Mehr als zehn Jahre nach dem grausigen Fund von insgesamt elf Leichen auf der New Yorker Insel Long Island ist ein Verdächtiger festgenommen und angeklagt worden. Dem 59-jährige Rex Heuermann wird der Mord an mindestens drei Prostituierten zur Last gelegt.
Das hat Staatsanwalt Ray Tierney am Freitag gesagt. In einem vierten Mordfall gilt der New Yorker Architekt als Hauptverdächtiger, auch wenn noch keine Anklage erhoben wurde.
Damit könnten die sogenannten Gilgo-Beach-Morde, die von 2010 an landesweit für Aufsehen gesorgt hatten, zumindest zum Teil aufgeklärt sein. «Heute ist ein guter Tag», sagte Rodney Harrison, der Polizeichef des Landkreises Suffolk County, der einen grossen Teil von Long Island umfasst. «Rex Heuermann ist ein Dämon.»
Die Staatsanwaltschaft von Suffolk County hatte Anfang 2022 eine neue Ermittlergruppe gegründet, um die Mordfälle aufzuklären. Die Ermittler kamen dem mutmasslichen Täter zunächst über sein Auto auf die Spur, das ein Zeuge damals gesehen hatte. Sie werteten dann umfassende Handy-Daten aus und konnten aufgrund neuer DNA-Tests auch an den Leichen gefundene Haare Heuermann zuordnen.
Die Ermittler fanden zudem heraus, dass Heuermanns Ehefrau stets verreist war, als sich die Mord ereigneten. Der Mann wurde schliesslich am Donnerstagabend in Manhattan festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, 2009 und 2010 drei junge Prostituierte ermordet zu haben. Bei der Ermordung einer weiteren Prostituierten, die 2007 verschwunden war, wird er jetzt als Hauptverdächtiger geführt.
Der rätselhafte Fall hatte Ende 2010 begonnen und das Land in Atem gehalten. Bei der Suche nach einer vermissten Prostituierten entdeckten Ermittler entlang des abgelegenen Strandabschnitts Gilgo Beach auf Long Island nach und nach Leichen und Leichenteile. In fünf Fällen handelte es sich bei den Opfern um Prostituierte.
Die Vorstellung, dass ein Serienmörder in der Gegend sein Unwesen treiben könnte, hatte damals für Angst und Schrecken gesorgt. Allerdings gingen die Behörden in der Folge nicht von einem einzelnen Serientäter aus.
So sagte der damals zuständige Staatsanwalt Thomas Spota im Frühjahr 2011, es gebe «keinen Beweis, dass alle Leichen das Werk eines Mörders sind». Vielmehr könnte es bis zu vier unterschiedliche Täter geben. Die Gegend um Gilgo Beach sei «für einige Zeit als Ablageplatz für sterbliche Überreste genutzt» worden.
Der jetzige Staatsanwalt Tierney betonte am Freitag, die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. «Der Fall ist noch nicht vorbei, er beginnt erst.» Auch Polizeichef Harrison betonte, die Ermittlungen zu den anderen Mordfällen würden weitergehen.
Insgesamt waren am Gilgo Beach die sterblichen Überreste von neun Frauen, einem Mann und einem Kleinkind entdeckt worden. Die Morde bilden die Grundlage für den Netflix-Film «Lost Girls» aus dem Jahr 2020. (saw/sda/afp)