Die Regierung von Saudi-Arabien hat den 72-jährigen Saad Ibrahim Almadi zu 16 Jahren Gefängnishaft verurteilt. Almadi ist saudi-arabisch-amerikanischer Doppelbürger, der in Florida lebte und als Projektmanager gearbeitet hat, schreibt die «Washington Post». Als er im November 2021 in die saudische Hauptstadt Riad reiste, um dort Verwandte zu besuchen, wurde er am Flughafen bereits von den Behörden erwartet, wie sein Sohn gegenüber der «Washington Post» erklärt.
Grund für seine Verhaftung sind insgesamt 14 Tweets, die er über sieben Jahre verteilt abgesetzt hatte, und in denen er sich kritisch über die saudi-arabische Regierung äusserte.
Am 3. Oktober 2022 nun wurde Almadi verurteilt. Nebst der 16-jährigen Haftstrafe bekam der 72-Jährige auch ein nochmals so langes Reiseverbot auferlegt. Das heisst also, mit 87 dürfte Almadi das Gefängnis verlassen und er müsste 104 Jahre alt werden, ehe er in die USA zurückkehren könnte.
In seinen Tweets ging es unter anderem um den 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul getöteten Journalisten Jamal Khashoggi. Weiter kritisierte Almadi auch die Politik der saudischen Regierung sowie die seiner Meinung nach grosse Korruption im System Saudi-Arabiens.
Almadi wird vorgeworfen, dass er versuche, das saudische Königshaus zu destabilisieren. Ausserdem habe er eine terroristische Ideologie und unterstütze und finanziere Terrorismus, der sich gegen Saudi-Arabien richtet.
Laut seinem Sohn Ibrahim ist Almadi alles andere als ein Aktivist oder Dissident. Er habe «das, was man als milde Meinung gegenüber der Regierung bezeichnen würde», so Ibrahim.
Gegenüber der «Washington Post» sagt Almadis Sohn Ibrahim, dass er sich innerlich leer und tot fühle. Zudem habe er das Gefühl, dass er verraten wurde. Über seinen Vater sagt er: «Er ist nicht nur mein Vater, er ist mein bester Freund. Er ist alles für mich.»
Sein Vater sei im Gefängnis auch gefoltert und mit echten Terroristen zusammen eingesperrt worden. Zudem hätten die saudischen Behörden die Familie unter Druck gesetzt und gedroht, ihr alles wegzunehmen, wenn sie nicht zum Fall schweigen würde.
Für Ibrahim ist klar, dass das US-Aussenministerium den Fall seines Vaters nachlässig behandelt habe und zu wenig energisch gegenüber den saudischen Behörden aufgetreten sei.
Laut der «Washington Post» wurde Almadi in Riad erst nach einem halben Jahr in Haft von einem Vertreter der US-amerikanischen Botschaft besucht. Dieser habe dort abgelehnt, dass die US-Regierung in seinem Fall interveniere. Dies im Wissen, dass er gefoltert würde, wenn ausländische Regierungen in Fälle einbezogen würden. Bei einem zweiten Treffen habe Almadi dann um die Unterstützung der USA gebeten – und prompt sei er dann gefoltert worden.
Danach hat sich Ibrahim an ein Sonderbüro für solche Fälle in Washington gewandt und einen Termin für eine Anhörung ausgemacht. Im Anschluss sei ihm während elf Monaten mitgeteilt worden, dass der Fall seines Vaters «in Bearbeitung» sei. Geschehen ist allerdings nichts. Bei Almadis Verurteilung Anfang Oktober war zudem kein Mitglied der US-Botschaft vor Ort, wie die «Washington Post» schreibt.
Die Hoffnung auf eine Freilassung hat Ibrahim aber noch nicht aufgegeben. Aus diesem Grund wandte er sich an die Öffentlichkeit und sprach unter anderem mit der «Washington Post» und CNN. Er hofft, dass durch die Berichterstattung sowohl der Druck auf die US-Behörden als auch auf jene Saudi-Arabiens zunimmt. (con)
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