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Feuer in Kalifornien: Wie es zu den Waldbränden kam

Eine Trump-Fahne vor den lodernden Flammen eines Waldbrandes in Kalifornien: Mit dem Klimawandel haben sich Dürren und Brände in Kalifornien verstärkt.
Aus dem republikanischen Lager werden vor allem die kalifornischen Behörden beschuldigt.Bild: David Swanson/Reuters

Inferno in Kalifornien: 5 Gründe, die die Feuer begünstigen

Brände in Kalifornien sind keine Seltenheit. Meist treten die grossen Lauffeuer jedoch zwischen Mai und November auf. Das sind mögliche Gründe für die diesjährigen Grossbrände im Januar.
10.01.2025, 19:5911.01.2025, 13:49
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Die kalifornischen «Wildfire Seasons» werden seit dem Jahr 2000 detailliert aufgezeichnet. In dieser Zeit wurden nur drei Grossbrände im Januar verzeichnet. Die letzten beiden geschahen 2014. Damals brannte eine Fläche von etwa 1400 Hektaren Land ab. Die aktuellen Brände in Pacific Palisade und Eaton haben bereits eine Fläche von über 13'500 Hektaren erfasst. Dazu kommen noch drei kleinere Feuer.

Das Auftreten solcher massiven Brände im Januar ist also mehr als ungewöhnlich. Die Brandursache von vier der fünf individuellen Feuer wird aktuell noch ermittelt, beim Kenneth-Feuer handelt es sich um Brandstiftung. Dennoch gibt es bereits Schuldzuweisungen und Erklärversuche.

Hier kommen fünf Gründe, die die Feuer in Kalifornien zumindest begünstigt haben:

Die Santa-Ana-Winde

Im Kontext der aktuellen kalifornischen Waldbrände werden die sogenannten Santa-Ana-Winde oft als Gefahrenquelle genannt. Die Winde gelten als besonders trocken, warm und stürmisch. Sie entstehen durch kühle, trockene Hochdruckluftmassen im Landesinnern, genauer gesagt über dem Great Basin, einer Grosslandschaft, die sich vom Osten Kaliforniens über Nevada bis nach Utah erstreckt.

Die Winde entstehen, wenn sich die Luftmassen des Great Basin Richtung Pazifikküste über die Gebirgszüge im Osten Kaliforniens bewegen. Dabei beschleunigen sich die Winde. Das Absinken der Luftmassen in Richtung Meer verursacht dazu eine Erwärmung der Luft sowie eine Senkung der Luftfeuchtigkeit.

Salt Patterns and mountain range in the background
Der Bonneville Salt Flats State Park in Utah ist Teil des Great Basin.Bild: Corbis Documentary RF

Die Santa-Ana-Winde können Geschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde erreichen. Gepaart mit ihrer geringen Luftfeuchtigkeit und hoher Hitze wirken sie wie Brandbeschleuniger und machen Löscharbeiten beinahe unmöglich.

Die extreme Dürre

Im Süden Kaliforniens gab es seit Juli fast keinen Niederschlag mehr. Das Gebiet um Los Angeles ist inzwischen von einer Dürre der Stufe zwei von vier betroffen. So betrug für Los Angeles die Niederschlagsmenge für den Zeitraum von Oktober 2024 bis zum 6. Januar 2025 statt der erwarteten 105 Millimeter pro Quadratmeter nur gerade 5 Millimeter.

Zum Vergleich: In Zürich lag die Niederschlagsumme im selben Zeitraum bei etwa 300 Millimetern. Diese enorme Trockenheit trägt zur leichteren Entzündlichkeit der Vegetation bei.

Die Veränderungen in der Vegetation

Die Trockenheit und Dürre sind aber nicht nur ein Phänomen der vergangenen Monate. So gibt es laut Schätzungen derzeit etwa 163 Millionen tote Bäume in Kalifornien. Der Grossteil davon starb während der Dürren der letzten zehn Jahre. Totes Holz fängt deutlich schneller Feuer als ein lebender Baum, dadurch kann schneller ein kleines Feuer entstehen, welches dann nach und nach zu einem grösseren Feuer heranwächst.

Das vermehrte Auftreten von Dürren führt in Kalifornien zudem zu einer Veränderung der gesamten Vegetation. Tiefverwurzelte Bäume, die auf genug Wasser angewiesen sind, sterben nach und nach ab und werden durch kleinere Pflanzen und Graslandschaften ersetzt, die besser mit langen Trockenperioden umgehen können. Diese kleineren Gebüsche und Gräser sind aber deutlich weniger feuerfest als grosse Bäume, wodurch die Gefahr von Wald- und Buschbränden weiter steigt.

