International
USA

Trumps Zölle: China will hart bleiben

China will im Zollkrieg hart bleiben

Kein Aufatmen, im Gegenteil: Die US-Börsianer sind äusserst besorgt über den sich immer weiter zuspitzenden Zollkonflikt, und sie reagieren entsprechend.
09.04.2025, 05:2309.04.2025, 08:02
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Die US-Aktienmärkte haben am Dienstag ihren Erholungsversuch aus dem frühen Handel abgebrochen und sind deutlich ins Minus abgerutscht. Grund dafür war das in wenigen Stunden in Kraft tretende Zollpaket der Vereinigten Staaten gegen nahezu alle Länder, ohne dass sich eine Entspannung im weltweiten Handelskonflikt abzeichnet.

Der Dow Jones Industrial büsste seinen Gewinn aus dem frühen Handel von fast 4 Prozent ein und drehte im späten Geschäft ins Minus. Letztlich verlor der US-Leitindex 0,84 Prozent auf einen Stand von 37'645,59 Punkten.

A screen shows stock prices at the Nasdaq MarketSite, Monday, April 7, 2025, in New York. (AP Photo/Yuki Iwamura)
US Trump Tariffs
Noch haben sich die US-Aktienmärkte nicht erholt.Bild: keystone

Den anderen wichtigen Börsenbarometern erging es ähnlich: Der marktbreite S&P 500 schloss 1,57 Prozent tiefer bei 4'982,77 Zählern. Der von den grossen Technologieaktien dominierte Nasdaq 100 büsste am Ende 1,95 Prozent auf 17'090,40 Punkte ein.

73 Prozent der Amerikaner rechnen einer Umfrage von Reuters/Ipsos in den nächsten sechs Monaten mit höheren Preisen als Folge der von US-Präsident Trump verhängten Zölle. Lediglich vier Prozent gehen von sinkenden Preisen aus. 57 Prozent gaben bei der dreitägigen Befragung, die am Sonntag endete, an, dass sie gegen die Zölle sind. 39 Prozent befürworten die Abgaben. 52 Prozent konnten der Argumentation von Trump, dass die USA im internationalen Handel benachteiligt wurden, folgen.

China will nicht nachgeben

Das Weisse Haus schloss nochmals aus, dass die höheren Abgaben ausgesetzt werden könnten. US-Präsident Donald Trump denke nicht an eine Verlängerung oder Verzögerung bei den Zöllen, sagte eine Regierungssprecherin. Sie sollen demnach in der Nacht zum Mittwoch um 0:01 Uhr Ortszeit (6.01 MESZ) in Kraft treten. Das gelte auch für Sonderzölle gegen China, die dann insgesamt 104 Prozent betragen würden.

US-Präsident Donald Trump will China mit zusätzlichen Zöllen von noch einmal 50 Prozent belegen, falls Peking die verkündeten Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent nicht zurücknimmt. Die EU-Kommission berät über Gegenmassnahmen auf die neuen US-Zölle.

China liess am Dienstag eine von US-Präsident Donald Trump gesetzte Frist zur Rücknahme von Gegenzöllen verstreichen. Somit belegen die USA China insgesamt mit zusätzlichen Abgaben von 104 Prozent. Während China hart blieb, haben fast 70 Staaten laut dem Präsidialamt Verhandlungen angeboten.

Eine südkoreanische Delegation sei auf dem Weg in die USA. Trump zeigte sich optimistisch, dass es ein Abkommen geben werde. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, eine Sympathisantin Trumps, will nächste Woche in die USA reisen. Die EU hat für Mittwoch einen Beschluss zu Gegenzöllen ins Auge gefasst. Dann sollen auch die US-Importzölle gegen die EU greifen.

Sonderzölle treten am Mittwoch in Kraft

Ein Sprecher des Aussenministeriums in Peking sagte, China werde in einem Handelskrieg «bis zum Ende kämpfen». Die Regierung werde weiter energische Massnahmen ergreifen. Das Handelsministerium sprach von einer Erpressung aus Washington und einem Fehler, der auf einen Fehler folge.

Die Führung in Peking hatte zuletzt angekündigt, die verhängten Zölle von 34 Prozent in gleicher Höhe auf US-Produkte kontern zu wollen. Dies hatte an den internationalen Finanzmärkten zu massiver Verunsicherung geführt. Zuvor hatte China vergleichsweise moderat auf den von Trump ausgelösten Handelsstreit reagiert.

President Donald Trump speaks at the National Republican Congressional Committee (NRCC) dinner at the National Building Museum in Washington, Tuesday, April 8, 2025. (Pool via AP)
Trump
Donald Trump zeigt sich unnachgiebig, China ebenso.Bild: keystone

Am Mittwoch treten neue US-Sonderzölle gegen zahlreiche Handelspartner in Kraft. Im Fall der EU betragen sie 20 Prozent, einige Branchen wurden mit 25 Prozent versehen. Italiens Ministerpräsidentin Meloni will am 17. April in die USA reisen und Trump treffen. Das Verhältnis zwischen Meloni und Trump gilt als gut, die verhängten Zölle hatte sie aber als Fehler bezeichnet. Zugleich hatte sie die EU vor Gegenzöllen gewarnt und zu Gesprächen aufgerufen.

Die EU hat zwar erklärt, sie sei dafür offen, dennoch will sie noch diese Woche Gegenmassnahmen beschliessen. Für Gespräche über den Zollkonflikt wäre eigentlich der EU-Handelskommissar zuständig. Italien hat derzeit auch nicht die EU-Ratspräsidentschaft inne. Nach Deutschland und Irland hat Italien in der EU den drittgrössten Handelsüberschuss mit den USA.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Proteste gegen Trump am 5. April
1 / 30
Proteste gegen Trump am 5. April
In New York demonstrieren zahlreiche Personen gegen die Regierung von Donald Trump und gegen Elon Musk.
quelle: keystone / andres kudacki
Auf Facebook teilenAuf X teilen
SNL parodiert Trumps Zollankündigungen
Video: youtube
Das könnte dich auch noch interessieren:
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Gandalf-der-Blaue
09.04.2025 06:17registriert Januar 2014
Fakt ist: Die USA ist ziemlich abhängig von China, China aber nicht so sehr von den USA. Natürlich tun die Zölle weh. Aber leiden werden vor allem die Amerikaner.
423
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rethinking
09.04.2025 06:12registriert Oktober 2018
Trump ignoriert die ganze Dienstleistungsparte. Banken und Informatik etc. Die USA profitierten insgesamt von anderen Ländern und nicht umgekehrt…
371
Melden
Zum Kommentar
15
    «Es macht mir Bauchschmerzen, wenn ich mir vorstelle, was noch auf die Welt zukommen wird»
    100 Tage ist Donald Trump US-Präsident. Wie haben Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier diese Zeit bis jetzt erlebt? Und hat man in der SVP seine Meinung revidiert? watson hat nachgefragt.

    Im November 2024 hatte sich SVP-Bundesrat Albert Rösti für Donald Trump als US-Präsidenten ausgesprochen. Sein Wunsch ging in Erfüllung. Als watson ihn am Sechseläuten fragte, ob er seine Meinung inzwischen geändert hat, krebste Rösti zurück.

    Zur Story