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Der Deal zwischen der Ukraine und den USA steht – das wissen wir

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Das Abkommen zwischen den USA und der Ukraine steht.Bild: x

Der Deal zwischen der Ukraine und den USA ist unterschrieben – das wissen wir

Die USA und die Ukraine haben sich nach langem Ringen auf die Einrichtung eines Wiederaufbaufonds für das von Russland angegriffene Land geeinigt. Eine Übersicht zum Deal.
01.05.2025, 02:1201.05.2025, 06:42
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Darum geht es

Das Wirtschaftsabkommen zwischen der Ukraine und den USA steht. Beide Länder bestätigten die Einigung am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington, gaben aber nur wenige Details preis.

US-Finanzminister Scott Bessent und die ukrainische Vizeregierungschefin Julia Swyrydenko unterzeichneten das Vertragswerk in der US-Hauptstadt. Die Vereinbarung sei ein klares Signal an die russische Führung, dass sich die Regierung von US-Präsident Donald Trump langfristig für einen Friedensprozess einsetze, in dessen Mittelpunkt «eine freie, souveräne und prosperierende Ukraine» stehe, teilte Finanzminister Bessent am Mittwoch (Ortszeit) mit.

Treasury Secretary Scott Bessent speaks, Wednesday, April 23, 2025, to the Institute of International Finance Global Outlook Forum at the Willard Hotel in Washington. (AP Photo/Jacquelyn Martin)
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US-Finanzminister Scott Bessent.Bild: keystone

Was man über den Inhalt des Abkommens weiss

Der Text des Abkommens wurde zunächst nicht veröffentlicht. Vorgesehen ist aber ein Investitionsfonds zur gemeinsamen Ausbeutung ukrainischer Bodenschätze, der Mittel zum Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes erwirtschaften soll. Die USA erhalten damit einen privilegierten Zugang zu ukrainischen Ressourcen - darunter Metalle der seltenen Erden, die für Hochtechnologie wichtig und strategisch bedeutsam sind.

Trumps Finanzminister Bessent wurde mit Blick auf die Inhalte der Einigung nicht sonderlich konkret, zeigte sich aber zufrieden. Das US-Finanzministerium teilte mit, die Wirtschaftspartnerschaft versetze die USA und die Ukraine in die Lage, «zusammenzuarbeiten und gemeinsam zu investieren, um sicherzustellen, dass unsere gemeinsamen Vermögenswerte, Talente und Fähigkeiten die wirtschaftliche Erholung der Ukraine beschleunigen können».

Die ukrainische Vizeregierungschefin Swyrydenko nannte mehr Einzelheiten. Der künftige Wiederaufbaufonds solle in Projekte zur Förderung von Mineralien, Öl und Gas sowie in damit verbundene Infrastruktur investieren, erklärte sie. «Die Ukraine und die Vereinigten Staaten werden gemeinsam die zu finanzierenden Investitionsprojekte festlegen», schrieb sie auf Facebook. Investiert werden dürfe nur in der Ukraine. In den ersten zehn Jahren solle der Fonds Gewinne und Einnahmen nicht ausschütten, sondern reinvestieren.

epa11946573 Vice Prime Minister and Minister of Economy of Ukraine Yulia Svyrydenko gives a speech during the presentation of the 'Ukraine Fund' about French investments in Ukraine at the Mi ...
Julia Swyrydenko war bei der Unterzeichnung des Abkommens federführend.Bild: keystone

Um Bedenken in der Ukraine vor einem möglichen Ausverkauf zu begegnen, betonte Swyrydenko, dass der Fonds gleichberechtigt mit den USA betrieben werde. Die Ukraine werde ihren Anteil am Fonds nicht aus bestehenden Rohstoffprojekten leisten, sondern 50 Prozent der Einnahmen aus künftigen Förderlizenzen oder Rohstoffverkäufen einzahlen.

Ukraine muss Militärhilfen nicht zurückzahlen

Umstritten war in den Verhandlungen, ob die Ukraine Militär- und Finanzhilfen der USA mithilfe der Rohstoffausbeutung quasi zurückzahlen muss. Donald Trump setzte die Ukraine in der Vergangenheit beim Thema Rohstoffe massiv unter Druck. Er betrachtete potenzielle Gewinne aus dem Rohstoffabbau als Rückzahlung für finanzielle und militärische Unterstützung der USA. Einen solchen Mechanismus enthält das Abkommen nach Angaben Swyrydenkos nun aber nicht.

Die USA könnten ihren Beitrag zu dem Fonds auch mit Militärhilfe leisten, zum Beispiel mit Flugabwehrwaffen, erläuterte sie. Die Ukraine müsse keine Schulden wegen bisheriger Waffen- oder Finanzhilfen aus den USA in den gut drei Jahren seit Beginn des russischen Angriffskrieges tragen. In keinem der Partnerländer sollen demnach Steuern auf die Einnahmen des Fonds anfallen.

