Stell dir vor, du schreibst einen wissenschaftlichen Artikel und die Regierung zitiert dich, aber falsch. Das ist dem US-amerikanischen Forscher Brent Neiman passiert. Und zwar bei Donald Trumps aufsehenerregendem Zollentscheid von vergangener Woche.
In einem Gastbeitrag in der New York Times hat sich der Ökonom nun zu Wort gemeldet. Und sich deutlich vom Vorgehen der Trump-Administration distanziert.
Tags darauf musste er feststellen, dass eine wissenschaftliche Publikation, an der er selbst mitgearbeitet hatte, als Grundlage für die Berechnung gedient hatte. Die US-Regierung gab da die Methodologie für die Zollrechnung bekannt. Und verwies dabei auf einen Aufsatz von Alberto Cavallo, Gita Gopinath, Jenny Tang und Brent Neiman.
Neiman stellte in der «New York Times» klar, dass er grundsätzlich nicht mit der Handelspolitik der Trump-Administration einverstanden sei. Der renommierte Ökonom war während der Biden-Administration als Berater im Finanzministerium und als stellvertretender Sekretär für internationale Finanzen tätig.
Im Artikel geht es ihm aber um eine fachliche Kritik. Sein Argument: Selbst, wenn man der Begründung des Weissen Hauses folgen würde, läge es damit falsch.
Wären die Zölle tatsächlich aufgrund der Erkenntnisse der vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berechnet worden, hätten sie nur etwa ein Viertel der jetzigen Prozentsätze betragen, schreibt Neiman.
Um sein Argument starkzumachen, nimmt der Wirtschaftswissenschaftler die Zoll-Massnahme Punkt für Punkt auseinander.
Der grösste Fehler bestehe in der Annahme, dass das Zollpaket Handelsdefizite mit jedem Land, mit dem die USA Handel betreiben, ausgleichen würde.
Zunächst einmal könnten Handelsdefizite aus unterschiedlichen Gründen entstehen und würden nicht unbedingt auf einen unfairen Wettbewerb hindeuten.
Selbst wenn Trump die Handelsdefizite ganz aus der Welt schaffen wollte, wären die Zölle nicht das richtige Mittel dafür, schreibt Neiman weiter.
Denn: Die angewendete Zollformel ignoriere die Auswirkungen der Zölle auf die Exporte. Auch seien Nebenfolgen wie mögliche Vergeltungsmassnahmen anderer Länder nicht eingerechnet, die sich wiederum negativ auf die US-Exporte auswirken.
Damit ist Neiman aber noch nicht fertig. Er denkt weiter: Was wäre, wenn man davon absehen würde, dass die Zollformel mangelhaft und Handelsdefizite gar nicht so schlimm sind? Wären die Zölle mit der aktuellen Formel korrekt berechnet?
Neimans Antwort lautet wieder: Nein. Er schreibt, dass sich die Regierung bei diesem Teil der Berechnung zwar auf ihre Studie bezogen habe, aber andere Zahlen als die Forschergruppe verwendet habe.
Der Hintergrund: Die Studie, an der Neiman mitgewirkt hatte, untersuchte die Auswirkungen, die Zölle auf chinesische Exporte auf die Importpreise in den USA haben. Sie kommt zum Schluss, dass die Preise für US-Importe mit den Zöllen fast so stark ansteigen würden wie der Zollsatz.
Dafür berechnete das Forscherteam eine sogenannte «Weitergabequote» («pass-through rate»), die bei 95 Prozent liegt. Das heisst: Zölle würden fast vollständig an die US-Importeure übertragen werden.
Die Trump-Administration habe bei ihrer Formel nun aber einen anderen Wert verwendet: statt 95 Prozent nur 25 Prozent. Sie habe ausserdem nicht transparent gemacht, woher sie diese Zahl hat.
Neiman kommt im Artikel darum zum Schluss: Hätte das Amt des Handelsbeauftragten die Zahl aus der Studie von Neiman und seinen Kolleginnen und Kollegen verwendet, hätten die Zölle nur etwa ein Viertel der jetzigen Ansätze betragen.
Neiman plädiert dafür, die Zölle ganz abzuschaffen oder zumindest durch vier zu teilen.
Auf der Webseite des Amts des Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten, wo die Methodologie der Zölle beschrieben wird, ist das Paper mittlerweile übrigens nicht mehr aufgeführt.
(hah)
Ich bin ziemlich sicher, dass die Zölle von einer KI berechnet und dann ungefiltert auf Pappe gedruckt wurden. Kein normaler Mensch hätte Zölle auf eine Insel erhoben, auf der nur Pinguine leben. Das Trump Kabinett besteht aus geistigen Tieffliegern, die gerade einmal ein paar Promps bei Musks Grok eingeben können.