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Hollywood orientiert sich nach Trump-Wahl neu

FILE - Host Jimmy Kimmel speaks at the Oscars in Los Angeles on March 4, 2018. Kimmel is returning as host of the Academy Awards, the Academy of Motion Pictures Arts and Sciences announced Wednesday.  ...
Noch witzelt Jimmy Kimmel über die Trump-Wahl – wohl ist ihm dabei nicht mehr. Bild: keystone

Auswandern oder weiterkämpfen? Hollywood orientiert sich nach Trump-Wahl neu

Die US-Wahl ist für die Unterhaltungsindustrie eine deftige Ohrfeige. Was wird sich ändern? Der raue Ton ist jetzt bereits im TV-Mainstream und in den Comedy-Shows angekommen.
11.11.2024, 03:1311.11.2024, 13:30
Marlene von Arx / ch media
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Hollywood macht momentan die fünf Stationen der Trauer durch: Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz. «Warum? Sagt mir warum?», schrieb Schauspielerin Christina Applegate («Eine schrecklich nette Familie», «Dead To Me») vertretend für viele Showbusiness-Kollegen und -Kolleginnen auf der Plattform X.

Wer gegen Frauenrechte und gegen die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen gestimmt habe, brauche ihr nicht mehr zu folgen. Dann drohte sie, ihr Konto zu schliessen. Einen Tag darauf entschuldigte sie sich und lenkte ein:

«Ich weine immer noch, aber ich bin nicht mehr wütend. Ich krieche jetzt in meine Bubble zurück und schaue Reality-Shows. Macht doch das Gleiche, es tröstet. Peace an alle!»

Während sich die meisten Stars noch von ihrem Schock erholen, hofft man in den Teppichetagen Hollywoods jetzt auf grünes Licht für Deregulierung und Mega-Mergers in der Streaming-Landschaft, was Biden erschwerte. Warner Bros. Discovery CEO David Zaslav vermutete jedenfalls, dass die Trump-Administration «eine positive und beschleunigende Chance zur Konsolidierung» sein könnte. Eine, die nötig ist, um die Firmen zu stärken.

Wie gross sind die Rachegelüste des neuen Präsidenten?

Die Aussicht auf eine Fusion und der damit verbundene Stellenabbau liessen die Warner-Aktie nach oben schnellen. Die Rechnung wird dabei allerdings ohne die Rachegelüste des neu gewählten Präsidenten gemacht: Denn zu Warner Bros. Discovery gehört auch der Trump-kritische Nachrichtensender CNN. Vielleicht hat Donald Trump keine Lust, dessen Mutterhaus zu bereichern.

Ansonsten ist die Wahl von Donald Trump für die Unterhaltungsindustrie eine deftige Ohrfeige. Kamala Harris hatte die grossen Stars wie Beyoncé und Bruce Springsteen auf ihrer Seite. Als sich Taylor Swift für die Vizepräsidentin aussprach, registrierten sich am nächsten Tag angeblich 400'000 Fans als neue Wählerinnen und Wähler. Aber offenbar wählen nicht alle Musikkonsumentinnen und Musikkonsumenten so wie ihre Vorbilder. Viele wollen gar nichts von ihnen hören, wenn es um Politik geht.

Das ist sich George Clooney, der in Kentucky und Ohio aufwuchs, schon längst bewusst: «Mein Vater kandidierte für den Kongress in Kentucky und ich konnte die Werbetrommel nicht für ihn rühren. Man attackierte ihn sofort als Vertreter Hollywoods gegen das Heartland», erzählte er bereits vor zwanzig Jahren.

Im Sommer 2024 war George Clooney bekanntlich der erste prominente Demokrat, der Joe Biden öffentlich aufrief, nicht mehr zur Wiederwahl anzutreten, und damit den Stein zur Harris-Kandidatur ins Rollen brachte. Mit Kamala Harris schöpfte Hollywood wieder Hoffnung. Julia Roberts und Harrison Ford drehten Werbespots für sie.

