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USA: Proteste in Los Angeles gegen ICE halten an – wie reagiert Trump?

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Proteste in Los Angeles

In Los Angeles kam es nach Protesten gegen Beamte der US-Einwanderungsbehörde ICE im Bundesstaat Kalifornien zu Ausschreitungen.

quelle: keystone / allison dinner
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«Gefährliche Eskalation»: Gewalttätige Proteste in L.A. halten an – wie reagiert Trump?

Die Ausschreitungen in der Millionen-Metropole gehen weiter, auch nach dem Aufmarsch von Soldaten der Nationalgarde. Ein Trump-Berater sagt derweil, Los Angeles sei Schauplatz eines Aufstandes.
09.06.2025, 06:4409.06.2025, 09:14
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Die Proteste in Los Angeles dauern an. Auch am Sonntag demonstrierten in der zweitgrössten amerikanischen Metropole Tausende von Menschen gegen die Einwanderungspolitik der Regierung von Präsident Donald Trump. Dabei kam es am dritten Tag in Folge erneut zu gewaltsamen Ausschreitungen. Einige Demonstranten blockierten zwischenzeitlich eine Autobahn, bewarfen Polizisten mit Steinen, und setzten selbstfahrende Autos der Firma Waymo in Brand.

Police officers are seen on the 101 Freeway near the metropolitan detention center of downtown Los Angeles, Sunday, June 8, 2025, following last night's immigration raid protest. (AP Photo/Eric T ...
Chaotische Szenen auf der Autobahn 101, die durchs Stadtzentrum von Los Angeles und am Gefängnis Metropolitan Detention Center vorbeiführt.Bild: keystone

Trump hatte zuvor die Nationalgarde aufgeboten. Gegen den Willen des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom, ein Demokrat, wurden einige Hundert Reservisten in Los Angeles stationiert. Die Soldaten hielten sich allerdings vorerst zurück, und bewachten primär Gebäude der Bundesregierung – zum Beispiel das Gefängnis «Metropolitan Detention Center» im Stadtzentrum. Dort wurden sie von Demonstranten konfrontiert, die Parolen gegen die Abschiebepolitik Trumps schrien.

Gemäss Augenzeugen war es aber die Stadtpolizei LAPD (Los Angeles Police Department), die hart gegen die Demonstranten vorging und Tränengas einsetzte. Stadtpräsidentin Karen Bass, eine Demokratin, verurteilte die Entsendung der Nationalgarde durch den Präsidenten und warf Trump vor, er wolle die Demonstranten mit einer «gefährlichen Eskalation» provozieren. Im Gespräch mit dem Nachrichtensender CNN versicherte sie, dass die Stadtpolizei die Lage unter Kontrolle habe.

Miller: Los Angeles von Ausländern besetzt

Das Weisse Haus verschärfte derweil den Tonfall massiv. Der Trump-Berater Stephen Miller erweckte auf dem Internet-Dienst X den Eindruck, in Süd-Kalifornien finde ein Aufstand gegen die Staatsgewalt statt. Er schrieb mit Verweis auf die zahlreichen mexikanischen Flaggen, die von den Demonstranten geschwenkt wurden: «Los Angeles ist besetztes Gebiet.» Auch stellte er die rhetorische Frage: «Wie nennt man Ausländer, die ausländische Flaggen schwenken, Randale anrichten und die Bundespolizei bei der Ausweisung illegaler Eindringlinge behindern?»

Kritiker sagten umgehend, damit wolle Miller den Boden für eine weitere Eskalation bereiten und den Einsatz von Aktivsoldaten ermöglichen. Gemäss geltenden Gesetzen ist dies dem amerikanischen Präsidenten nur im Ausnahmefall erlaubt, das Militär im Inland einzusetzen. Ein Aufstand gegen die Staatsgewalt wäre einer dieser Ausnahmefälle. Angeblich stehen auf einem Stützpunkt bei Twentynine Palms (Kalifornien) gegen 500 Marineinfanteristen bereit, um im Notfall die Nationalgardisten zu unterstützen. Twentynine Palms befindet sich etwa 200 Kilometer von Los Angeles entfernt.

Trump wiederum zog sich am Sonntag auf den präsidialen Landsitz Camp David in Maryland zurück. Dort beriet er sich angeblich mit hochrangigen Regierungsmitarbeitern. Auf seinem Internet-Dienst behauptete er am Abend, bei den Demonstranten in Los Angeles handle es sich um «bezahlte Aufrührer». Auf diesen Vorwurf, dass Gegner seiner Regierung bezahlt würden, um zu demonstrieren, greift Trump oft und häufig zurück. Beweise für diese Unterstellung liefert er jeweils nicht.

In einem improvisierten Gespräch mit Medienschaffenden hatte der Präsident zuvor gesagt, er glaube nicht, dass es sich bei den Protesten im Grossraum Los Angeles um einen Aufstand gegen die Staatsgewalt handle. «Aber es sind gewalttätige Menschen, und wir werden sie nicht ungestraft davonkommen lassen.»

Die Proteste im Grossraum Los Angeles waren am Freitag ausgebrochen, weil Menschen gegen die Festnahme von Migrantinnen und Migranten durch die bundesstaatliche Polizeibehörde ICE protestierten. Dabei wendeten die Demonstranten auch Gewalt an und attackierten Sicherheitskräfte. (bzbasel.ch)

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293 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
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Amadeus
09.06.2025 06:55registriert September 2015
Der letzte mir bekannte Aufstand gegen die Staatsgewalt fand durch MAGA Anhänger im Kapitol statt. Das waren aber gemäss Trump alles Patrioten.
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chrissyl Baumgartner
09.06.2025 07:12registriert August 2022
Der Sprachgebrauch des Weissen Hauses ist vom Sprachgebrauch des Kreml nicht mehr zu unterscheiden.
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Dr. S. Cooper
09.06.2025 07:31registriert Dezember 2022
Ein Land, dass sein Militär nicht zum Schutz seiner Bevölkerung, sondern zur Unterdrückung seiner Bevölkerung einsetzt, ist definitiv auf dem Weg weg von einer Demokratie, in Richtung Diktatur.
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    Unser Bild der USA ist geprägt von Aufenthalten in den Metropolen der Ost- und Westküste. Von dort werden wir mit Social-Media-Inhalten, Spielfilmen und Musik überhäuft. Und deshalb sind die Ost- und Westküstler aus New York oder Los Angeles für uns die klassischen Amis: Wir belächeln sie ein bisschen, aber wir glauben, sie mehr oder weniger zu verstehen.

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