Verheerende Armut und Verzweiflung treiben im Karibikstaat Haiti nach UN-Angaben immer mehr Kinder und Jugendliche in die Arme bewaffneter Banden.
Schon Achtjährige würden in der Hauptstadt Port-au-Prince rekrutiert, die Hälfte der Bandenmitglieder dürften inzwischen Minderjährige sein, berichtet die Vertreterin des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Haiti, Geetanjali Narayan, in einem Briefing für Reporter in Genf.
Der Schulbesuch sei der beste Schutz vor Ausnutzung und Rekrutierung von Minderjährigen, aber die Banden zerstörten Schulen, berichtete sie. Im vergangenen Jahr seien in der Hauptstadt 284 Schulen zerstört worden, im Januar dieses Jahres 47. Erst gestern sei in einem neuen Video ein Überfall zu sehen gewesen, mit schreienden Kindern, die angesichts von Bewaffneten verängstigt auf dem Boden kauerten.
Unicef biete mit lokalen Partnern informelle Lernmöglichkeiten für Kinder und Nachholklassen, in denen verpasster Stoff aufgearbeitet werden könne, sagte Narayan. Zerstörte Schulgebäude würden repariert. Familien würden finanziell unterstützt, um ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Die UN-Organisation bittet um Spenden im Umfang von 38 Millionen Dollar, um rund 600'000 Kinder und Jugendlichen mit dem Schulbesuch eine Perspektive zu geben.
Haiti mit rund zwölf Millionen Einwohnern versinkt seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moise 2021 in Chaos und Bandengewalt. Mehr als 5000 Menschen sind 2024 bei Bandenkämpfen getötet und Zehntausende vertrieben worden. Hunderttausende Menschen sind von Hunger bedroht. Banden kontrollieren einen Grossteil der Hauptstadt. Die Vereinten Nationen haben mit finanzieller Unterstützung der USA einige hundert Polizisten aus Kenia mobilisiert, die lokale Kollegen im Kampf gegen die Banden unterstützen. (sda/dpa)