Mehr als zwei Stunden lang debattierten die führenden demokratischen Präsidentschaftskandidaten am Mittwoch in Atlanta (Georgia). Im Gegensatz zu den letzten TV-Runden im Vorwahlkampf blieb der Schlagabtausch zwischen dem linken Lager um Elizabeth Warren und Bernie Sanders und dem pragmatischen Flügel um Joe Biden und Pete Buttigieg aber weitgehend aus.
Stattdessen prügelten die Demokraten auf den aktuellen Bewohner des Weissen Hauses ein, und präsentierten ihre gesundheits- und aussenpoltitischen Ideen. Hier eine Übersicht.
Umfragen in Iowa und New Hampshire – den beiden Bundesstaaten, in denen im Februar 2020 die Vorwahlen beginnen – deuten darauf hin, dass Pete Buttigieg Rückenwind verspürt. Die pragmatischen Ideen des Stadtpräsidenten von South Bend (Indiana) stossen auf Zustimmung, auch weil der junge Politiker eine interessante Biografie besitzt und Charisma versprüht.
Am Mittwoch gelang es ihm nun, sich auch einem nationalen Publikum als politischer Aussenseiter zu präsentieren, der alte Probleme mit neuen Ideen lösen wolle. Und obwohl es zahlreiche Fragen über den Erfahrungsschatz Buttigiegs gibt, parierte er die entsprechende Kritik problemlos.
Die Senatorin aus Minnesota hat Humor und ist schlagfertig. Dies stellte sie am Mittwoch erneut unter Beweis. So sagte sie, als die Rede auf die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern kam: Weibliche und männliche Politiker würden mit zweierlei Mass gemessen. «Andernfalls könnten wir das Spiel spielen, Nenn uns deine Lieblingspräsidentin!» – eine Anspielung auf die Tatsache, dass bisher noch keine Frau zur Staatschefin Amerikas gewählt worden ist.
Dafür und für einen Spruch über Nancy Pelosi, die jeden Tag beweise, dass eine Frau Donald Trump schlagen könne, erntete sie warmen Applaus. Ob das reicht für einen langen Schlussspurt? Klobuchar zählt darauf, dass sie mit ihrem Pragmatismus Stimmen gewinnen wird.
Der ehemalige Unternehmer ist und bleibt ein Phänomen. Obwohl er über keine politische Erfahrung besitzt und von seiner Partei weitgehend ignoriert wird, schlägt sich Andrew Yang fabelhaft.
Er ist unterhaltsam, und seine Antworten auf die Herausforderungen, mit denen sich Amerika konfrontiert sieht, sind überraschend. Dass er in der ersten halben Stunde der Debatte am Mittwoch nicht zu Wort kam – während Elizabeth Warren gleich vier Fragen beantworten durfte – passt zu diesem Bild.
Es ist hinlänglich bekannt, dass Tulsi Gabbard, Abgeordnete im Repräsentantenhaus aus Hawaii, im rechten politischen Lager Fans besitzt. Vielleicht ist es ihre isolationistische Aussenpolitik, die Leser der Internet-Postille «Breitbart» anzieht, oder vielleicht ist es der selbstbewusste Auftritt der Surferin.
Ihre Parteifreunde stösst Gabbard aber mit diesen Avancen vor den Kopf – was angesichts der Tatsache, dass sie zur Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei gewählt werden möchte, wohl keine allzu gute Idee ist. Am Mittwoch stritt sich Gabbard zuerst mit Kamala Harris und dann mit Pete Buttigieg. Und beide Male ging sie als Verliererin vom Feld.
WATCH: Rep. Gabbard and Mayor Buttigieg spar over military strategy and geopolitics. #DemDebate pic.twitter.com/fyj3uAPVeP— NBC News (@NBCNews) November 21, 2019
Joe Biden gab einmal mehr eine suboptimale Vorstellung – auch wenn er dieses Mal nicht komplett abstürzte. Positiv waren seine Beiträge im aussenpolitischen Teil der Debatte. Negativ waren seine Versprecher und unsinnige Aussagen, die er machte.
So sagte Biden, häusliche Gewalt müsse mit Fäusten geschlagen werden («We have to keep punching it»). Auch verzichtete er darauf, die gesundheitspolitischen Vorschläge von Elizabeth Warren zu kritisieren – obwohl sein Wahlkampfstab zuvor eine Attacke prognostiziert hatte.
Ewig kann Biden nicht so weitermachen, verliert er doch gemäss Meinungsumfragen stetig an Terrain. Nach wie vor führt der ehemalige Vize von Präsident Barack Obama aber die nationalen Erhebungen an. (aargauerzeitung.ch)