International
USA

Trump will Soldaten in Washington einsetzen – das Wichtigste

epaselect epa12294321 People protest US President Donald Trump's decision to federalize the DC police force, as well as to deploy 800 National Guard members, at Dupont Circle in Washington, DC, U ...
Menschen protestieren gegen den Trump-Beschluss, Soldaten in der US-Hauptstadt einzusetzen.Bild: keystone

Trump will Soldaten in Washington einsetzen – das Wichtigste in 5 Punkten

Erneut will Donald Trump die Armee zu innenpolitischen Zwecken aufbieten. Seine Begründung hält den Statistiken nicht stand – Gegner kündigen Proteste gegen das Vorgehen der US-Regierung an.
12.08.2025, 06:2612.08.2025, 06:34
Mehr «International»

Darum geht es

Nachdem Donald Trump im Juni nach Protesten in Los Angeles gegen die Einwanderungsbehörde ICE die Nationalgarde mobilisiert hatte, plant der US-Präsident nun Ähnliches in der Hauptstadt Washington, D.C.

Gegner von Trump mobilisieren nach der Ankündigung zu Protesten gegen das Vorgehen. Die Begründungen Trumps für den Einsatz der Nationalgarde lassen sich mit Statistiken nicht stützen.

Trumps Anordnung

Trump hatte am Montag per Dekret angeordnet, dass die Polizei im Hauptstadtbezirk Washington wegen angeblich ausufernder Kriminalität vorerst unter den Befehl von Justizministerin Pam Bondi gestellt wird. Ausserdem sollten zunächst 800 Soldaten der Nationalgarde zum Einsatz kommen. Bei Bedarf will Trump noch mehr Einsatzkräfte mobilisieren, um – so die offizielle Begründung – die öffentliche Sicherheit in der Hauptstadt wiederherzustellen. Der Fall erinnert an den heftig umstrittenen Einsatz von Soldaten auf den Strassen der Westküstenmetropole Los Angeles im Juni, ist rechtlich aber anders gelagert (siehe weiter unten).

Die aktuellsten US-News im Ticker:

Laut dem US-Sender CNN schien es vor Trumps Ankündigung nur wenig Abstimmung mit der demokratischen Bürgermeisterin Muriel Bowser gegeben zu haben. Unklar sei deshalb, wie genau das Zusammenspiel zwischen lokalen und Bundesbehörden funktionieren solle.

Der US-Präsident darf die lokale Polizei von Washington zunächst bis zu 48 Stunden unter Bundeskontrolle stellen, bevor er das Parlament informieren muss. Ohne Zustimmung beider Kongresskammern – Senat und Repräsentantenhaus – kann es höchstens 30 Tage dabei bleiben. Danach ist eine Abstimmung erforderlich. Das Parlament ist allerdings gerade in der Sommerpause, weshalb wohl eine Sonderregelung greifen dürfte, die Trump etwas mehr Zeit verschafft.

Wie begründet Trump das Vorgehen?

Trump behauptet, die örtliche Regierung der US-Hauptstadt habe die Kontrolle über die Sicherheit verloren. Er stützt sein ungewöhnliches Dekret auf ein Gesetz namens «Home Rule Act», das im Notstand die Polizei in Washington unter Bundeskommando stellt – und sagt Sätze wie:

«Wir werden unsere Hauptstadt zurückerobern.»

US-Medien zufolge ist es das erste Mal, dass ein Präsident die Polizei in Washington unter Bundeskontrolle bringt.

Die zum US-Heer gehörende Nationalgarde war hingegen schon häufiger in der Hauptstadt aktiv. Zwar haben üblicherweise die Bundesstaaten die Kontrolle über diese militärische Reserveeinheit. In besonderen Lagen – etwa bei Naturkatastrophen, Unruhen und Notfällen im Inneren – kann der Präsident sie aber unter Bundeskommando stellen. Im Sonderfall der US-Hauptstadt, die kein eigener Bundesstaat ist, untersteht die Nationalgarde ohnehin direkt dem Präsidenten.

Statistiken widersprechen Trump

Das Vorgehen Trumps ist erneut hochumstritten. Die Begründungen für den Einsatz der Nationalgarde sind fadenscheinig – die Statistiken widerlegen die Behauptungen des US-Präsidenten. In seinem Dekret wird ferner als Argument aufgeführt, dass es im Bundesdistrikt Washington «eine der höchsten Raub- und Mordraten unter den Grossstädten des Landes» gebe.

