Wie heisst es doch so schön: Wenn jemand eine Reise tut, kann er was erzählen. So handhabt es auch Donald Trump, der ein verlängertes Wochenende in Schottland verbringt und am Montag den britischen Premierminister Keir Starmer in seinem Golfclub in Turnberry empfangen hat. Länger als eine Stunde beantwortete das seltsame politische Paar nach einem bilateralen Treffen die Fragen der Medienschaffenden – wobei der rechte Amerikaner deutlich mehr Redezeit für sich beanspruchte als der linke Brite. Der Medienauftritt in fünf Punkten.
Die Ausgangslage dieses Treffens hatte es in sich. Donald Trump spielte den Gastgeber, obwohl das Treffen auf britischem Boden stattfand. Starmer machte gute Miene zum bösen Spiel und reiste mit seiner Gattin Victoria extra an die schottische Westküste, um sich mit dem Amerikaner zu treffen. Auch will Starmer am Dienstag an der feierlichen Eröffnung eines neuen Golfplatzes Trumps an der schottischen Ostküste teilnehmen.
Diese Geste war ganz nach dem Geschmack Trumps: Er will, gerade im Austausch mit ausländischen Staats- und Regierungschefs, immer dominieren. Immerhin sah Trump davon ab, dem britischen Premier in den Rücken zu fallen. Fragen über die britische Innenpolitik beantwortete der amerikanische Präsident höchst zurückhaltend.
Die katastrophale Versorgungslage im Gaza-Streifen war eigentlich der Hauptgrund, warum sich Starmer unbedingt mit Trump persönlich treffen wollte. Sowohl der Amerikaner als auch der Brite versprachen, die humanitäre Katastrophe mit Hilfe neuer Lebensmittellieferungen zu beenden. «Wir müssen die Kinder ernähren», sagte der amerikanische Präsident dazu. Starmer wiederum sagte, die britische Bevölkerung sei «empört» über die Zustände in Gaza.
.@POTUS with UK Prime Minister Starmer: "We also discussed, obviously, Gaza ... We want to get the children fed." pic.twitter.com/QrDdywrrs3
— Rapid Response 47 (@RapidResponse47) July 28, 2025
Zuvor hatte Trump gesagt, dass «diese Kinder sehr hungrig aussehen» und dies nicht vorgetäuscht sei. Damit widersprach er zumindest indirekt dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, der sich auf den Standpunkt stellt, dass in Gaza keine Hungersnot herrsche. Die Streitkräfte Israels hatten zuletzt am Montag zwanzig Paletten mit Lebensmitteln über dem Gaza-Streifen abgeworfen. Erstmals griffen zudem israelische Menschenrechtsorganisationen auf den Begriff des Völkermords zurück, um die Lage im abgeriegelten Landstreifen zu beschreiben. Israel habe drei der im Völkerrecht definierten Akte des Völkermords begangen, schrieb die Gruppierung «Ärzte für Menschenrechte – Israel» in einem Brief.
Trump verwies allerdings auch darauf, dass die Terrororganisation Hamas immer noch israelische Geiseln festhalte. In den vergangenen Tagen hatte der amerikanische Präsident mehrmals signalisiert, dass er eine Eskalation des israelischen Kriegs gegen die Hamas befürworten würde.
Der amerikanische Präsident ist weiterhin nicht gut auf seinen russischen Amtskollegen zu sprechen. Er sei enttäuscht von Wladimir Putin, weil dieser immer noch nicht in einen Waffenstillstand in der Ukraine eingewilligt habe, sagte Donald Trump. Also beschloss er, eine ursprünglich auf fünfzig Tage angesetzte Frist, die er dem Kreml-Herrscher am 14. Juli gesetzt hatte, zu verkürzen. Nun hat Putin nur noch «zehn bis zwölf Tage» Zeit, um die Kampfhandlungen der russischen Streitkräfte in der Ukraine einzustellen. «Es gibt keinen Grund, zu warten», sagte Trump. Falls Putin diese Frist verstreichen lässt, will er die Käufer von russischen Energieprodukten bestrafen.
Der Skandal um den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ist auch in Schottland ein Thema – zum Ärger von Trump. Er musste am Montag mehrere Fragen über seinen ehemaligen Freund beantworten. Erneut stellte sich der Präsident dabei als unbeteiligter Zuschauer dar, der nichts von den üblen Machenschaften Epsteins gewusst habe. Auch behauptete er, der gesamte Skandal sei vom politischen Gegner erfunden worden. Gefragt, ob er allenfalls bereit sei, Ghislaine Maxwell zu begnadigen, die langjährige Partnerin von Epstein, sagte Trump: «Im Moment wäre es nicht angebracht, darüber zu sprechen.»
Den gemeinsamen Medienauftritt mit Starmer nutzte Trump aber vor allem dazu, seine Meinung zu aktuellen Themen zum Besten zu geben. Also sprach er (erneut) über seinen Hass auf Windkraftwerke, seine Verbundenheit zu Europa («Mein Vater wurde in Deutschland geboren, oder seine Eltern, die waren gerade raus») und seine Handelspolitik. Auch glänzte er mit seinem Allgemeinwissen. So sagte Trump, dass es mehr als 200 Staaten auf dieser Welt gebe, «das wissen die Menschen nicht». (aargauerzeitung.ch)
Ironie off…