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Das Wichtigste zur finalen Anhörung des Ausschusses zu Donald Trump

Finale Anhörung des Kapitol-Ausschusses zu Donald Trump – das Wichtigste dazu in 5 Punkten

19.12.2022, 07:54
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Der Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Kapitol will bei seiner letzten öffentlichen Anhörung erneut Ex-Präsident Donald Trump ins Visier nehmen. Erwartet wird Berichten zufolge am Montag um 19.00 Uhr MEZ eine Abstimmung darüber, ob das Gremium dem Justizministerium eine strafrechtliche Verfolgung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trumps empfiehlt. Doch was genau würde dies bedeuten? Das Wichtigste dazu im Überblick.

Worüber genau wird abgestimmt?

Medienberichten zufolge stimmen die Ausschussmitglieder über die Straftatbestände des Aufruhrs, der Verschwörung gegen die US-Regierung sowie der Behinderung eines öffentlichen Verfahrens ab. Der Ausschuss bestätigte dies nicht. Offen war auch, wie eine solche Abstimmung genau ablaufen soll.

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Donald Trump bei einem Auftritt im November.Bild: keystone

Sollte der Ausschuss dafür votieren, wäre das ein beispielloser Vorgang. «Ich denke, dass es Beweise dafür gibt, dass Donald Trump im Zusammenhang mit seinen Bemühungen, die Wahl zu kippen, strafbare Handlungen begangen hat», sagte Ausschuss-Mitglied Adam Schiff am Sonntag im US-Fernsehen.

Trump habe nach der Präsidentenwahl 2020 Beamte unter Druck gesetzt, um Stimmen zu finden, die nicht existierten, und einen Mob zum Angriff auf das Kapitol angestiftet, sagte Ausschussmitglied und Demokrat Schiff. «Wenn das nicht kriminell ist, was dann?»

Was steht auf dem Spiel?

Eine Empfehlung des Ausschusses an das Justizministerium hat erstmal keine unmittelbaren Auswirkungen für Trump, denn das Gremium hat strafrechtlich gesehen keine Handhabe. Das Justizministerium entscheidet selbst, ob es Strafanzeige gegen den Republikaner stellt und ihn letztlich anklagt oder nicht.

Aber eine solche Empfehlung wäre dennoch ein deutliches Signal - gerade mit Blick auf die möglichen Vorwürfe. Sie könnte den Entscheidungsprozess beeinflussen und letztlich zu einer Anklage führen. Sollte Trump eines Tages wegen Aufruhrs verurteilt werden, dürfte er kein politisches Amt mehr ausüben.

Was sagt Trump dazu?

Trump hat von Anfang gegen den Untersuchungsausschuss gewettert und ihm die Legitimität abgesprochen. Auch am Sonntag attackierte er das Gremium wieder scharf auf der von ihm mitgegründeten Online-Plattform Truth Social.

«Das sind korrupte Feiglinge, die unser Land hassen!!!», schrieb er über die Ausschussmitglieder. Republikaner und Patrioten im ganzen Land müssten gegen die «Verbrecher und Schurken» zusammenstehen. Nach der Dunkelheit komme das Licht. Im November hatte Trump erklärt, für die Republikaner noch einmal als Kandidat für das Weisse Haus antreten zu wollen. Auch vor diesem Hintergrund tut er jegliche Vorwürfe gegen ihn als politische Verfolgung ab.

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Im August wurde Trumps Anwesen in Florida vom FBI durchsucht.Bild: keystone

Welche Probleme mit der Justiz hat Trump sonst noch?

Unabhängig davon, was der Ausschuss am Montag entscheidet, ist der Ex-Präsident derzeit in diverse rechtliche Auseinandersetzungen verwickelt. Es laufen etwa Untersuchungen gegen ihn wegen der Mitnahme geheimer Regierungsdokumente in sein privates Anwesen nach dem Abschied aus dem Weissen Haus. Trump könnte sich damit strafbar gemacht haben. Diese Ermittlungen liegen nun in der Hand eines Sonderermittlers.

Was war zuvor passiert?

In den vergangenen knapp 18 Monaten hat der Ausschuss untersucht, wie es zum Sturm von Anhängern Trumps auf den Sitz des US-Kongresses am 6. Januar 2021 kam, in dem damals die Wahlniederlage des Republikaners gegen Joe Biden beglaubigt werden sollte. Eine von Trump aufgestachelte Menge drang gewaltsam in das Gebäude ein, fünf Menschen starben. An diesem Mittwoch will der Ausschuss seinen Abschlussbericht veröffentlichen.

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Demonstranten am 6. Januar 2021 vor dem Kapitol in Washington.Bild: keystone

Der Ausschuss ist letztlich ein zahnloser Tiger, da er keine strafrechtlichen Befugnisse hat. Aber das Gremium inszenierte die öffentlichen Anhörungen als TV-Spektakel - das dürfte bei etlichen Menschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Im Laufe der Untersuchungen wurde der heute 76-jährige Trump von Zeuginnen und Zeugen schwer belastet. Dazu zählten etwa der Trumps ehemaliger Justizminister William Barr oder Angestellte des Weissen Hauses.

Als besonders spektakuläre Überraschungszeuginnen galt etwa Cassidy Hutchinson, eine ehemalige Mitarbeiterin im Weissen Haus. Sie warf Trump im Sommer vor, sich vorab über mögliche Gewalt am 6. Januar 2021 im Klaren gewesen sein. Er habe gewusst, dass die Demonstranten bewaffnet waren. Eine besondere Rolle während der Anhörungen spielte auch die Republikanerin Liz Cheney. Die erzkonservative Abgeordnete stand lange hinter Trumps Politik, brach aber nach der Kapitol-Attacke mit ihm. Dafür wurde sie von ihrer Partei geschasst. Sie ist nur eine von zwei Republikanern in dem Gremium und hat Trump während der Anhörungen immer wieder scharf angegriffen.

(dab/sda/dpa)

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Donald Trump verlässt das Weisse Haus
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Donald Trump verlässt das Weisse Haus
Mit dem heutigen Tag enden vier Jahren Präsidentschaft von Donald Trump. Eine letzte Rede vor seinen Anhängern, dann verabschiedet sich der scheidende Präsident.
quelle: keystone / manuel balce ceneta
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Einmaliger Gebrauch: Die Messlatte war hoch – doch dieser Trump-Auftritt könnte der absolut bizarrste sein
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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stormcloud
19.12.2022 09:03registriert Juni 2021
Irgendwie mag man davon gar nichts mehr hören. Es dreht sich, wie ein Hamsterrad, aber der Kerl ist noch immer auf freiem Fuß...
Spätestens mit den Geheimakten in Mar a Lago hätte man ihn in den Knast stecken müssen. Jeder andere wäre schon drin. Aber Präsidenten bzw. Ex-Präsidentendarsteller sind sakrosankt in den USA.
Ich hoffe ja, er fährt irgendwann ein, aber das ist wohl nur ein Traum.
Mein Vertrauen in den "Rechtsstaat" USA tendiert gegen Null.
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ChruschteChranz
19.12.2022 08:49registriert Januar 2022
LOCK HIM UUPP!!!
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