International
USA

Anhörung vor Supreme Court: Trumps Teilnahme an Vorwahlen im Fokus

Gabriel Chambers, wearing a Trump t-shirt, is interviewed outside of the U.S. Supreme Court, Thursday, Feb. 8, 2024, in Washington. The U.S. Supreme Court on Thursday will take up a historic case that ...
Vor dem Supreme Court in Washington haben sich Demonstrierende und Medienschaffende versammelt, während im Innern des Gerichts ein politisch brisanter Fall verhandelt wird, 8. Februar 2024.Bild: keystone

Anhörung vor Supreme Court: Trumps Teilnahme an Vorwahlen im Fokus

Es ist ein Fall mit potenziell enormer politischer Sprengkraft: Das Oberste Gericht der USA hat sich mit der zentralen Frage befasst, ob sich der frühere US-Präsident Donald Trump für eine Teilnahme an den Vorwahlen für die republikanische Präsidentschaftskandidatur disqualifiziert haben könnte.
08.02.2024, 18:5108.02.2024, 18:51
Mehr «International»

Bei einer mit grosser Aufmerksamkeit verfolgten Anhörung am Donnerstag diskutierten die Richterinnen und Richter des Supreme Court die Argumente beider Seiten. Trump hatte sich an das Gericht gewandt, um einen Beschluss aus dem Bundesstaat Colorado zu kippen, wonach er sich aufgrund seiner Rolle in Verbindung mit dem Angriff auf das US-Kapitol 2021 für die Vorwahl disqualifiziert habe.

Trump will bei der US-Präsidentenwahl Anfang November erneut für die Republikaner kandidieren. Wer als Präsidentschaftskandidat antreten will, muss sich in parteiinternen Vorwahlen durchsetzen. Kläger versuchen seit einiger Zeit in verschiedenen Bundesstaaten, Trumps Teilnahme an den Vorwahlen zu verhindern und den Namen des 77-Jährigen von Wahlzetteln streichen zu lassen. Die Richterinnen und Richter nutzen den Termin am Donnerstag, um eine Vielzahl an Fragen zur Argumentation beider Seiten zu stellen. Mit einer Entscheidung des Supreme Court ist erst zu einem späteren Zeitpunkt zu rechnen.

Trumps-Anwalt Jonathan Mitchell verdeutlichte vor dem obersten Gericht des Landes seine Forderung, dass sein Mandant nicht vom höchsten Amt im Staat disqualifiziert werden dürfe. Die sogenannte Aufstandsklausel in der Verfassung beziehe sich nur auf ernannte und nicht gewählte Amtsträger wie Präsidenten, argumentierte er. Die Klausel besage sinngemäss, dass niemand ein höheres Amt im Staat bekleiden darf, der sich zuvor als Amtsträger an einem Aufstand gegen den Staat beteiligt hat.

Zwar werden in der Passage für solche höheren Ämter einige Beispiele genannt, nicht explizit aufgeführt wird aber das Amt des Präsidenten. Mitchell sagte ausserdem, dass der Kongress erst ein entsprechendes Gesetz verabschieden müsse, damit die Aufstandsklausel in Kraft trete.

Hintergrund der Auseinandersetzung ist die beispiellose Attacke auf den US-Parlamentssitz vor fast genau drei Jahren: Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam das Kapitol in Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl von 2020 formal zu bestätigen. Trump hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede durch unbelegte Behauptungen aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg durch massiven Betrug gestohlen worden sei.

Auf Grundlage dieser Ereignisse versuchen Kläger in verschiedenen US-Bundesstaaten seit geraumer Zeit auch, Trumps Namen von Wahlzetteln für die Präsidentschafts-Vorwahlen streichen zu lassen.

Der Vertreter der Gegenseite, Jason Murray, sagte, Trump habe sich durch seine Beteiligung an einem Aufstand eindeutig disqualifiziert. Es gebe keinen Grund für die Annahme, dass der 14. Verfassungszusatz nicht auch den Präsidenten einschliesse. Die entsprechende Passage im Gesetz sei bewusst weit gefasst. Die Bundesstaaten seien befugt, dafür zu sorgen, dass die Stimmen ihrer Bürgerinnen und Bürger nicht an einen Kandidaten «verschwendet» würden, der qua Verfassung von der Ausübung seines Amtes ausgeschlossen sei.

(hah/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
9 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Butzdi
08.02.2024 21:06registriert April 2016
Und SCOTUS Clarence Thomas - dessen Frau eine der Hauptdrahtzieherinnen vom Jan 6 war - darf mitbestimmen. Trotz tiefer Verlinkung zum Fall und Dutzenden von Korruptionsnachweisen, mit welchen er sich zum Hampelmann von extrem rechtsaussen Milliardären machte.
233
Melden
Zum Kommentar
avatar
JBV
08.02.2024 20:49registriert September 2021
Jonathan Mitchell: "Die sogenannte Aufstandsklausel in der Verfassung beziehe sich nur auf ernannte und nicht gewählte Amtsträger wie Präsidenten, argumentierte er."

Abschnitt 3
'...or hold any office, civil or military, under the United States, or under any State..'
'...irgendein ziviles oder militärisches Amt im Dienste der Vereinigten Staaten oder eines Einzelstaates bekleiden...'

Im Abschnitt 3 wird kein Unterschied zwischen ernannte oder gewählte Amtsträger gemacht. Die Argumentation von Jonathan Mitchell erscheint mir sehr, sehr schwach...
203
Melden
Zum Kommentar
9
US-Expertin Joan Williams: «Ich frage mich, wer hier eigentlich die Intellektuellen sind»
Donald Trumps Gegner sind orientierungslos. Joan Williams, eine führende US-Expertin für Gender- und Klassenfragen, empfiehlt ihnen, die wirtschaftlichen Nöte der Mittelschicht ins Zentrum zu rücken. Und auf die Sprache zu achten.
Ihr Buch «Outclassed» greift über Donald Trump als politisches Phänomen hinaus und zieht Vergleiche mit der radikalen Rechten in Europa. Wo sehen sie die Ähnlichkeiten?
Joan Williams:
In den USA und in Europa erkennt und nutzt die radikale Rechte einen zentralen Klassenkonflikt zwischen der Mittelschicht und der professionellen Führungselite. Dieser Konflikt äussert sich in Europa auf fast identische Weise wie in den Vereinigten Staaten. Der wichtigste gemeinsame Faktor ist die Haltung gegenüber der Einwanderung. Es gibt keine radikal rechte Partei, die Erfolg gehabt hätte, ohne die Einwanderung ins Zentrum zu stellen. Einwanderung ist für die radikale Rechte ein attraktives Thema, weil es wirtschaftliche und kulturelle Ängste miteinander verbindet.
Zur Story