Am Dienstag veröffentlichte die «Washington Post» ein letztes Interview von Colin Powell mit dem preisgekrönten Journalisten Bob Woodward. Der frühere Aussenminister erlag am Montag Komplikationen nach einer Corona-Infektion. Powell war zwar vollständig gegen das Coronavirus geimpft, hatte aber seit längerem gesundheitliche Probleme. Er litt an Blutkrebs.
From my last interview with Colin Powell, July 12, 2021. https://t.co/Y62kknTVGz
— Bob Woodward (@realBobWoodward) October 19, 2021
Noch im Juli sprach der ehemalige General mit Journalist Woodward über seinen Gesundheitszustand. «Ich habe das Multiple Myelom und leide an Parkinson. Aber sonst geht es mir gut», sagte Powell, der offenbar keine Beileidsbekundungen wollte. «Habt kein Mitleid mit mir, um Himmels willen! Ich bin 84 Jahre alt.» Er habe im Kampf gegen die beiden Krankheiten nicht einen Tag seines Lebens verloren, er sei in guter Form.
Die beiden sprachen jedoch nicht nur über Gesundheit, sondern auch über Politik. Unter anderem über Ex-Präsident Donald Trump und die Ereignisse vom 6. Januar. Damals stürmten aufgebrachte Trump-Anhänger das Kapitol in Washington, wobei mehrere Menschen ums Leben kamen. Die Politikerinnen und Politiker konnten sich vor dem Mob in letzter Sekunde in Sicherheit bringen.
Powell, der einst selber als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat für die Republikaner galt, kritisierte in seinem Interview mit Woodward den Sturm aufs Kapitol aufs Schärfste. «Das war schrecklich», so Powell. Trump habe die Regierung stürzen wollen. «Trump weigert sich zu anerkennen, dass er nicht wiedergewählt wurde. Und er hat Leute, die da noch mitmachen.»
Es ist nicht das erste Mal, dass Powell hart mit Trump ins Gericht ging. Vor den Wahlen gab er bekannt, dass er Joe Biden wählen würde, da Trump «gefährlich für die Demokratie ist». Gegenüber CNN sagte Powell vergangenes Jahr, dass er sich nicht mehr zu den Republikanern zähle.
Bereits am Montag äusserten sich Joe Biden und die ehemaligen US-Präsidenten zum Tod von Colin Powell. Sie drückten den Angehörigen ihr Beileid aus und lobten Powells Verdienste. Am Dienstag äusserte sich nun auch Donald Trump. Doch der 45. Präsident der Vereinigten Staaten schlug alles andere als versöhnliche Töne an.
Es sei wunderbar zu sehen, dass Colin Powell, der grosse Fehler im Irak gemacht habe, von den «Fake News Medien» im Tod so nett behandelt werde, so Trump. «Ich hoffe, das passiert mir eines Tages auch.» Er sei immer der Erste gewesen, der andere Republikaner attackiert habe, wirft Trump dem Verstorbenen vor. Er sei höchstens im Namen nach ein Republikaner gewesen. Zum Schluss schreibt Trump: «Er hat viele Fehler gemacht, aber wie auch immer, möge er in Frieden ruhen!» (cma)