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Joe Biden soll noch immer glauben, dass er Trump geschlagen hätte

Joe Biden soll noch immer glauben, dass er Trump geschlagen hätte

Joe Biden soll noch immer der Ansicht sein, er wäre der bessere Kandidat der Demokraten gewesen. Eine andere Entscheidung soll er aber mittlerweile als falsch ansehen.
29.12.2024, 05:2929.12.2024, 05:29
Thomas Wanhoff / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Es hatte Wochen gedauert, bis der Druck aus der Partei der Demokraten auf US-Präsident Joe Biden so gross wurde, dass er sich zum Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf entschloss. Seine Umfragewerte waren zu dem Zeitpunkt abgestürzt, die Hoffnung lag nun auf seiner Stellvertreterin Kamala Harris, die dennoch – wenn auch knapper als es zunächst den Anschein machte – gegen Donald Trump verlor. Jetzt offenbart ein Bericht der «Washington Post», dass Biden wohl noch immer glaubt, dass er gegen Trump gewonnen hätte.

President Joe Biden speaks during a Hanukkah reception in the East Room of the White House in Washington, Monday, Dec. 16, 2024. (AP Photo/Rod Lamkey, Jr.)
Joe Biden soll weiterhin der Überzeugung sein, dass er gegen Donald Trump besser abgeschnitten hätte.Bild: keystone

Die Zeitung beruft sich in einem langen Porträt des scheidenden US-Präsidenten auf Gespräche mit Personen aus dem Umfeld Bidens. Der Präsident soll in den vergangenen Tagen immer wieder angemerkt haben, dass er eine Chance gegen Trump gehabt hätte. Das werden Demokraten nicht gerne hören, von denen viele ihm Zögern vorgeworfen haben. Biden hatte bei seiner Wahl 2020 von einem Übergang gesprochen und die Hoffnung geweckt, dass er nicht ein weiteres Mal antreten, sondern seine Nachfolge vorbereiten werde.

Doch recht bald wurde klar, dass der heute 81-Jährige an seinem Posten hängt und ein zweites Mal Donald Trump schlagen wollte. Aus demokratischen Kreisen, so die «Washington Post», wird ihm vorgeworfen, sich zu spät zurückgezogen und Harris nur noch drei Monate Zeit für einen Wahlkampf gelassen zu haben.

Biden selbst hatte sich im Wahlkampf angeschlagen gezeigt, eine TV-Debatte mit Donald Trump wurde zum PR-Desaster. Bei vielen weiteren Auftritten hielten Beobachter und Anhänger den Atem an, hofften, dass er keine Versprecher mache und auch gesundheitlich fit genug sei, auf eine Bühne zu gehen und sie auch wieder selbstständig verlassen zu können.

Personalentscheidung wohl bereut

Dem Bericht zufolge bereut Biden auch die Entscheidung, Merrick Garland zum Generalstaatsanwalt gemacht zu haben. Er soll sich in privaten Gesprächen darüber beklagt haben, dass Garland sich mit den Anklagen gegen Donald Trump zu viel Zeit gelassen hat. Biden war demnach auch sauer, dass Garland seinen Sohn Hunter unbedingt vor Gericht bringen wollte.

Einige Demokraten hatten vor Garland gewarnt und sahen sich bestätigt. «Hätte das Justizministerium schneller gehandelt, um Trump wegen des angeblichen Versuchs, die Wahl 2020 zu kippen, und wegen des falschen Umgangs mit geheimen Dokumenten strafrechtlich zu verfolgen, hätte der ehemalige Präsident möglicherweise noch vor der Wahl vor einem politisch schädlichen Prozess gestanden», zitiert die «Post» einige Parteimitglieder. Das scheint Biden jetzt auch so zu sehen.

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114 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jobara64
29.12.2024 06:36registriert Dezember 2024
„Biden hatte bei seiner Wahl 2020 von einem Übergang gesprochen und die Hoffnung geweckt, dass er nicht ein weiteres Mal antreten, sondern seine Nachfolge vorbereiten werde.”

Hätte er genau das gemacht, dann hätte er in Würde und mit grosser Achtung abtreten können. Nun tritt er als Verlierer ab.
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Haarspalter
29.12.2024 06:42registriert Oktober 2020
Die Mehrheit der US-Wahlberechtigten und des politischen Establishments wollte offensichtlich Donald Trump ein zweites Mal als Präsidenten - in vollem Bewusstsein wer dieser Mann ist, was er denkt und wie er tickt.

Harris hätte personell whs. zum grossen Teil mit dem Stab Bidens und dessen Minister weiterregiert - das wollten die Wähler nicht.

Trump ist ein zeitgenössischer Representant der modernen USA - wie wir Europäer sie (noch) nicht kennen.

Das ist die ernüchternde und beklemmende Erkenntnis von 2024.
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Al Capito
29.12.2024 07:20registriert April 2023
Na ja, den Rückzug von Biden, der auf Grund seiner Demenz nötig gewesen wäre, hat wohl the vice president, die politisch in der Verantwortung für diesen gewesen wäre, selber verhindert und hinausgezögert, um sich keiner innerparteilichen Wahl stellen zu müssen.

Wie immer beschweren sich die Dems darüber, dass keiner die Häufchen, in die sie reintreten, weggemacht hat, obwohl sie die selber gemacht haben.

Verstehe, wer will...
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