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Booker, Newsom und Co: Wer führt die US-Demokraten aus der Krise?

Das sind die 5 Hoffnungsträger der Demokraten – laut der Ex-US-Botschafterin

Trotz Trump-Chaos ist die Partei so unbeliebt wie noch nie. Wir haben mit der ehemaligen US-Botschafterin in der Schweiz, Suzi LeVine, über 5 Hoffnungsträger gesprochen.
11.04.2025, 18:2811.04.2025, 18:33
Natasha Hähni / ch media
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Hunderttausende Menschen haben am Wochenende landesweit gegen Donald Trump demonstriert. Sie kritisierten unter anderem seine Migrationspolitik, sprachen sich für Frauenrechte und «gegen Faschismus» aus, wie auf unzähligen Plakaten zu lesen war.

Es war ein erstes Zeichen des Widerstands. Seit der Amtseinführung des 47. US-Präsidenten wirken die Demokraten regelrecht niedergeschlagen. «Wir können nicht viel machen», ist in Fernsehauftritten von Kongressabgeordneten immer wieder zu hören. Zurzeit kontrollieren die Republikaner das Abgeordnetenhaus und den Senat. Ändern können die Demokraten das erst bei den Zwischenwahlen in anderthalb Jahren.

HANDOUT - US Praesident Barack Obama, links, posiert mit der designierten US-Botschafterin in Schweiz, Suzi LeVine, Mitte, und ihrem Ehemann Eric LeVine, rechts, undatierte Aufnahme. Der US-Senat hat  ...
Ehemaliger US-Präsident Barack Obama, links, posiert mit der ehemaligen US-Botschafterin der Schweiz, Suzi LeVine im Jahr 2014.Bild: US BOTSCHAFT BERN

Das vermeintliche Däumchendrehen kommt bei ihrer Parteibasis nicht gut an. Die Folge: Demokraten sind aktuell so unbeliebt wie noch nie. Gerade mal 27 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner haben laut einer Umfrage des US-Senders NBC noch ein positives Bild der Partei.

«Die Botschaft der Demokratischen Partei spricht die Mehrheit der Amerikaner zurzeit nicht an», sagt Suzi LeVine. Sie war während Barack Obamas Präsidentschaft die US-Botschafterin in der Schweiz. Ihr zufolge haben die letzten Wochen der Partei dazu gedient, sich nach den Bedürfnissen der Menschen umzuhören.

Ob die Demokraten die amerikanische Bevölkerung bis zu den Zwischenwahlen im November 2026 von sich überzeugen und die Mehrheit im Senat oder im Abgeordnetenhaus zurückgewinnen können, hängt aber nicht nur von der richtigen Botschaft ab. Den Demokraten fehlt ein Hoffnungsträger.

Wer könnte das sein? Im Gespräch mit CH Media ordnet Suzi LeVine die Chancen von fünf Demokraten ein, künftig eine Führungsrolle zu übernehmen.

Alexandria Ocasio-Cortez

Rep. Alexandria Ocasio-Cortez, D-N.Y., speaks during a "Fighting Oligarchy" tour event at Arizona State University, Thursday, March 20, 2025, in Tempe, Ariz. (AP Photo/Ross D. Franklin)
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Alexandria Ocasio-Cortez auf ihrer «Fight Oligarchy»-Tour im März.Bild: keystone

Laut der NBC-Umfrage wollen 65 Prozent der demokratischen Wählerinnen und Wähler, dass ihre Vertreter gegen Trump zurückschlagen. Keine Demokratin verkörpert die rebellische Haltung gegenüber der Trump-Regierung so gut wie Alexandria Ocasio-Cortez. Bevor die Anti-Trump-Proteste sich am Wochenende im ganzen Land verbreiteten, sprengte sie mit Bernie Sanders, 83, auf ihrer «Fight Oligarchy»-Tour durch Arizona, Nevada und Colorado Zuschauerrekorde.

Die Kongressabgeordnete aus New York gilt als Zukunft des linken Flügels der Partei. «Sie ist unglaublich dynamisch, sie ist jung und sie ist eine meisterhafte Kommunikatorin», sagt LeVine über die 35-Jährige. Ausserdem sei sie authentisch und schaffe es, Verbindungen mit ihren Wählerinnen und Wählern aufzubauen.

Ocasio-Cortez ist eine der beliebtesten US-Politikerinnen in den sozialen Medien. Sie gilt aber auch als eine der progressivsten Figuren ihrer Partei. «Das ist ihre Superkraft, aber auch ihr Kryptonit», so LeVine. In den vergangenen Jahren habe sie aber gezeigt, dass sie kompromissbereit ist, ohne ihre Überzeugungen zu kompromittieren.

Cory Booker

epaselect epa12004153 US Senator Cory Booker (Democrat of New Jersey) speaks to the media off the Senate floor after completing a record-breaking 25-hour, 5-minute filibuster in opposition to US Presi ...
Senator Cory Booker redete während 25 Stunden und 5 Minuten vor dem US-Senat, um gegen die Trump-Regierung zu protestieren.Bild: keystone

Mit seiner über 25 Stunden andauernden Anti-Trump-Rede vor dem US-Senat machte Cory Booker, 55, vergangene Wochen weltweit auf sich aufmerksam. «Das Einzige, was nötig ist, damit in einer Demokratie schlimme Dinge passieren, ist, dass gute Menschen schweigen», sagte der Senator am Wochenende bei einer Veranstaltung in seinem Heimatstaat New Jersey dazu. Diesem Motto blieb er auch nach Trumps neusten Zoll-Ankündigungen treu. Auf «X» schrieb er dazu am Dienstag: «Das ist ein rücksichtsloser und selbstverschuldeter Schlag für die US-Wirtschaft und die persönlichen Finanzen der Amerikaner – ausgeführt von einem Präsidenten ohne Strategie oder Ahnung.»

