Nach Charlie Kirks Tod: Warum der «Terminator» dem US-Vizepräsidenten die Show stiehlt
Eigentlich ist es ein unglaublicher Vorgang: Der Vizepräsident des mächtigsten Landes der Welt übernimmt die Moderation eines Influencer-Podcasts, dessen Stammhost bei einem Attentat getötet worden ist.
Sehr wohl glaubhaft – und erwartbar – war dann, was JD Vance am Montag in der aus dem Weissen Haus ausgestrahlten Sonderfolge der «Charlie Kirk Show» sagte: Der Vizepräsident kündigte an, nach Kirks Ermordung liberale Institutionen ins Visier zu nehmen, die er für den aktuell herrschenden «Extremismus und Terrorismus» verantwortlich macht.
Besonders scharf griff Vance zwei der prominentesten Stiftungen des Landes an: die Open Society Foundations des Investors George Soros sowie die traditionsreiche Ford Foundation. Beiden Organisationen warf er öffentlich-linke Stimmungsmache vor, indem sie einen «ekelhaften Artikel» der Zeitschrift «The Nation» finanziert hätten, in dem Kirks Tod gerechtfertigt worden sei.
Wie die «Washington Post» nach der Ausstrahlung berichtete, habe die Ford Foundation letztmals 2019 einen Betrag über 100'000 Dollar für ein Praktikumsprogramm an «The Nation» überwiesen, die Open Society Foundations hingegen gar nichts.
Losgelöst von Fakten ging es in diesem Stil in der über 2 Stunden langen Sendung weiter. Vance polterte: «Es gibt keine Einheit mit jenen, die Charlie Kirks Ermordung feiern.» Und weiter: «Es gibt keine Einheit mit jenen, die diese Artikel finanzieren, die Gehälter von Terror-Sympathisanten zahlen und argumentieren (...), Charlie Kirk habe den Genickschuss verdient.»
Der Podcast wurde auf der bei US-Konservativen beliebten Plattform Rumble übertragen. Neben Vance traten darin unter anderem Trumps stellvertretender Stabschef Stephen Miller, Trump-Sprecherin Karoline Leavitt, Influencer Tucker Carlson und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. auf. Miller geisselte die «organisierte Kampagne» linker Gruppen, die zur Tat geführt habe, und beschimpfte sie als «inländische Terrorbewegung». Die US-Regierung werde umfassende Mittel einsetzen, um diese Bewegung «im Namen von Charlie» zu zerschlagen.
Schwarzenegger: «Dort unten gibt es keine Demokratie»
Wer Aufrufe aus dem Weissen Haus zur Einheit des Landes erwartet hatte, ging wie schon zuvor bei Donald Trump leer aus. Vance erklärte zwar, dass er dankbar für die Beileidsbekundungen vieler Demokraten sei und sich Einheit wünsche. Diese könne es aber in den USA nur geben, wenn allgemein anerkant werde, dass politisch motivierte Gewalt primär das Problem einer «mächtigen Minderheit am linken Rand» sei.
Angesichts solcher Äusserungen staunte die «Washington Post» über «den zeitlichen Aufwand, die Ressourcen und die Art und Weise», welche die Trump-Regierung aufwende, um «auf der Welle der Emotionen nach Kirks Tod potenziell Widerspruch zu unterdrücken».
Wer dafür am Montag eine prominente republikanische Stimme finden wollte, die das genaue Gegenteil forderte, musste sich schon auf die andere Seite des Landes begeben. Schauspieler und Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger rief an einer Veranstaltung der University of Southern California in Los Angeles die Studentenschaft nach Kirks Tod dazu auf, «zusammenzuarbeiten und die Meinungsgräben zu überwinden». Sowohl Demokraten wie Republikaner würden das Land spalten.
Die USA würden derzeit von so vielen Seiten getroffen, dass man aufpassen müsse, nicht immer näher an den Abgrund geschoben zu werden, sagte der 78-jährige Hollywood-Star österreichischer Abstammung: «Denn wenn wir die Klippe hinunterfallen, gibt es dort unten keine Demokratie.» Es liege allein in den Händen des Volkes, der «People Power», diese Spaltung zu überwinden.
An derselben Veranstaltung sprach sich der «Terminator»-Darsteller vehement gegen die vom aktuellen demokratischen Gouverneur Gavin Newsom vorangetriebene Neuziehung der Wahlbezirke in Kalifornien («Gerrymandering») aus. Es mache für ihn keinen Sinn, «Trump zu bekämpfen, indem man selbst zum Trump wird».
Schwarzenegger hatte während seiner Amtszeit eine Gesetzesänderung durchgebracht, welche die Neuziehung der kalifornischen Wahlbezirke entpolitisierte – sein politisches Vermächtnis, wie er immer wieder betont. Newsom dagegen will als Gegenmassnahme zu Trumps «Gerrymandering»-Aktion in Texas fünf kalifornische Wahlbezirke zugunsten der Demokraten ummodeln. (aargauerzeitung.ch)
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