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Die «Krümel» von Macron genügen den Gelbwesten nicht

Die «Krümel» von Macron genügen den Gelbwesten nicht

11.12.2018, 11:3411.12.2018, 12:42
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Auf ein gemischtes Echo ist am Dienstag die Fernsehansprache des französischen Präsidenten Emmanuel Macron gestossen, in der er einige Zugeständnisse an die Protestbewegung der sogenannten Gelbwesten machte.

Gemässigte Kräfte begrüssten Macrons Versprechen, den Mindestlohn im kommenden Jahr um 100 Euro monatlich anzuheben und die Erhöhung der Sozialabgaben für Pensionierte auszusetzen, die über weniger als 2000 Euro im Monat verfügen.

Doch viele «Gelbwesten» äusserten sich unmittelbar nach der am Montagabend ausgestrahlten und von 21 Millionen Fernsehzuschauern gesehenen Rede an die Nation ablehnend. Sie kündigten an, ihre Verkehrsblockaden fortzusetzen und am kommenden Samstag zum fünften Mal hintereinander landesweit an Demonstrationen teilzunehmen und Macrons Rücktritt zu fordern.

«l’acte 4»: Massenproteste der Gelbwesten in Paris

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«L’acte 4»: Massenproteste der «Gelbwesten» in Paris
Ein Tränengaseinsatz der Polizei nahe der Champs-Elysées.
quelle: epa/epa / christophe petit tesson
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Dem Premierminister Edouard Philippe fällt die Rolle zu, am Dienstag in der Nationalversammlung die von Macron kurz angerissenen Massnahmen – und ihre Finanzierung durch den Staat – ausführlich darzulegen.

Dazu gehört auch, Überstunden künftig ohne Steuern und Sozialabgaben zu vergüten. Die Auszahlung einer Prämie der Unternehmer an ihre Mitarbeiter zum Jahresende soll auf freiwilliger Basis erfolgen.

«Krümel» vom Präsidenten

An vielen von den «Gelbwesten» besetzten Kreisverkehren schwankte die Stimmung zwischen Enttäuschung, Wut und beissendem Spott. Der «Präsident der Reichen» habe «Krümel» angeboten, um der Revolte den Wind aus den Segeln zu nehmen, hiess es. Das Ganze sei ein «Tropfen auf den heissen Stein», ein «Bluff», eine «Augenwischerei», wenn nicht gar eine «Provokation».

Andere «Gelbwesten» fanden dagegen etwa die Erhöhung des Mindestlohns um 100 Euro «nicht schlecht». Auch die Jahresendprämie sei eine «sehr gute Idee».

Von Gewerkschaftsseite gab es kritische Reaktionen. Die CGT erklärte, Macron habe «vom Zorn der Bevölkerung nichts begriffen». Die Gewerkschaft UNSA bedauerte, dass für Beamte nichts vorgesehen sei, die oft nicht viel mehr als den Mindestlohn verdienen.

Der Chef der gemässigten CFDT, Laurent Berger, hatte sich schon vor der 13-minütigen Rede des Präsidenten eine obligatorische Prämie von den Unternehmern gewünscht. (aeg/sda/afp)

Die Forderungen der Gelbwesten

Video: srf/SDA SRF
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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4-HO-MET
11.12.2018 11:55registriert April 2016
Die sollen doch Kuchen essen.
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Cpt. Jeppesen
11.12.2018 12:11registriert Juni 2018
Krümmel? Echt jetzt?
Steuerfreie und sozialabgabenfreie Überstundenbezüge (hätte ich auch gerne).
1200 Euro mehr Mindestlohn pro Jahr (Lohnerhöhung kriege ich auch nicht durch beim Chef)
Steuersenkungen (hät ich auch nix dagegen).

Was wollen die noch? Amazon Prime frei Haus, 0 Stunden arbeiten die Woche bei Direktorengehalt? Nie wieder was Neues lernen müssen oder selber etwas an seiner Misere ändern?
Komisches Volk diese Wutbürger in Gelb. Aber es war zu erwarten, es geht auch nicht um Verbesserungen, es geht um Krawall machen, denen da oben zeigen wo der Hammer hängt. Und Putin lacht...
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Theor
11.12.2018 12:12registriert Dezember 2015
Der «Präsident der Reichen» klingt irgendwie lustig, wenn man bedenkt, dass die Reichen aus dem Land flüchteten, das sie zu 75% beteuern will.

https://app.handelsblatt.com/arts-und-style/aus-aller-welt/der-steuern-wegen-gerard-depardieu-ist-jetzt-russe/7588826.html

Die Franzosen sind einfsch total verloren, zu gross ist ihre Verblendung und ihre Anhaftung an alte Zeiten der grande nation. Der unweigerliche Ritt in die Hölle geht weiter...
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