Die kalifornischen «Wildfire Seasons» werden seit dem Jahr 2000 detailliert aufgezeichnet. In dieser Zeit wurden nur drei Grossbrände im Januar verzeichnet. Die letzten beiden geschahen 2014. Damals brannte eine Fläche von etwa 1400 Hektaren Land ab. Die aktuellen Brände in Pacific Palisade und Eaton haben bereits eine Fläche von über 13'500 Hektaren erfasst. Dazu kommen noch drei kleinere Feuer.
Das Auftreten solcher massiven Brände im Januar ist also mehr als ungewöhnlich. Die Brandursache von vier der fünf individuellen Feuer wird aktuell noch ermittelt, beim Kenneth-Feuer handelt es sich um Brandstiftung. Dennoch gibt es bereits Schuldzuweisungen und Erklärversuche.
Hier kommen fünf Gründe, die die Feuer in Kalifornien zumindest begünstigt haben:
Im Kontext der aktuellen kalifornischen Waldbrände werden die sogenannten Santa-Ana-Winde oft als Gefahrenquelle genannt. Die Winde gelten als besonders trocken, warm und stürmisch. Sie entstehen durch kühle, trockene Hochdruckluftmassen im Landesinnern, genauer gesagt über dem Great Basin, einer Grosslandschaft, die sich vom Osten Kaliforniens über Nevada bis nach Utah erstreckt.
Die Winde entstehen, wenn sich die Luftmassen des Great Basin Richtung Pazifikküste über die Gebirgszüge im Osten Kaliforniens bewegen. Dabei beschleunigen sich die Winde. Das Absinken der Luftmassen in Richtung Meer verursacht dazu eine Erwärmung der Luft sowie eine Senkung der Luftfeuchtigkeit.
Die Santa-Ana-Winde können Geschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde erreichen. Gepaart mit ihrer geringen Luftfeuchtigkeit und hoher Hitze wirken sie wie Brandbeschleuniger und machen Löscharbeiten beinahe unmöglich.
Im Süden Kaliforniens gab es seit Juli fast keinen Niederschlag mehr. Das Gebiet um Los Angeles ist inzwischen von einer Dürre der Stufe zwei von vier betroffen. So betrug für Los Angeles die Niederschlagsmenge für den Zeitraum von Oktober 2024 bis zum 6. Januar 2025 statt der erwarteten 105 Millimeter pro Quadratmeter nur gerade 5 Millimeter.
Zum Vergleich: In Zürich lag die Niederschlagsumme im selben Zeitraum bei etwa 300 Millimetern. Diese enorme Trockenheit trägt zur leichteren Entzündlichkeit der Vegetation bei.
Die Trockenheit und Dürre sind aber nicht nur ein Phänomen der vergangenen Monate. So gibt es laut Schätzungen derzeit etwa 163 Millionen tote Bäume in Kalifornien. Der Grossteil davon starb während der Dürren der letzten zehn Jahre. Totes Holz fängt deutlich schneller Feuer als ein lebender Baum, dadurch kann schneller ein kleines Feuer entstehen, welches dann nach und nach zu einem grösseren Feuer heranwächst.
Das vermehrte Auftreten von Dürren führt in Kalifornien zudem zu einer Veränderung der gesamten Vegetation. Tiefverwurzelte Bäume, die auf genug Wasser angewiesen sind, sterben nach und nach ab und werden durch kleinere Pflanzen und Graslandschaften ersetzt, die besser mit langen Trockenperioden umgehen können. Diese kleineren Gebüsche und Gräser sind aber deutlich weniger feuerfest als grosse Bäume, wodurch die Gefahr von Wald- und Buschbränden weiter steigt.
Es gibt natürliche Brandursachen, wie Blitzeinschläge oder extreme Trockenheit gepaart mit extremer Hitze und eine daraus resultierende Selbstentzündung. Oft sind aber Menschen in die Verursachung eines Brandes involviert. Entweder durch Unachtsamkeit, Brandstiftung oder durch Elektronik wie Hochspannungsleitungen, die zu nahe an Gewächsen liegen.
Im März 2022 veröffentlichte die California Public Utilities Commission (CPUC) einen Bericht, in dem die Sicherheit des elektrischen Systems Kaliforniens untersucht wurde.
Die Kommission kam damals zum Schluss, dass Behörden zum Teil Brandpräventionspläne von Stromunternehmen auch dann genehmigt hatten, wenn diese «erhebliche Mängel» aufwiesen.
Ein Beispiel sei dabei ein Plan des Unternehmens Pacific Gas and Electric (PG&E), der bewilligt wurde, obwohl das Unternehmen nicht spezifiziert hatte, an welchen Standorten Brandpräventionsarbeiten umgesetzt werden. Eine gesetzlich angeordnete Bundesaufsicht stellte anschliessend fest, dass das Unternehmen Arbeiten wie das Schneiden von Bäumen in der Nähe von überirdischen Stromleitungen in Zonen verrichtet hatte, die nicht als besonders brandgefährdet galten. In brandgefährdeten Zonen wurden diese Arbeiten hingegen nicht erledigt.
Nicht-isolierte überirdische Stromleitungen haben seit 2015 6 der 20 zerstörerischsten Grossbrände in Kalifornien verursacht. Speziell in Kombination mit Sturmwinden sind diese Leitungen besonders gefährlich, da herumfliegendes Material die Leitungen treffen kann; dabei können Funken entstehen, die dann wiederum Brände verursachen können.
Laut Bericht der CPUC gab es 2021 noch etwa 65'000 Kilometer nicht-isolierte Stromleitungen in Gebieten, die als besonders brandgefährdet gelten. Nur rund vier Prozent dieser Leitungen wurden bislang ersetzt. Der Bericht forderte eine Stärkung der Gesetze zur Überwachung der Stromunternehmen.
Eine brisante Mixtur.