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Gaza-Krieg: Verhandlungen zwischen Israel und Hamas beginnen

Israeli troops walk through the Gaza Strip as seen from southern Israel, Thursday, Dec. 21, 2023. (AP Photo/Ohad Zwigenberg)
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Israelische Truppen im Gaza-Streifen. Bild: keystone

Gaza-Krieg: Verhandlungen zwischen Israel und Hamas beginnen

06.10.2025, 07:0006.10.2025, 07:00

Unterhändler Israels und der islamistischen Hamas führen heute in Ägypten indirekte Gespräche über die Umsetzung des Gaza-Friedensplans von US-Präsident Donald Trump. Dabei soll es zunächst um die Freilassung der verbliebenen 48 Geiseln im Gegenzug für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Entlassung Hunderter palästinensischer Häftlinge gehen. Weitere Fragen, darunter die Entwaffnung der Hamas und ein israelischer Truppenrückzug aus dem Küstenstreifen, sind noch umstritten. Es wird erwartet, dass Vermittler mit beiden Seiten sprechen.

Trump drückt bei den Verhandlungen weiter aufs Tempo. «Mir wurde gesagt, dass die erste Phase diese Woche abgeschlossen sein sollte, und ich bitte alle, SICH ZU BEEILEN», schrieb der Republikaner auf der Plattform Truth Social. Es habe «sehr positive Gespräche» mit der Hamas und anderen Ländern an diesem Wochenende gegeben, um die Geiseln freizulassen, den Krieg in Gaza zu beenden – aber vor allem, um den lang ersehnten Frieden im Nahen Osten zu erreichen. Zuletzt sprach er erneut eine Drohung aus: Der Faktor Zeit sei von entscheidender Bedeutung – «SONST WIRD ES ZU MASSIVEM BLUTVERGIESSEN KOMMEN – ETWAS, DAS NIEMAND SEHEN MÖCHTE!»

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Donald Trump drückt aufs Tempo.Bild: keystone

US-Aussenminister: Ohne Entwaffnung wird Terror wiederkommen

US-Aussenminister Marco Rubio sagte in der TV-Sendung «Meet the Press» bei NBC News, die Geiselfreilassung habe oberste Priorität. Ein langfristiger Frieden im Gazastreifen sei aber nur möglich, wenn auch eine Entwaffnung von Terrorgruppen erfolge. Dann gehe es auch um die Bildung einer technokratischen Verwaltung im Gazastreifen ohne Hamas-Mitglieder.

Die Hamas hatte Trumps Friedensplan am Freitag in Teilen zugestimmt, die geforderte Niederlegung der Waffen aber nicht ausdrücklich akzeptiert. Das sieht der Plan auch vor: Sobald alle Geiseln freigelassen sind, bekommen Hamas-Mitglieder, die sich zu friedlicher Koexistenz und zur Niederlegung ihrer Waffen verpflichten, Amnestie.

Secretary of State Marco Rubio arrives before President Donald Trump and Israel's Prime Minister Benjamin Netanyahu speak during a news conference in the State Dining Room of the White House, Mon ...
Marco Rubio: Geiselfreilassung hat höchste Priorität.Bild: keystone

Delegationen unterwegs zu Gesprächen nach Ägypten

Eine Delegation mit dem höchsten Hamas-Anführer im Ausland, Chalil al-Haja, an der Spitze reiste bereits am Sonntag nach Kairo. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte mit, eine Delegation unter Aufsicht von Minister Ron Dermer werde am Montag zu den Verhandlungsgesprächen im Touristenort Scharm el Scheich im Süden der Halbinsel Sinai aufbrechen. Auch der US-Sondergesandte Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner werden bei den Gesprächen erwartet.

Dauer der Verhandlungen begrenzt

Netanjahu hatte zuvor betont, Israel und die USA seien entschlossen, die Verhandlungen mit der Hamas auf wenige Tage zu beschränken.

Die Zeitung «Israel Hajom» berichtete, die 20 noch lebenden Geiseln sollten nach einer Einigung innerhalb von 72 Stunden freigelassen werden. Es könne aber länger dauern, bis die sterblichen Überreste der weiteren 28 Geiseln übergeben werden. Bis zu einer Einigung herrsche im Gazastreifen keine Waffenruhe, sondern nur eine «Reduzierung des Feuers».

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind seit Trumps Aufruf an Israel, die Bombardierungen im Gazastreifen sofort zu stoppen, dennoch Dutzende Palästinenser getötet worden. Trump betonte, eine Waffenruhe sei sofort möglich, wenn die Hamas einer Rückzugslinie für die israelische Armee zustimmt. Israel habe diese Linie bereits gebilligt. Netanjahu kündigte wiederum an, die israelische Armee werde strategisch wichtige Gebiete im Gazastreifen so lange kontrollieren, bis die Hamas entwaffnet sei.

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Angehörige der Geiseln protestieren in Tel Aviv – 20 Personen sollen noch am Leben sein.Bild: keystone

Israels Geisel-Beauftragter trifft sich mit Rot-Kreuz-Vertreter

Israels Geisel-Beauftragter Gal Hirsch traf sich am Sonntag bereits mit einem Repräsentanten des Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK). Hirsch schrieb auf der Plattform X, es handele sich um ein «Vorbereitungstreffen» mit Julien Lerisson, Chef der IKRK-Delegation in Israel und den palästinensischen Gebieten. Bei früheren Freilassungen israelischer Geiseln während Waffenruhe-Phasen im Gaza-Krieg hatten IKRK-Vertreter eine wichtige Rolle bei der Übergabe gespielt.

Angehörige von Geiseln sowie freigelassene Geiseln forderten bei Demonstrationen am Sonntagabend ein sofortiges Ende des Gaza-Kriegs und die Freilassung ihrer Liebsten. Der im Februar selbst freigekommene russisch-israelische Staatsbürger Alexander (Sascha) Trufanov sagte bei einer Ansprache auf dem «Platz der Geiseln» in Tel Aviv, 48 «unserer Brüder und Schwestern» seien bis jetzt nicht zurückgekehrt. «Wir geloben hier und jetzt: Wir werden nicht ruhen, wir werden nicht schweigen, bis der letzte von ihnen zurückkehrt.»

Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1'200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln verschleppt wurden und das sich am Dienstag zu zweiten Mal jährt. Seit Kriegsbeginn wurden nach Hamas-Angaben über 67'000 Palästinenser getötet, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. (sda/dpa)

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So emotional war die Freilassung dreier Gaza-Geiseln
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So emotional war die Freilassung dreier Gaza-Geiseln
Am Sonntagnachmittag werden die drei Geiseln Romi Gonen, Emily Damari und Doron Steinbrecher in Gaza dem Roten Kreuz übergeben.
quelle: keystone / abed hajjar
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Angriffe und Sabotage auf Gaza-Hilfsflotte
Video: watson
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