«Er ist sicher in einer guten Ausgangsposition», sagt Suzi LeVine. Booker kandidierte bereits 2019 in den Vorwahlen für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 und ist im Senat einer der führenden Demokraten. «Mit seiner Rekord-Rede hat er seine Rolle als unverblümter Kritiker der Regierung weiter gefestigt und gezeigt, dass er die Energie und die Fähigkeit hat, auch andere Senatoren einzubinden.»

Pete Buttigieg

Democratic presidential candidate former South Bend, Ind., Mayor Pete Buttigieg speaks at a campaign stop in Arlington, Va., Sunday, Feb. 23, 2020. (AP Photo/Susan Walsh)
Pete Buttigieg
Pete Buttigieg ist einer der wenigen Demokraten, die regelmässig in konservativen Sendungen auftreten.Bild: AP

«Ich muss vorwegnehmen, im Jahr 2020 habe ich Pete als Präsidentschaftskandidat unterstützt», sagt Suzi LeVine. Gewonnen hat er die demokratische Vorwahl nicht. Unter Präsident Joe Biden war Pete Buttigieg aber Verkehrsminister. Im März verkündete er, dass er 2026 weder um einen Sitz im Senat noch als Gouverneur von Michigan antreten werde. Er zog nach seiner Zeit als Kabinettsmitglied in Washington mit seinem Ehemann und seinen beiden Kindern zurück in den Bundesstaat.

Personen aus seinem Umfeld sagten gegenüber «Politico», er würde mit dem Verzicht auf die beiden Rennen die bestmögliche Ausgangsposition für eine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2028 schaffen. Für den 43-Jährigen spricht so einiges, wie LeVine sagt: «Er vertritt wahrscheinlich eine gemässigtere Gruppe und kann so eine Verbindung zu einem breiten Spektrum von Wählern aufbauen.»

Tatsächlich ist Buttigieg bekannt dafür, auch in konservativen Sendungen aufzutreten, wo er mit seinen nüchternen Erklärungen immer mal wieder auf Zuspruch trifft. Zum Verhängnis werden könnte Buttigieg seine Beteiligung an der unbeliebten Biden-Regierung.

Gavin Newsom

epa11624589 California Governor Gavin Newsom speaks during a press conference in Los Angeles, California, USA, 25 September 2024. Governor Gavin Newsom signed three bills into law allowing communities ...
Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom gilt als möglicher Präsidentschaftskandidat im Jahr 2028.Bild: keystone

Gavin Newsom ist seit 2019 Gouverneur von Kalifornien. Schon länger wird vermutet, dass der 57-Jährige Ambitionen für das höchste Amt im Land hegt. In den letzten Monaten hat sich der ausgesprochene Trump-Kritiker als moderat dargestellt. Dank seines neuen Podcasts generiert er aktuell viel Aufmerksamkeit.

Als erste Gäste lud der langjährige Verfechter von LGBTQ-Rechten die glühenden Trump-Anhänger Charlie Kirk und Steve Bannon ein. «Er traut sich, die schwierigen Fragen zu stellen. Ein mutiger Schritt. Es bleibt abzuwarten, ob seine Taktik auch funktioniert», sagt LeVine.

Gretchen Whitmer

FILE - Michigan Gov. Gretchen Whitmer speaks at the SelectUSA Investment Summit, May 4, 2023, in Oxon Hill, Md. Democrats are circulating several high profile names as potential presidential alternati ...
Gretchen Whitmer ist Gouverneurin von Michigan.Bild: keystone

Erstmals auf sich aufmerksam gemacht hat die Gouverneurin des Bundesstaates Michigan mit ihrem Wahlkampfslogan «Fix the Damn Roads», also «repariert die verdammten Strassen». Seither hat sich die 53-Jährige als pragmatische Mitte-links-Politikerin positioniert. «Seit Trump im Amt ist, ist sie nicht mehr so sehr im Rampenlicht wie andere», sagt Suzi LeVine.

Weitere potenzielle Top-Kandidaten der Demokraten sind Josh Shapiro, der Gouverneur von Pennsylvania, und die letztjährige Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris. Wer die Partei letztlich im Jahr 2028 anführen wird, bleibt noch eine Weile offen. «Aktuell sehen wir viele, die sich in Stellung bringen und ein grösseres Publikum suchen. Das ist fantastisch», sagt LeVine.

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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mulumbi
11.04.2025 19:05registriert April 2024
Ich glaube nicht, dass der ganz linke Flügel rund um AOC wirklich die Massen mobilisieren kann. Ich denke am aussichtsreichsten sind die moderateren Kräfte, diese könnten eher Ex Trumpfans ansprechen.
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Rannen
11.04.2025 19:02registriert Januar 2018
Die USA müsste als erster Schritt das Parteiensystem grosszügig verändern, nur so könnte dieses Land in eine bessere Zeit kommen
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AtlasausOprund
11.04.2025 21:02registriert März 2020
Obama hat diese Woche seine Partei aufgefordert, über den 'wir sind nicht Trump' Punkt hinweg zu kommen und endlich wirkliche Inhalte d.h. bessere Konzepte für die tatsächlichen Probleme und ein besseres Leben zu zeigen. Er hatte vor Jahren auch schon mit 'don't be too woke' recht. Die Dem's müssen innovative Realos werden.
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