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Diese Fotos zeigen das Leben in Zeltstadt 3 und 4 in Seattle. Der Bürgermeister hält solche Einrichtungen für unverzichtbar – Ed Murray zufolge sind sie notwendig, um der zunehmenden Obdachlosigkeit in der Stadt überhaupt irgendetwas entgegensetzen zu können. Einer Erhebung aus dem Jahr 2014 nach gibt es in Seattle 3123 Obdachlose – eine Steigerung von 15 Prozent verglichen mit dem Vorjahr.
Die Fotos erinnern den Betrachter daran, wie gut es einem geht: In Seattle stehen nicht weniger als sechs solcher Zeltlager, die auch noch alle paar Monate verlegt werden. Ausserdem gibt es Dutzende nicht genehmigte Zeltstädte, die in den Parks der Stadt, unter Hochstrassen und auf Brachflächen enstanden sind.
Wer lebt in diesen Zeltstädten? Wie sind die Menschen dorthin gekommen? Hier einige Portraits aus dieser anderen Welt.
Das ist Robert Rowe mit seiner Tochter Emma Savage. Der 42-Jährige arbeitet als Tagelöhner und ist kurz zuvor von einer Zwölf-Stunden-Schicht heimgekommen. Für die sechsjährige Emma ist es ein besonderer Tag: Sie öffnet gerade ihre Geburtstagskarte, nachdem sie sich tagsüber alleine in Zeltstadt 3 die Zeit vertrieben hat.
«Ich habe mich bewusst entschieden, hier zu leben. Ich war einsam und depressiv in meiner Wohnung», erklärt Kalaniopua Young. «Ich fühle mich durch die sozialen Interaktionen und Freundschaften bedeutend wohler.» Die 32-jährige Hawaiianerin schätzt die Selbstverwaltung und Organisation der Zeltstadt: «Es gibt direkte Demokratie mit schnellen Resultaten, die sich von der traditionellen Bürokratie abheben.»
Aaron Ervin ist 50 Jahre alt. «Die Zeltstadt ist ein Segen für mich – ein Ort, an dem ich mich erholen und meine Gedanken sammeln kann. Solange ich hier bin, will ich ein Vorbild und gutes Beispiel im Camp sein. Hier fühlen sich die Leute sicher. Sie leiden darunter, schief angesehen zu werden, weil sie als Obdachlose ihre Sachen überall mit hinschleppen.» Aaron ergänzt, es sei ihm wichtig zu wissen, dass man seine Sachen in der Zeltstadt sicher aufbewahren kann.
«Obdachlose sind keine betrunkenen Penner, denen Nadeln im Arm stecken und die an einer Ecke herumlungern», meint Lantz Rowland, 59. «Es gibt hier Leute, die Schichtdienst auf Friedhof machen. Wir haben Kinder hier, wir haben Familien. Die Leute können arbeiten gehen, ohne ihre Sachen mit sich herumzutragen, wie sie es bei klassischen Heimen machen müssen.»
Ein weiteres Beispiel sind Kadee Ingram, die mit ihrem zweijährigen Sohn Sean in Zeltstadt 3 lebt. «Es kam zu dem Punkt, an dem wir nicht schnell genug einen Job finden konnten und unsere Wohnung verloren haben», erzählt die 28-Jährige. «Wir mögen diesen Ort und insbesondere, draussen zu sein. Wir fühlen uns sicher: Ich wünschte, wir hätten schon früher davon erfahren.»
Zeltstadt 4 wird auch Nickelsville genannt. Wie hat es die Bewohner dorthin verschlagen?
Matt Hannahs und Sohn Devin schätzen den Zusammenhalt in der Zeltstadt. «Devin sieht das hier nicht als negativ. Ich meine, als kleiner Junge sieht er es flexibel – als Abenteuer, einfach neue Leute treffen und neue Dinge sehen. Es ist im Grunde wie campen. Ich bin immer wirklich dankbar, dass es einen Ort gibt, wo du kommen und gehen kannst, wann du willst. Es ist wie eine grosse Familie, man passt aufeinander auf.»
Der Obdachlose Gary Dumo arbeitet im Camp Nickelsville bei der Security. «Ich würde mich gerne in einem Zuhause sehen. Mit Elektrizität, Wänden und Klimaanlage. Ich weiss aber auch, dass es noch mehr Leute gibt, die eine Bleibe brauchen», sagt der 36-Jährige.
Stephan Schleicher, 31: «Hier gibt es eine Gemeinschaft und einen Sinn der Leute dafür, füreinander Verantwortung zu übernehmen.»
Buzz Chevara, 56, will bloss seinen Frieden: «Das Konzept der Zeltstadt bedeutet Gemeinschaft, Sicherheit und einen Ort, an dem dich niemand mitten in der Nacht belästigt oder verletzen wird.»