theorie umgebracht habe, konnte sie aber keine Antwort geben.
Das rechte Amerika ist der Meinung, dass Epstein umgebracht wurde, weil der mysteriöse Financier nach seiner Verhaftung auspacken wollte und seine reichen Freunde verraten wollte. Immer wieder ist dabei die Behauptung zu hören, dass Epstein ein CIA-Agent gewesen sei oder für den israelischen Geheimdienst Mossad gearbeitet habe. Maxwell sagt zu diesen Gerüchten: «Bullshit», Blödsinn.
Überraschung: Maxwell verteidigt Bill Clinton
Maxwell, Tochter des britischen Medienbarons Robert Maxwell, ist geübt im «name-dropping». Das Protokoll ist voller mehr oder weniger bekannter Namen wie Microsoft-Co-Gründer Bill Gates oder Prinz Andrew, Bruder des britischen Königs.
Maxwell will aber den Anhängern der Epstein-Verschwörungstheorie keine neue Person ans Messer liefern. Immer wieder sagt sie, sie habe keinen berühmten Mann dabei beobachtet, wie diese sexuelle Verbrechen begangen hätten.
Dies gilt auch für Bill Clinton. Maxwell verteidigt den Ex-Präsidenten ziemlich energisch. Sie sagt, Clinton sei mit ihr befreundet gewesen, und nicht mit Epstein. Das auch von Trump verbreitete Gerücht, dass sich der Demokrat auf einer Karibik-Insel aufgehalten habe, wo Epstein angeblich regelmässig Sexualverbrechen beging, weist sie zurück. Clinton sei nie auf die Insel gereist, sie wisse dies «mit letzter Sicherheit», sagte Maxwell.
Solche Aussagen werden das rechte Amerika enttäuschen, die den Epstein-Skandal gerne zu einem Clinton-Skandal machen möchten.
Maxwells Glaubwürdigkeit angeschlagen
In den Augen von Donald Trump hat Ghislaine Maxwell ihre Rolle erfüllt. Die Epstein-Freundin hat den heutigen Präsidenten entlastet. Wird er sie nun im Gegenzug begnadigen?
Allerdings ist die Glaubwürdigkeit von Maxwell stark angeschlagen. Grundsätzlich konnte sich die gebürtige Britin im mehrstündigen Interview nur noch an Dinge erinnern, die für sie entlastend sind – obwohl sie doch Immunität genoss. So behauptet sie allen Ernstes, die «Masseurinnen», die Epstein sexuell missbrauchte oder belästigte, seien «glücklich» über ihre Arbeit gewesen.
Auch sagt Maxwell immer noch, dass sie nie persönlich Straftaten begangen habe. Es fällt deshalb schwer, Maxwell zu glauben. (aargauerzeitung.ch)