Das eigentliche Abkommen muss vor Inkrafttreten noch vom ukrainischen Parlament ratifiziert werden. Ministerpräsident Denys Schmyhal hatte schon vor der Unterzeichnung des Deals versichert:

«Die Ukraine behält die Kontrolle über ihre Ressourcen. Das heisst, Bodenschätze, Infrastruktur, Rohstoffe sind nicht Teil oder Voraussetzung des Fonds oder der Vereinbarung.»

Das sagt Trump

Nach der nun getroffenen Vereinbarung betonte der Republikaner, dass die USA viel mehr zurückbekommen würden, als sie bisher investiert hätten. Er sprach erneut von angeblichen 350 Milliarden US-Dollar, die «Biden ihnen gegeben hat».

«Wir haben einen Deal abgeschlossen, bei dem wir theoretisch viel mehr als 350 Milliarden zurückerhalten werden.»

Die tatsächlichen bisher geleisteten Ukraine-Hilfen der USA sind viel tiefer, wie zahlreiche Faktenchecks belegt hatten.

Trump bekräftigte weiter seine Sichtweise, dass eine wirtschaftliche Präsenz der USA in der Ukraine auch eine Sicherheitsgarantie für das Land darstelle.

President Donald Trump speaks during an event about investing in America in the Cross Hall of the White House, Wednesday, April 30, 2025, in Washington. (AP Photo/Alex Brandon)
Donald Trump
Zufrieden mit dem Deal: Donald Trump.Bild: keystone

Zähe und monatelange Verhandlungen

Verhandlungen über das Abkommen liefen seit Februar. Sie standen aber nach einem weltweit beachteten Eklat zwischen Trump, dessen Vize JD Vance und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weissen Haus vor dem Scheitern. Schliesslich konnten sich beide Länder doch auf einen neuen Anlauf verständigen. Mitte April unterzeichneten Kiew und Washington eine Absichtserklärung für den Abschluss des Rohstoffabkommens.

Vice President JD Vance, right, speaks with Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy, left, as President Donald Trump listens in the Oval Office at the White House, Friday, Feb. 28, 2025, in Washington ...
Nach dem Eklat im Weissen Haus gab es wenig Zuversicht für eine Einigung.Bild: keystone

Selenskyj hatte das Abkommen im vergangenen Herbst vorgeschlagen, um an Trumps Selbstverständnis als Geschäftsmann zu appellieren und Sicherheitsgarantien der USA zu erhalten. Die Hoffnung auf solche Garantien erfüllte sich nach allem, was bekannt ist, zunächst nicht.

Am vergangenen Wochenende kam Selenskyj dann in Rom am Rande der Trauerfeier nach dem Tod von Papst Franziskus für ein Gespräch mit Trump zusammen. Bilder davon, wie sich die beiden Staatsmänner auf zwei Stühlen gegenübersitzen, gingen um die Welt. Angesprochen darauf, was er Selenskyj gesagt habe, antwortete Trump nun im US-Fernsehen, er habe dem Ukrainer geraten, ein Friedensabkommen zu unterzeichnen, «weil Russland viel grösser und viel stärker ist». (sda/dpa/con)

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179 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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banda69
01.05.2025 05:59registriert Januar 2020
Klingt nach einem fairen Vertrag. Das war nicht zu erwarten. Die Standhaftigkeit von Selnskjy und der Ukraine hat sich gelohnt. Selenskjy's Einsatz für das Ukrainische Volk kann man nicht hoch genug würdigen. Was dieser Mann leistet ist beeindruckend.
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Luna Merlin
01.05.2025 06:06registriert Dezember 2021
Das moralische Niveau des Patienten im Weissen Haus ist tiefer, als ein Mensch sich ducken kann! Nur 🤑 im Kopf.

Null Verständnis dafür, was seit über drei Jahren passiert! Weil der Typ im Grunde gleich denkt wie sein Buddie im Kreml.
Die Ukraine muss „dankbar“ sein für diesen Strohhalm…

Ich hätte mir eine kräftige MILITÄRHILFE gewünscht, damit Russland DIE militärische Niederlage kassiert, die es braucht, um Ruhe zu geben!!

Es bleibt eine Schrumpf-Ukraine, welche auch noch ausgebeutet wird. Ein nachhaltiger Friede ist weit weg . Und von „Frieden“ habe ich eh kein Wort gelesen 🤦🏼‍♀️.
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⚡ ⚡ ⚡☢❗andre ☢ ⚡⚡
01.05.2025 06:33registriert Januar 2014
Mit Trump als Präsident ist der Deal nicht viel wert.
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