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Trump will Migranten nach Guantánamo schaffen – der Plan in 7 Punkten

Trump will Migranten nach Guantánamo schaffen – der umstrittene Plan in 7 Punkten

Donald Trump sorgt mit einem nächsten kontroversen Vorhaben für Aufsehen. Der US-Präsident will kriminelle Migranten in einem Teil des berüchtigten Guantánamo-Gefängnisses einsperren. Was wir dazu wissen in der Übersicht.
30.01.2025, 05:3030.01.2025, 13:28
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Darum geht es

US-Präsident Donald Trump plant ein grosses Haftzentrum für kriminelle Migranten auf dem berüchtigten US-Militärstützpunkt Guantánamo Bay. Trump sagte bei einer Veranstaltung im Weissen Haus, dort könnten in Zukunft 30'000 der «schlimmsten kriminellen illegalen Einwanderer» inhaftiert werden. Der Republikaner wies das Verteidigungs- und das Heimatschutzministerium an, mit den Vorbereitungen dafür zu beginnen. Der Vorstoss stiess sofort auf Kritik.

epa11861399 President Donald Trump speaks during an event in the East Room of the White House in Washington, DC, USA, 29 January 2025. The Laken Riley Act is the first bill signed by President Trump i ...
Seine Vorgänger wollten es schliessen, Trump will Guantánamo ausbauen.Bild: keystone

Trump will Guantánamo-Kapazität massiv ausbauen

Es gibt zwar bereits seit Jahrzehnten eine kaum bekannte Einrichtung in Guantánamo Bay auf Kuba, in der illegal eingereiste Migranten festgehalten werden, bevor sie in ihre Heimat oder andere Länder abgeschoben werden. Laut US-Medien war dort in vergangenen Jahren aber nur eine verschwindend geringe Zahl von Menschen untergebracht. Trump will die Kapazitäten nun drastisch ausbauen, wie es in einer Anweisung des Präsidenten an das Verteidigungs- und das Heimatschutzministerium hiess.

Trump sagte, die meisten Leute wüssten gar nichts davon. Dabei gebe es «30'000 Betten in Guantánamo». Für diese Aussage gibt es keinen Beleg.

Ein US-Beamter sagte dem Sender CNN, die Einrichtungen in Guantánamo Bay seien bei weitem nicht darauf vorbereitet, bis zu 30'000 Migranten aufzunehmen. «Es gibt auf keinen Fall mehr 30'000 Betten», zitierte der Sender den Beamten. Die Kapazität sei in den 1990er Jahren vorhanden gewesen, aber heute nicht mehr. Und um diese Anzahl von Menschen zu versorgen, müssten die USA auch deutlich das Personal an dem Militärstützpunkt aufstocken.

Nach Guantánamo sollen «die Schlimmsten»

Die bereits bestehende Migranten-Einrichtung in Guantánamo Bay ist von dem berühmten Gefangenenlager getrennt. Doch dass Guantánamo gemeinhin mit Härte und gnadenloser Haft assoziiert wird, dürfte Trump nicht unrecht sein. Bei der Verkündung seiner neuen Idee sagte er mit Blick auf manche kriminelle Migranten und deren Heimatländer:

«Einige von ihnen sind so schlimm, dass wir nicht einmal den Ländern trauen, sie festzuhalten, weil wir nicht wollen, dass sie zurückkommen.»

Der 78-Jährige schob nach: «Also werden wir sie nach Guantánamo schicken.» Dies sei «ein Ort, von dem man nur schwer wieder wegkommt».

Sie sollen den Plan umsetzen

Der Mann, den Trump für die Oberaufsicht dieser «Massenabschiebungen» eingesetzt hat, Tom Homan, betonte, das Migranten-Zentrum, das es bereits seit Jahrzehnten in Guantánamo Bay gebe, solle schlicht ausgebaut werden. Die Polizei- und Einwanderungsbehörde ICE werde die Leitung übernehmen. Die neue Heimatschutzministerin Kristi Noem sagte auf die Frage, wie viel das Vorhaben koste, dazu liefen Gespräche mit dem Kongress.

