Fast 40 Jahre nach dem aufsehenerregenden Verschwinden seiner Ehefrau muss sich US-Millionär Robert Durst (78) erneut wegen Mordes vor Gericht verantworten. Die Bezirksstaatsanwaltschaft in Westchester im US-Bundesstaat New York teilte am Montag mit, offiziell Klage gegen Durst wegen des Verschwindens von Kathie McCormack Durst 1982 eingereicht zu haben. Der Fall hatte damals in den USA für grosses Aufsehen gesorgt, die Leiche der damals 29-Jährigen war aber nie gefunden worden – und bislang war noch nie Anklage im Zusammenhang mit ihrem Verschwinden erhoben worden.
Bezirksstaatsanwältin Miriam Rocah sagte, die neu geschaffene Abteilung für ungelöste Fälle habe die Grundlage für die Anklage geschaffen. Dank der unglaublichen harten Arbeit von Staatsanwälten, Ermittlern und FBI habe man im Streben nach Gerechtigkeit für Kathie Durst, ihre Familie und Opfer häuslicher Gewalt Fortschritte gemacht. «Seit fast vier Jahrzehnten gibt es viele Spekulationen über diesen Fall, ein Grossteil davon angeheizt durch Robert Dursts eigene, öffentliche Aussagen.»
Rocah spielte damit scheinbar auf die HBO-Dokumentation «The Jinx» aus dem Jahr 2015 an, in der Durst mehrere Morde zu gestehen schien. Er ging auf die Toilette, während er noch ein eingeschaltetes Mikrofon trug und sagte: «Du bist erwischt! Was zum Teufel habe ich getan? Sie alle umgebracht, natürlich», sagte er. Die Abschriften der Tonaufnahmen vor Gericht zeigten Medienberichten zufolge jedoch, dass die Zitate zusammengefügt und bearbeitet worden waren, um sie in eine andere Reihenfolge und einen anderen Kontext zu bringen.
Im Oktober war der Immobilienerbe Durst in Los Angeles wegen Mordes an einer Freundin vor über 20 Jahren zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Zuvor war er von einem Geschworenengericht für schuldig befunden worden, seine Bekannte Susan Berman in der Weihnachtszeit im Jahr 2000 in ihrem Haus in Beverly Hills erschossen zu haben. Der unter anderem an Blasenkrebs erkrankte Durst erschien in einem Rollstuhl sitzend im Gerichtsgebäude. Zuletzt war er auch an Covid-19 erkrankt. Seine Anwälte kündigten an, in Berufung gehen zu wollen.
Durst war auch schon früher vor Gericht. 2003 gestand er, einen Nachbarn zwei Jahre zuvor in Galveston im US-Bundesstaat Texas getötet und zerstückelt zu haben. Die Tötung sei in Notwehr erfolgt, er sei in Panik geraten und habe beschlossen, die Leiche zu zerstückeln. Durst wurde freigesprochen. Laut Staatsanwaltschaft wollte Durst die Identität des Mannes stehlen, um den Ermittlungen zum Verschwinden seiner Frau zu entgehen. (saw/sda/dpa)