Aber wie sich zeigte, war Trumps Geplauder mit Männer-Sphäre-Podcastern wie Joe Rogan und Werbung bei NASCAR-Autorennen wirksamer. Der raue Ton, der dort herrscht, ist nun bereits im TV-Mainstream angekommen: Trump führe jetzt 2:0 gegen Frauen, so Komiker Bill Burr in der Comedy-Show «Saturday Night Live» über die Niederlagen von Hillary Clinton und Kamala Harris. Sein Tipp:

«Werft die Hosenanzüge weg und kommt etwas huriger daher!»

Wie viele Stars verlassen die USA?

Überraschend viele junge Männer scheinen Mühe mit Identity-Politics, der von Hollywood-Demokraten propagierten Frauen- und Minderheitenrechte zu haben – auch wenn sie selber einer Minderheit angehören. Man bangt nun um die Inklusion-Initiativen, die die Unterhaltungsindustrie diverser machen sollten.

Die schwarze Transgender-Schauspielerin Laverne Cox («Orange is the New Black») teilte in einem Podcast ihre Ängste: «Es ist zutiefst besorgniserregend, dass während der Kampagne 100 Millionen Dollar für Anti-Trans-Werbung ausgegeben wurden. Weil ich bekannt bin, bin ich eine Zielscheibe. Einige meiner Freundinnen und ich betreiben zurzeit Recherchen, in welche europäischen oder karibischen Städte wir auswandern könnten.»

Auch Cher und Barbra Streisand haben im letzten Jahr verkündet, sie würden die USA verlassen, sollte Trump wiedergewählt werden. Ob sie ihre Villen in Malibu wirklich verlassen, wagt man zu bezweifeln. Sharon Stone meinte, es sei Zeit, sich nach einem Haus in Italien umzusehen, und America Ferrara («Barbie») plant den Umzug mit ihrer Familie nach Grossbritannien.

Mit Taylor Swift in einer Zelle

Erfahrungsgemäss bleiben die meisten aber dann doch im Land und versprechen, weiter für ihre Ideale zu kämpfen. Die Late-Show-Komiker Stephen Colbert, Seth Meyers und Jimmy Kimmel haben nach dem anfänglichen Skizzieren von Endzeit-Szenarien jedenfalls schnell zurück zu anderen Themen und ihrer Kernaufgabe, mit Humor zu unterhalten, zurückgefunden.

Aber ein gewisses Unbehagen bleibt, da Trump drohte, gar «das Militär auf linke Verrückte» zu hetzen. Jimmy Kimmel bat in seinem Monolog am Mittwoch, Trump möge ihn mit Taylor Swift eine Zelle teilen lassen, falls er seine Kritiker wie angedroht ins Gefängnis werfe. «Wir würden uns sicher gut verstehen, da ich auch gut Armbänder basteln kann.» Das Studio-Publikum lachte. Dann sagte er nur halb im Scherz:

«Mal sehen, wie lustig diese Pointe in ein paar Monaten noch ist.»

(aargauerzeitung.ch)

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87 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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cheesy_
11.11.2024 08:05registriert Januar 2018
Für viele Normalbürger sind oft Themen wie die Wirtschaft wichtiger als Frauen- oder Minderheitenrechte. Trump hat es geschafft, bei den Wählern in diesen Bereichen gut anzukommen. Das verstehen manche in ihrer Hollywood-Bubble nicht.
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Rivka
11.11.2024 08:43registriert April 2021
Hollywood hat zurecht Angst vor Konsequenzen. Denn, das Aufzwingen der eigenen Denkweise, Quoten-Diversität, Shitstorm auf Social Media, weil manche Produzenten nicht die gesammte Palette der LGBTQ+ Community in einem Projekt auftreten lassen etc. etc., musste ja einen Backlash provozieren oder? Die eigene Weltansicht aufzuzwängen verleitet die Menschen zu Trotzreaktionen. Wenn das die Progressiven und Regressiven verstehen würden, dann wäre die Welt ein friedlicherer Ort.
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Typu
11.11.2024 08:35registriert Oktober 2015
Ricky Gervais hat der Medienindustrie an den Golden Globes jahrelang aufgezeigt, wie abgehoben vom Bürgertum sie ist. Die Stars und Sternchen kassieren ohne Halten. Hat alles nichts genützt. Nichts wurde kapiert.
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