Verteidigungsminister Pete Hegseth argumentierte, der Militärstützpunkt Guantánamo Bay sei dafür gemacht, die Rückführung von Migranten in ihre Heimatländer oder Drittländer abzuwickeln. Es gehe eher um Transit von illegal eingewanderten Menschen in andere Länder. «Guantánamo Bay ist ein perfekter Ort», sagte Hegseth in einem Interview des Senders Fox News, wo er früher selbst Moderator war.

Defense Secretary Pete Hegseth arrives at the Pentagon, Monday, Jan. 27, 2025 in Washington. (AP Photo/Kevin Wolf)
Pete Hegseth
Pete Hegseth findet Guantánamo den «perfekten Ort», um Migranten unterzubringen.Bild: keystone

Er habe selbst auf dem Stützpunkt Guantánamo Bay gedient, sagte der Ex-Soldat Hegseth und gab zum Besten, es gebe dort unter anderem einen Golfplatz, wo etwa 6'000 Migranten untergebracht werden könnten. Das Vorhaben sei noch im Fluss, betonte er. Es gehe darum, die Möglichkeiten für Massenabschiebungen auszuweiten, «weil Präsident Trump es todernst meint, illegale Kriminelle aus unserem Land zu bekommen».

Die Reaktion Kubas

Kritik kam unter anderem aus Kuba. Staatspräsident Miguel Díaz-Canel schrieb auf der Plattform X, es sei ein «Akt von Brutalität», Tausende Migranten zwangsweise auszuweisen und zu inhaftieren, gleich neben einem Gefängnis, das für Folter und illegale Inhaftierung bekannt sei.

Der Hintergrund

Trump treibt seit seinem ersten Tag im Amtsantritt einen harten Kurs in der Migrationspolitik voran und forciert unter anderem die Festnahme und Abschiebung von kriminellen Migranten und solchen ohne Aufenthaltserlaubnis. Er bemüht sich gezielt, unter Einwanderern Angst zu verbreiten und Menschen aus anderen Ländern abzuschrecken, in die USA zu kommen. Der Republikaner hatte im Wahlkampf fast täglich in Aussicht gestellt, er werde «das grösste Abschiebeprogramm in der amerikanischen Geschichte» starten.

Guantánamo – woher der üble Ruf kommt

Guantánamo – das ist für viele gleichbedeutend mit Folter, Rechtsbruch und drakonischen Haftbedingungen. Der US-Marinestützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba ist berüchtigt wegen eines umstrittenen Gefangenenlagers, das die Vereinigten Staaten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 errichtet hatten. Zeitweise waren dort fast 800 Menschen inhaftiert. Das Camp wurde damals unter dem republikanischen Präsidenten George W. Bush eröffnet, um mutmassliche islamistische Terroristen ohne Prozess festzuhalten.

Die Rechtslage der Gefangenen, ihre Haftbedingungen und Berichte über brutale Verhör- und Foltermethoden führten international zu einem Aufschrei. Menschenrechtsorganisationen fordern seit langem die Schliessung. Noch immer ist dort jedoch eine kleine Zahl von Häftlingen untergebracht. Die Bemühungen mehrerer US-Regierungen, das Gefängnis zu schliessen, scheiterten bislang daran, dass es an Ländern mangelt, die die verbliebenen Häftlinge aufnehmen.

(sda/dpa/con)

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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StellaStracciatella
30.01.2025 07:27registriert Juni 2020
Sieht denn wirklich immer noch keiner die Parallelen zu den dunklen Zeiten in den 30iger Jahren?
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Linus Luchs
30.01.2025 06:55registriert Juli 2014
Trump und seine Leute sind dabei, Migrant*innen zu entmenschlichen. Es wird ihnen die menschliche Würde abgesprochen. Hat sich diese Wahrnehmung in den Köpfen der Bevölkerung festgesetzt hat, kann man mit den Migrant*innen machen, was man will.

Es ist unerträglich, was sich 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz abspielt, nicht nur in den USA.
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Fritz_Forelle
30.01.2025 07:36registriert März 2022
Nicht vergessen Ölbert findet diesen Typen eine bessere Wahl als Harris. ☝🏽
Wie haben genau solche typen im Land, aber ein stabileres System.
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