«Ich werde keinen Nobelpreis bekommen, egal was ich mache, [...]. Aber die Menschen wissen Bescheid, und das ist alles, was für mich zählt!», das schrieb Donald Trump im Juni auf seiner Plattform Truth Social. So ganz glaubt er die Aussage wohl auch selber nicht. Hinter den Kulissen trommeln er und sein Team unermüdlich für die Auszeichnung.
Wie norwegische Medien am Donnerstag berichteten, rief der US-Präsident den Finanzminister Jens Stoltenberg «aus heiterem Himmel» an. «Er wollte über den Nobelpreis – und über Zölle sprechen», wie «Dagens Næringsliv» unter Berufung auf anonyme Quellen schreibt. Es sei nicht das erste Mal, dass Trump beim ehemaligen Nato-Generalsekretär die Möglichkeit einer Nominierung für einen Friedensnobelpreis angesprochen habe.
Während Trump zum Hörer greift, erwähnen ranghohe Anhänger des Präsidenten in Interviews und auf den sozialen Medien immer wieder dessen Rolle bei der Beilegung von Konflikten, beispielsweise zwischen Israel und Iran, Armenien und Aserbaidschan oder Kambodscha und Thailand. Während seiner zweiten Amtszeit habe Trump im Schnitt «einen Waffenstillstand pro Monat» vermittelt, sagte kürzlich Karoline Leavitt, die Sprecherin des Weissen Hauses.
Auch im Vorfeld des Gipfels in Alaska mit Kreml-Herrscher Wladimir Putin wurde Trumps Anspruch auf einen Friedensnobelpreis von ihm und seinem Team mehrfach erwähnt.
Trumps Vorgänger während seiner ersten Amtszeit – der Demokrat Barack Obama – erhielt im Jahr 2009 den Nobelpreis. Die offizielle Begründung damals: Obamas Bemühungen zur «Stärkung der internationalen Diplomatie und der Zusammenarbeit zwischen den Völkern» sowie sein «Engagement für die Vision einer atomwaffenfreien Welt». Zu dem Zeitpunkt war er noch nicht mal acht Monate Präsident.
Ein Umstand, der Trump regelmässig beschäftigt. Bei einer Wahlkampfveranstaltung im Oktober 2024 sagte er: «Würde ich Obama heissen, hätte man mir den Nobelpreis in zehn Sekunden verliehen.» Er fügte hinzu, der Ex-Präsident wisse nicht einmal, «wofür zur Hölle» er den Preis gewonnen habe.
Um die Auszeichnung in seiner zweiten Amtszeit ähnlich schnell zu bekommen wie Obama, wäre wohl ein besonderer Coup nötig – etwa ein Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine. Die Preisträger werden im Oktober bekannt gegeben. Im Hinblick auf das Treffen mit Putin befürchten Experten deshalb, Trumps Wunsch nach einem Deal, der ihn näher an einen Nobelpreis bringt, könnte stärker sein als sein Wille, die Interessen der Ukraine zu verteidigen.
Eine klare Ukraine-Strategie hätten die USA ohnehin nicht, sagt Militärexperte Mick Ryan zu CNN: «Es gibt nur Wut, Impulse, Social-Media-Beiträge, ständige Kurswechsel und ein grundlegendes Verlangen Trumps, den Friedensnobelpreis zu gewinnen.»
Trumps Faszination mit dem Preis ist bei Regierungen auf der ganzen Welt bekannt. «Trumps Wunsch, den Friedensnobelpreis zu gewinnen, ist in ausländischen Hauptstädten inzwischen eher ein Witz geworden», sagte ein ehemaliger britischer Diplomat dem US-Sender NBC. Der Anspruch auf die Auszeichnung stehe jedoch im Widerspruch zu seinen Ansprüchen auf Kanada, den Panamakanal und Grönland Anfang Jahr sowie mit seinen «Angriffen auf die demokratischen Institutionen Amerikas», ergänzt er.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nominierte Trump im Juli für den Friedensnobelpreis – wohl vor allem, um bei seinem wichtigsten Verbündeten zu punkten. Dasselbe taten auch schon Pakistan und ein ukrainischer Parlamentarier. Der zog seine Nominierung aber wieder zurück. (aargauerzeitung.ch)