Ein mit einem Messer bewaffneter Geflüchteter aus Syrien verletzte am Donnerstagmorgen sechs Menschen, darunter vier Kleinkinder, in einem Park in Annecy in Frankreich.
«Derzeit gibt es keine Hinweise, die uns glauben lassen könnten, dass es eine terroristische Motivation gibt», erklärte die Staatsanwältin von Annecy am Donnerstagnachmittag. Und weiter:
Eine psychiatrische Untersuchung sei für Freitagmorgen angesetzt, sagte der französische Innenminister Gérald Darmanin. Premierministerin Élisabeth Borne reiste an den Ort des Geschehens, um die volle Unterstützung und Solidarität der Nation zum Ausdruck zu bringen:
Die vier verletzten Kinder im Alter von 24 bis 36 Monaten wurden nach einer ersten Behandlung vor Ort nach Genf und Grenoble gebracht:
Ein Erwachsener wurde ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem er zuerst vom Angreifer verletzt und dann während der Festnahme von den Schüssen der Polizei getroffen worden war. Ein weiterer Erwachsener wurde leichter verwundet. Der französische Präsident Emmanuel Macron verurteilte seinerseits einen «absolut feigen Angriff»:
Attaque d’une lâcheté absolue ce matin dans un parc à Annecy. Des enfants et un adulte sont entre la vie et la mort. La Nation est sous le choc. Nos pensées les accompagnent ainsi que leurs familles et les secours mobilisés.
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) June 8, 2023
Der 1991 geborene Syrer hatte 2013 in Schweden Asyl erhalten, dort lebte er zehn Jahre lang:
Seine Mutter lebt seit zehn Jahren in den USA. Sie stehe «unter Schock». Über ihren Sohn sagte sie, er habe an einer «schweren Depression» gelitten:
Der mutmassliche Täter ist selbst Vater eines dreijährigen Kindes. Er erhielt vor einigen Monaten einen legalen Aufenthaltsstatus in Frankreich. Hier hatte er im November einen neuen Asylantrag gestellt. Laut einer Polizeiquelle habe er sich dabei als «Christ aus Syrien» bezeichnet. Bei seiner Festnahme trug er ein Kreuz am Hals.
Laut dem französischen Innenminister Gérald Darmanin hatten die französischen Behörden ihm am vergangenen Sonntag mitgeteilt, dass ihm Frankreich kein Asyl erteilen könne, da er dieses bereits in Schweden erhalten habe. Auf die Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen dieser Ablehnung und der Tat sprach er von einem «beunruhigenden Zufall»:
Der Angriff ereignete sich gegen 9:30 Uhr auf einem Spielplatz am Rande des Jardin de l'Europe im historischen Zentrum von Annecy. Der Mann in schwarzen Shorts und mit einem blauen Tuch, das er sich um den Kopf gebunden hatte, ging auf die Kinder los, wie Aufnahmen des Dramas zeigen. Auf dem Video ist zu sehen, wie er die Arme in den Himmel streckt und auf Englisch «In the name of Jesus!» ruft.
Dieser Schrei allein rechtfertige noch keine Befassung der Antiterrorismusbehörde. Dies sagt eine mit dem Fall vertraute Quelle, die erklärte, dass ähnliche Entscheidungen bereits für Personen getroffen wurden, die bei der Tat «Allahu akbar» («Gott ist gross») riefen, aber keine Hinweise auf eine dschihadistische Ideologie aufwiesen.
Andere Bilder, die von der Presse verbreitet wurden, zeigen den Mann mit einem Messer in der Hand über einen Rasen rennend. «Ein Klappmesser vom Typ Opinel», sagte die Staatsanwältin. Laut verschiedenen Zeugenaussagen versuchte der Angreifer zu fliehen und griff eine ältere Person an, bevor er von der Polizei festgenommen wurde. Die Rettungskräfte wurden um 09:41 Uhr alarmiert, der Mann ist nur vier Minuten später festgenommen worden, wie aus einer von der Polizei verbreiteten Zeiterfassung hervorgeht.
Der Angriff versetzte die normalerweise sehr ruhige Stadt am See in Angst und Schrecken:
Ein Krisenstab, die Möglichkeit zur psychologischen Unterstützung und ein Informationssystem für die Öffentlichkeit wurden eingerichtet. Der Spielplatz wurde am Nachmittag wieder geöffnet und geschmückt: ein Dutzend Blumensträusse zum Gedenken an die Verletzten, weisse Rosen, ein Papier mit einem gezeichneten Herz und Botschaften an die Kinder.
Der Angriff löste eine Lawine von Reaktionen in der Politik aus, wobei rechte und rechtsextreme Abgeordnete die Herkunft und den Status des Angreifers in den Vordergrund stellten.
Ein rechtsextremes Kollektiv demonstrierte am Abend in Annecy trotz eines von der Präfektur erlassenen Verbotsdekrets. Zwischen 30 und 50 Aktivisten sangen zur vereinbarten Zeit die Marseillaise, bevor sie sich in Richtung des Parks begaben und sich dann unter Aufsicht der Ordnungskräfte friedlich auflösten. (ats/jch)
Wenn jemand schwere Depressionen hat verkriecht er/sie sich irgendwo. Dort wo keine anderen Menschen sind, also bestimmt läuft ein Mensch nicht dauernd im Park rum.
Und schwer Depressive haben schon größte Mühe, an den Briefkasten zu gehen oder sich ein Spiegelei zu braten...
Neuere Forschungen haben auch das Symptom "Wut" bei Männern dabei als depressive Störung auf dem Schirm. Aber wenig vorstellbar, dass dann kleine Kinder lebensgefährlich angegriffen werden. Für so was bedarf es mit Sicherheit eines gewaltigen Schadens im Kopf!