Ein Blick auf die Kriminalitätsstatistik der örtlichen Polizei zeigt indes einen Rückgang der gemeldeten Delikte. Demnach sank die Zahl der Gewaltverbrechen bis Anfang August dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um gut ein Viertel. Die Gesamtzahl aller Delikte ging um sieben Prozent zurück. Auch zwischen 2023 und 2024 nahm die Zahl der gemeldeten Verbrechen ab. Laut der Staatsanwaltschaft des Hauptstadtbezirks war 2024 das Jahr mit den wenigsten Gewaltverbrechen seit 30 Jahren.

Trump macht seit Wochen Stimmung gegen Kriminelle und auch Obdachlose in Washington. «Die Obdachlosen müssen wegziehen, SOFORT», hatte er am Sonntag auf seiner Plattform Truth Social geschrieben. Dazu postete er Fotos, die Zelte und Müll am Strassenrand zeigen – versehen mit der Ankündigung:

«Wir werden euch Unterkünfte anbieten, aber WEIT WEG von der Hauptstadt.»

Das sagen Protestierende

In sozialen Medien wurde über lokale Accounts zu Protestaktionen aufgerufen: Anwohner sollten Plakate in ihre Fenster hängen und abends unter anderem auf Töpfe einschlagen, um ihrem Unmut Luft zu machen. Auf einer beliebten Ausgehmeile in der Innenstadt blockierten einige Dutzend Demonstranten zeitweise den Verkehr. Grössere Proteste gab es zunächst aber nicht, am Abend (Ortszeit) blieb die Lage weitgehend ruhig.

«So sieht Faschismus aus», rief eine Teilnehmerin der Demo in der Innenstadt übers Megafon. Eine andere sagte der Deutschen Presse-Agentur, sie wolle Solidarität mit ihrer Stadt zeigen – Washington habe kein Problem mit Kriminalität. «Ich bin Tag und Nacht unterwegs. Es ist hier sehr sicher», erklärte Robyn Galbraith. Trump suche nur einen Vorwand, um von schlechten Umfragewerten und innenpolitischen Problemen abzulenken, sagte die pensionierte Lehrerin. Ihren Kindern drohe ein Leben unter «einem autoritären Regime».

Der Vorwurf, die Regierung setze sich auf Kosten der eigentlich zuständigen Behörden vor Ort in Szene, steht auch jetzt wieder im Raum – so wie schon vor einigen Wochen in Los Angeles. Damals schickte Trump nach Protesten gegen Abschieberazzien der Einwanderungsbehörde ICE zur Abschreckung zeitweise Soldaten in die Strassen der Millionenstadt – gegen den ausdrücklichen Willen von Kaliforniens demokratischem Gouverneur Gavin Newsom. Kritiker werteten das als Tabubruch. Der Streit wird längst vor Gericht ausgefochten. (con/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
56 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ReMoo
12.08.2025 06:46registriert Dezember 2020
Gefährlich und geplant, das wird er nach Playbook nur bei blauen Staaten machen das er nächstes Jahr irgendwie das Kriegsrecht ausrufen kann damit die Midterms nicht stattfinden können, Der wird das schaffen, genügend schlaue kriminelle Energie haben seine Einflüsterer im Hintergrund, er selber wäre zu dämlich dazu.
1245
Melden
Zum Kommentar
avatar
mrmikech
12.08.2025 06:42registriert Juni 2016
Menschen, die Trump nicht gefallen, werden entsorgt. Darum geht es – um nichts anderes.
976
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tintenkleckser
12.08.2025 07:10registriert Juni 2025
Ein Schritt näher zur Diktatur.
762
Melden
Zum Kommentar
56
Das ist die beliebteste Flugroute der Welt
13 Millionen Passagiere wurden 2024 auf der beliebtesten Flugstrecke transportiert. Am häufigsten flogen Menschen mit einer Boeing 737. Das zeigt eine Auswertung der weltweiten Flugdaten des vergangenen Jahres.
Mehr Menschen gönnen sich Luxusflüge und in den USA ist der Markt am grössten – die International Air Transport Association (IATA) hat ihre jährliche Flugstatistik herausgegeben. Dafür wurden die Daten von rund 240 Airlines weltweit ausgewertet.
Zur Story