Es hört sich an wie ein Aufruf aus der Pandemie: «Bleiben Sie zu Hause und verlassen Sie das Haus nur, um das Nötigste zu besorgen» – tatsächlich kam dieser Aufruf der griechischen Regierung allerdings, nachdem ein schwerer Schneesturm die griechische Hauptstadt Athen und viele nahegelegene Inseln mit grossen Mengen Neuschnee bedeckt hat. Am Dienstag bleiben die meisten Unternehmen, Geschäfte und Behörden geschlossen.
In Griechenlands Bergen und im Norden des Landes ist Schnee nicht unüblich – im Zentrum von Athen und den ägäischen Inseln allerdings eher, insbesondere in diesen Mengen. Schon im vergangenen Jahr verursachte ein grosser Schneesturm in der Hauptstadt schwere Probleme und legte tagelang den Strom lahm.
Die folgende Animation zeigt, wie die kalte Luft von Norden nach Griechenland und in die Türkei – wo ebenfalls Rekordschneemengen gemessen wurden – kam.
Grund dafür ist unter anderem der Jetstream: ein Luftstrom, der schnell und hoch über der Erde fliesst. Er löst Polarwirbel aus, die extrem kalte Luft aus der Arktis in die kontinentalen Regionen strömen lassen. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Arktis durch den Klimawandel drei- bis viermal schneller erwärmt als der Rest der Welt. Klimaforscher vermuten, dass sich das auch auf den Jetstream auswirkt.
This is why it is snowing in Greece & Turkey...pic.twitter.com/qXBzamVAeC
— Scott Duncan (@ScottDuncanWX) January 24, 2022
Griechenland leidet unter den Folgen des Klimawandels: Im August wurden in Athen rekordhohe 47 Grad gemessen – am Montag war es deutlich unter null.
Am Flughafen Athen wurden wegen der grossen Schneemassen fast sämtliche Flüge annulliert.
Unter dem grossen Gewicht der Schneemassen sind in der ganzen Stadt Athen Bäume eingeknickt. Vielerorts stürzten Bäume durch die Schneelast auf Stromleitungen – noch konnte die Elektrizität nicht überall wieder hergestellt werden.
Weil Strassen gesperrt waren, blieben viele Autos irgendwo auf der Strecke stecken. Das Militär war im Einsatz, um Menschen aus ihren Autos zu holen und in Hotels unterzubringen – am Dienstagmorgen steckten allein im Grossraum Athen weiterhin rund 1200 Autos fest, wie griechische Medien berichteten. Manche der Betroffenen sassen nunmehr 22 Stunden fest.
Das Chaos auf den Autobahnen des Landes hatte bereits am Montagmittag seinen Lauf genommen, als schlecht ausgestattete Autos und Lastwagen ohne Winterreifen und Schneeketten nicht mehr weiterkamen und dadurch den Räumgeräten den Weg versperrten. In Griechenland gibt es keine Winterreifenpflicht – gerade im Grossraum Athen schneit es im Winter normalerweise sehr selten und wenn, dann nur leicht.
Der norwegische Vertreter in Griechenland, Frode Overland Andersen, dürfte sich heute mehr zu Hause gefühlt haben in Athen denn je zuvor. Er postete dieses Foto auf Twitter und schreibt dazu: «Meine Strasse in Athen heute – das ist normalerweise keine Sackgasse.»
My street in Athens today ⛄️❄️ (This is normally not a dead end) pic.twitter.com/JKyG5MO4ek
— Frode Overland Andersen (@norwayingreece) January 25, 2022
Ein ungewohnt schneereiches Bild auch bei der Olympiahalle in Athen – sie wurde bei den Olympischen Spielen 2004 für verschiedene Sportwettkämpfe genutzt.
Das Wahrzeichen Athens auf der höchsten Erhebung der Stadt liegt unter einer Schneedecke. Eine Drohne hat dieses eindrückliche Video eingefangen.
A beautiful aerial view of the #Acropolis of #Athens dressed up in white today! https://t.co/LM0zvfnUWs by Drone-Photography Dimitris Tzankatian pic.twitter.com/HWCufKEsrT
— Greek Reporter (@GreekReporter) January 24, 2022
The Acropolis of Athens, covered by a blanket of snow.
— Xavi Ruiz (@xruiztru) January 24, 2022
📸: @alkiskon pic.twitter.com/JcX06mPZPz
Von Dienstagmittag an wird Tauwetter erwartet. (sda/lea)