International
USA

Erstes ranghohes Treffen von USA und China nach längerer Funkstille

Erstes ranghohes Treffen von USA und China nach längerer Funkstille

11.05.2023, 20:1712.05.2023, 07:19
Mehr «International»

Inmitten grosser Spannungen zwischen den USA und China hat es nach längerer Funkstille wieder ein hochrangiges Treffen beider Regierungen gegeben.

Das Weisse Haus teilte am Donnerstag mit, der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, habe in Wien den obersten chinesischen Aussenpolitiker Wang Yi getroffen.

Die beiden seien am Mittwoch und Donnerstag in der österreichischen Hauptstadt zusammengekommen und hätten «offene, sachliche und konstruktive Gespräche» geführt.

Worum ging es konkret?

Es sei dabei unter anderem um die bilateralen Beziehungen gegangen, um globale und regionale Sicherheitsfragen und Russlands Krieg gegen die Ukraine.

«Dieses Treffen war Teil der laufenden Bemühungen, offene Kommunikationskanäle aufrechtzuerhalten und Wettbewerb verantwortungsvoll zu gestalten», hiess es aus dem Weissen Haus. Beide Seiten hätten sich darauf verständigt, diesen wichtigen strategischen Kommunikationskanal aufrechtzuerhalten.

FILE - White House national security adviser Jake Sullivan speaks at a press briefing at the White House in Washington, April 24, 2023. Sullivan and senior Chinese foreign policy adviser Wang Yi held  ...
Jake Sullivan, bei einem früheren Auftritt.Bild: keystone

Die Beziehungen zwischen den USA und China sind wegen einer ganzen Liste von Streitpunkten stark angespannt. Bidens Regierung sieht China als grösste geopolitische Herausforderung und fährt generell einen harten Kurs gegenüber Peking.

Mutmassliche Spionage

Anfang Februar hatte ein Streit über mutmassliche Spähaktionen Chinas in den USA das Verhältnis weiter belastet: Das US-Militär schoss einen mutmasslichen chinesischen Spionageballon vor der amerikanischen Küste ab.

Die USA warfen China vor, es habe damit Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei – und beschwerte sich, die Amerikaner hätten vollkommen überreagiert. Die US-Regierung prangerte an, der Ballon habe zu einer ganzen Flotte von Spionageballons gehört, mit der China mehr als 40 Länder auf fünf Kontinenten ausgespäht habe. Auch das wies Peking zurück.

US-Aussenminister Antony Blinken hatte wegen der Affäre einen unmittelbar bevorstehenden China-Besuch in letzter Minute abgesagt. Blinken traf Wang Yi zwar später im Februar am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Das Treffen sorgte allerdings nicht für eine substanzielle Entspannung in den Beziehungen - und konkrete Pläne, Blinkens Reise nach Peking nachzuholen, sind bislang nicht bekannt.

Seither gab es nur wenig Austausch zwischen beiden Seiten. Biden hatte den Abschuss des Ballons verteidigt und sich zugleich um Deeskalation bemüht. Auf Gesprächsangebote aus Washington reagierte China allerdings betont kühl.

Möglicherweise diente das Treffen Sullivans mit Wang Yi nun auch dazu, vorsichtig den Weg zu ebnen dafür, dass Blinken seinen Trip nach China nachholt. Bekannt wurde dazu zunächst nichts. Blinken betont stets, er wolle nach China reisen, sobald die Umstände dafür gegeben seien.

FILE - China's Director of the Office of the Central Foreign Affairs Commission Wang Yi speaks at the Munich Security Conference at the Bayerischer Hof Hotel in Munich, on Feb. 18, 2023. White Ho ...
Wang Yi, bei einem früheren Auftritt.Bild: keystone

China verunglimpft G7

Das erste ranghohe Treffen der USA und Chinas seit längerem fällt auch zusammen mit den Vorbereitungen der Amerikaner und ihrer Partner auf den nahenden G7-Gipfel in Japan.

In der kommenden Woche steht ein Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben grossen Wirtschaftsmächte in Hiroshima an. China gehört der Gruppe nicht an, dürfte in den Gesprächen dort aber eine bedeutsame Rolle spielen.

Ohne dass China ausdrücklich genannt wird, beziehen sich viele Gipfelthemen indirekt auf das politisch und wirtschaftlich mächtige Land. Peking machte vorab Front gegen die G7-Gruppe: Aussenamtssprecher Wang Wenbin sagte am Donnerstag in Peking, die G7 sprächen von internationaler Ordnung, meinten aber westliche Normen. Es seien die Regeln «einer kleinen Clique, die die USA an erste Stelle stellen».

(sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
22 Femizide in der Schweiz – wie Spanien Frauenmorde bekämpft
Mit dem Dreifachmord in Corcelles NE sind die Femizide in der Schweiz auf einem neuen Höchststand. Ein Blick nach Spanien zeigt, dass das nicht so sein müsste.
22. So viele Frauen und Mädchen sind seit Anfang des Jahres in der Schweiz Opfer von Femiziden geworden.
Zur Story