Der Mensch

Es gibt natürliche Brandursachen, wie Blitzeinschläge oder extreme Trockenheit gepaart mit extremer Hitze und eine daraus resultierende Selbstentzündung. Oft sind aber Menschen in die Verursachung eines Brandes involviert. Entweder durch Unachtsamkeit, Brandstiftung oder durch Elektronik wie Hochspannungsleitungen, die zu nahe an Gewächsen liegen.

Das politische Versagen

Im März 2022 veröffentlichte die California Public Utilities Commission (CPUC) einen Bericht, in dem die Sicherheit des elektrischen Systems Kaliforniens untersucht wurde.

Die Kommission kam damals zum Schluss, dass Behörden zum Teil Brandpräventionspläne von Stromunternehmen auch dann genehmigt hatten, wenn diese «erhebliche Mängel» aufwiesen.

Ein Beispiel sei dabei ein Plan des Unternehmens Pacific Gas and Electric (PG&E), der bewilligt wurde, obwohl das Unternehmen nicht spezifiziert hatte, an welchen Standorten Brandpräventionsarbeiten umgesetzt werden. Eine gesetzlich angeordnete Bundesaufsicht stellte anschliessend fest, dass das Unternehmen Arbeiten wie das Schneiden von Bäumen in der Nähe von überirdischen Stromleitungen in Zonen verrichtet hatte, die nicht als besonders brandgefährdet galten. In brandgefährdeten Zonen wurden diese Arbeiten hingegen nicht erledigt.

ABD0019_20220819 - WEISSKIRCHEN - �STERREICH: ZU APA0478 VOM 18.8.2022 - Das schwere Unwetter, das in anderen Bundesl�ndern f�nf Menschen das Leben gekostet hat, ist Donnerstagnachmittag auch �ber ein ...
Unzureichend isolierte oder zu nah an Vegetation liegende Stromleitungen haben in der Vergangenheit immer wieder zu Bränden in Kalifornien geführt.Bild: keystone

Nicht-isolierte überirdische Stromleitungen haben seit 2015 6 der 20 zerstörerischsten Grossbrände in Kalifornien verursacht. Speziell in Kombination mit Sturmwinden sind diese Leitungen besonders gefährlich, da herumfliegendes Material die Leitungen treffen kann; dabei können Funken entstehen, die dann wiederum Brände verursachen können.

Laut Bericht der CPUC gab es 2021 noch etwa 65'000 Kilometer nicht-isolierte Stromleitungen in Gebieten, die als besonders brandgefährdet gelten. Nur rund vier Prozent dieser Leitungen wurden bislang ersetzt. Der Bericht forderte eine Stärkung der Gesetze zur Überwachung der Stromunternehmen.

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Der Waldbrand bei Los Angeles
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Der Waldbrand bei Los Angeles
Der Rauch des Palisades-Feuers ist während eines Linienfluges nach Los Angeles zu sehen.
quelle: keystone / stephen lam
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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mstuedel
10.01.2025 21:04registriert Februar 2019
Im Artikel die verursachenden Faktoren im Mittelpunkt, daneben gäbe es noch die schadensmehrenden zu erwähnen: z.B Die amerikanische Bauweise. Als Baumaterial dienen bei den meisten Häusern, auch bei Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden, dünne Span- und Gipsplatten sowie Holzlatten, die auf einfachste und billigste Weise verbaut werden, abgedeckt durch eine billlige Plastik-Fassadenverkleidung. Die Häuser werden für wenige Jahrzehnte gebaut, möglichst gross und möglichst billig zugleich. Solche Häuser können einem Brand kaum standhalten, und das Material brennt schnell und heiss.
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Ktwo
10.01.2025 22:01registriert Februar 2024
Zuviele Leute für das Wasser, das vorhanden ist. Zuviel intensive Landwirtschaft, die zuviel Wasser braucht. Zu lange Dürreperioden. Sintflutartige Regenfälle, die der Boden nicht aufnehmen kann. Miese Infrastruktur. Zu viele Gebäude in gefährdeten Gebieten. Falsche Bepflanzung, die dem Klimawandel keine Rechnung trägt.
Eine brisante Mixtur.
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