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Das sagte Selenskyj zu Trump im Vatikan

In this photo provided by the Ukrainian Presidential Press Office, Ukraine's President Volodymyr Zelenskyy, right, and President Donald Trump, talk as they attend the funeral of Pope Francis in V ...
Trump und Selenskyj begegneten sich im Vatikan unter vier Augen.Bild: keystone

Das sagte Selenskyj zu Trump im Vatikan

Während der Trauerfeier von Papst Franziskus kam es zu einer Begegnung zwischen Selenskyj und Trump im Vatikan. Insider berichten nun, was dort besprochen wurde.
01.05.2025, 03:4601.05.2025, 03:46
Anna-Lena Janzen / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj traf US-Präsident Donald Trump bei der Trauerfeier von Papst Franziskus zu einem Vieraugengespräch in Rom. Die Inhalte des Treffens sind bislang vertraulich geblieben, bis heute haben beide Regierungen keine Details öffentlich gemacht. Nun haben zwei Insider dem US-Nachrichtenportal «Axios» berichtet, was der ukrainische Präsident im Petersdom zu Trump gesagt haben soll.

Demnach habe Selenskyj seine 15 Minuten mit Trump im Vatikan genutzt, um den US-Präsidenten dazu zu bewegen, gegenüber Kremlherrscher Wladimir Putin eine härtere Linie zu fahren und einem Waffenstillstand neue Priorität einzuräumen.

Die Bilder des Treffens im Petersdom wurden weltweit verbreitet. Die beiden Männer sitzen auf roten Stühlen nah beieinander, schauen sich direkt an und neigen sich zueinander. Die Aufnahmen stellen einen deutlichen Kontrast zu denen ihres letzten Treffens Ende Februar im Weissen Haus dar, bei dem es zu einem Streit zwischen Selenskyj und Trump kam.

Was Trump und Selenskyj im Vatikan besprochen haben sollen

  • Selenskyj habe gesagt, dass Putin nicht nachgeben werde, wenn die USA nicht mehr Druck auf Russland ausübten. Trump habe geantwortet, dass er womöglich seine Haltung gegenüber Putin ändern müsse.
  • Selenskyj drängte den US-Präsidenten dem Bericht zufolge auch zu seinem ursprünglichen Vorschlag eines bedingungslosen Waffenstillstands, als Ausgangspunkt für Friedensgespräche zurückzukehren. Diesen hatte die Ukraine akzeptiert, Russland jedoch nicht. «Trump schien zuzustimmen», berichteten die Quellen gegenüber «Axios».
  • Selenskyj bekräftigte «Axios» zufolge bei dem Treffen mit Trump, dass er einer Anerkennung der annektierten Krim als russisch nicht zustimmen werde. Trump habe verdeutlicht, dass dies auch nicht sein Anliegen bei einem Friedensabkommen sei. Der Plan sehe eine Anerkennung durch die USA vor, nicht aber durch die Ukraine.
  • Auch Trump soll ein Anliegen geäussert haben. So soll er Selenskyj erneut dazu gedrängt haben, das geplante Rohstoffabkommen zwischen den USA und der Ukraine zu unterzeichnen.
  • Einer Quelle zufolge habe Selenskyj Trump mitgeteilt, er sei bereit, Zugeständnisse zu machen, um den Krieg zu beenden. Dafür benötige er aber ausreichende Sicherheitsgarantien. «Es war ein grossartiges Treffen und Selenskyj wollte kein Risiko eingehen», wird eine Quelle zitiert.

Selenskyjs Berater seien sich zunächst uneinig gewesen, ob er nach dem Eklat im Oval Office im Februar überhaupt ein Tête-à-Tête wagen sollte. Den Quellen zufolge erhielt der ukrainische Präsident jedoch noch vor der Beerdigung von Papst Franziskus «Signale», dass Trump zu einem Treffen bereit sei.

Nach dem Gespräch habe Selenskyj erstmals das Gefühl gehabt, Trumps Meinung über Putin beeinflussen zu können, berichten die Quellen. Ein möglicher Grund für den positiven Verlauf des Vieraugengesprächs sei laut den Quellen womöglich die Abwesenheit von Vizepräsident J.D. Vance und dem Gesandten Steve Witkoff gewesen. Die Ukrainer sehen Witkoff im Krieg als Unterstützer der russischen Position.

Trump verschärft kurz nach dem Treffen seinen Ton gegenüber Putin

Auf dem Rückweg in die USA aus Rom sprach Trump an Bord des Regierungsfliegers eine seltene Drohung gegenüber Putin aus – er kritisierte den Kreml-Machthaber scharf für einen massiven russischen Luftangriff auf Kiew. «Das lässt mich denken, dass er den Krieg vielleicht gar nicht beenden will, sondern mich nur an der Nase herumführt», schrieb er danach über Putin in seinem Netzwerk Truth Social.

Verhandlungen über ein Abkommen zwischen den USA und der Ukraine liefen seit Februar. Sie standen aber nach dem Eklat im Weissen Haus vor dem Scheitern. Schliesslich konnten sich beide Länder doch auf einen neuen Anlauf verständigen.

Mitte April unterzeichneten Kiew und Washington eine Absichtserklärung für den Abschluss des Rohstoffabkommens. Am Mittwoch haben sich die Länder nun auf die Einrichtung eines Wiederaufbaufonds für das von Russland angegriffene Land geeinigt. Ein entsprechendes Wirtschaftsabkommen wurde von den Regierungen bestätigt.

Verwendete Quellen:

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Musikuss
01.05.2025 06:15registriert September 2016
Selensky hat wirklich das Format eines Staatsmannes mit Geschick und Verantwortungsgefühl. Er hat den
Dealmaker Trump genau bei seinem Ego erwischt: „der Putin veräppelt dich nur!“ Das hat gesessen. Das hat bisher noch niemand gewagt, dem Trump zu sagen!
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Gina3
01.05.2025 06:40registriert September 2023
Trump ist instabil, unberechenbar und rachsüchtig. Das entspricht ganz und gar nicht dem Profil eines Staatsoberhauptes. Wir haben wirklich eine kranke Welt, wenn man bedenkt, dass es möglich war, ihn zum Präsidenten der USA zu machen.
Selensky hingegen wurde vom Filmschauspieler zu einem geschickten Akteur in der Weltpolitik.
Ja: Es ist nicht die Krawatte, die den großen Mann ausmacht.
Genauso wenig wie die laute Stimme und die Drohungen.
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Quaerentius
01.05.2025 06:36registriert Mai 2022
Selenskyj hat Format und ist trotz der massiven Desavouierung durch die 🍊anlässlich seines Besuchs im Weissen Haus über seinen Schatten gesprungen und hat die 🍊gestellt und offenbar für den Momment erfolgreich verhandelt!
Hoffen wir einfach, dass dieser “Deal“ mehr wert ist und beständiger ist, als die bisherigen anderen “Deals“ der 🍊!
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