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New York Times: Verleger kritisiert Donald Trump

New-York-Times-Verleger Sulzberger: «Trump ist längst hinter uns her»

US-Präsident Trump macht Druck auf Medien, die anders berichten als von ihm gewünscht. Der Verleger der renommierten US-Zeitung «New York Times» wehrt sich.
09.04.2025, 06:0809.04.2025, 06:08
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Ein Artikel von
t-online

Der Verleger der «New York Times» beklagt den Druck der US-Regierung unter Präsident Donald Trump auf seine Zeitung. «Trump ist längst hinter uns her. Er hat uns wiederholt verklagt. Er hat uns von unserem langjährigen Reporterplatz im Pentagon entfernt. Er hat alle Regierungsabonnements für die »Times« gekündigt», sagte Arthur Sulzberger dem Magazin «Stern». «Wir stehen unter dem stärksten Druck seit Generationen.»

NEW YORK, NY - NOVEMBER 08: Arthur Ochs Sulzberger Jr. attends Tina Brown's publication party for "The Vanity Fair Diaries" at Michael's on November 8, 2017 in New York City. (Phot ...
Arthur Sulzberger.Bild: Patrick McMullan

Der Verleger zeigte sich dennoch optimistisch, dass die Demokratie in den USA auch vor Trump verteidigt werden könnte. Die Demokratie sei unverwüstlich, aber man müsse für sie kämpfen. «Wir haben in den USA eine lange Liste von Präsidenten beider Parteien, die versucht haben, uns von der Veröffentlichung von Informationen abzuhalten, die sie nicht in der Öffentlichkeit sehen wollten. Das funktioniert bei der »New York Times« aber nicht. Uns kann Trump nicht einschüchtern.»

Sulzberger wies darauf hin, es gebe eine Reihe von Medien, die gute Arbeit leisteten. «Wir haben eine reiche Tradition einer freien und unabhängigen Presse in diesem Land.»

Verleger: «Das hier ist deutlich schlimmer»

Trump habe angekündigt, dass er auf Grundlage der Berichterstattung der «New York Times» Untersuchungen einleiten werde, um undichte Stellen in der Regierung zu finden, sagte Sulzberger dem «Stern» weiter. «Unsere Branche sollte vorbereitet sein, dass die Regierung die Hebel der Macht nutzen wird, um Druck auf uns auszuüben. Wir fühlen uns dafür gut gerüstet.»

epa11831767 US President Joe Biden speaks at the US Conference of Mayors in Washington, DC, USA, 17 January 2025. The conference brings together mayors from across the United States to discuss common  ...
Sulzberger kritisiert nicht nur Trump, sondern auch seinen Vorgänger Joe Biden.Bild: keystone

Die Zeitung habe ein hervorragendes Anwaltsteam und sei wirtschaftlich gut aufgestellt, dem Druck standzuhalten, sagte der Verleger. «Vor allem wissen wir, dass der erste Verfassungszusatz bei uns der wahrscheinlich stärkste Schutz der Pressefreiheit und der freien Meinungsäusserung ist, den es in irgendeinem Land der Erde gibt.» Sulzberger fügte hinzu: «Jeder Präsident versucht, einen gewissen Druck auszuüben. Das hier ist deutlich schlimmer, aber wir sind darauf vorbereitet.»

Sulzberger kritisierte gegenüber dem «Stern» auch Ex-Präsident Joe Biden. «Er hat es systematisch vermieden, mit der Presse zu reden. Am ehesten vergleichbar ist das mit der zweiten Amtszeit von Ronald Reagan, der sich aktiv vor der Presse versteckt hatte», sagte Sulzberger dem «Stern». Bei Reagan wurde nach dem Ausscheiden aus dem Amt Alzheimer diagnostiziert.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur Reuters
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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gandalf-der-Blaue
09.04.2025 06:13registriert Januar 2014
"Die Demokratie sei unverwüstlich, aber man müsse für sie kämpfen." Was wenn die Gesellschaft, die für diese Demokratie kämpfen müsste, dazu nicht mehr in der Lage ist? Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber meine Hoffnung, dass das amerikanische Volk von Demokratie noch eine Vorstellung hat, die klar genug ist, nimmt mit jedem Tag ab.
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Linus Luchs
09.04.2025 07:54registriert Juli 2014
Sulzberger knüpft seinen Optimismus an die Tradition, die Verfassung und das Kämpferherz. Leider beeindruckt das Trump-Regime nichts davon. Erdogan und Orban haben vorgemacht, wie die Medien unter Kontrolle gebracht werden. Das ist auch in den USA möglich.
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Wolfgang Bumbuy
09.04.2025 07:14registriert November 2024
Wenn man sich anschaut was aus der Washington Post geworden ist die Nixon zu Fall gebracht hatte, dann kann ich nur sagen , die Worte von stärker Pressefreiheit höhr ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Wie eigentlich hat die Pressefreiheit eine Situation wie die in den USA nicht verhindern können, wenn sie doch so gut funktioniert?
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